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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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schädlich. Zur Rede stellen wollte er ihn, und zwar so bald
wie möglich.
Als Sylvester den Heger anrief und sich zu einer Unterredung
anmelden wollte, runzelte dieser die Stirn und sagte ruhig:
„Hast du mit Nekrassow gesprochen?“
„Nein, wieso?“
„Er ist mein Chef.“ Nagy zog die Mundwinkel nach unten,
was heißen sollte, dass er sich für ein Gespräch nicht zuständig
fühlte. Worum es ging, fragte er nicht.
„Ich denke, es wäre auch in deinem Interesse, wenn du
zunächst nur mit mir sprechen würdest“, sagte Sylvester
anzüglich, und er sah Nagy streng ins Gesicht.
„Was in meinem Interesse Hegt, kann ich sehr wohl selbst
einschätzen“, antwortete Nagy abweisend, aber nicht mehr
ganz so selbstsicher.
„Na sperr dich nicht.“ Sylvester lächelte jetzt. „Ich kann dich
dazu natürlich nicht zwingen. Wenn du mit mir nicht reden
willst… Ich brauche deinen Rat. Wir haben keine Erfahrung in
der Tierzüchtung. Uns ist gestern das eine Schwein, das
kleinere, eingegangen.“ Sylvester hatte das in einem möglichst
gleichgültigen Tonfall hinzugefügt.
Nagy biss sich auf die Lippen. Dann sagte er: „Bedauerlich.
Aber wer weiß, was ihr für Bedingungen habt, vielleicht ist der
Stall nicht in Ordnung.“
„Eine andere Möglichkeit siehst du nicht?“
Nagy blickte finster. „Im Augenblick nicht.“
Es entstand eine Pause.
„Wenn dir daran liegt, musst du eben herkommen.“
„Danke!“ Sylvester nickte freundlich, und sie einigten sich
auf den Freitag der folgenden Woche. –
    Mac O’Man befand sich in einem Zwiespalt, den er nicht
wahrhaben wollte: Er verdrängte den Gedanken,
irgendwelchen Trugbildern zu erliegen und damit in gewissem
Sinne gemütskrank zu sein, suggerierte sich, dass nichts
vorgefallen, dass er völlig normal sei, dass lediglich eine
vorübergehende Formkrise dieses Phantom heraufbeschworen
habe. Andererseits wehrte sich etwas in ihm, das alles wirklich
nur gesponnen zu haben. Eine solch intensive Wachträumerei
hatte er an sich noch nie beobachtet. Und so sehr er sich auch
mühte, das Bild der Frau in seinem Gedächtnis zu löschen, so
hartnäckig plastisch blieb es. Ja, er ertappte sich des öfteren
dabei, dass er durchaus in der Lage war, jene Unbekannte
neben Kim zu stellen und zu vergleichen, und der Unterschied
im Habitus, in der Dynamik der Bewegung, in der
Gesamtkonstitution trat deutlich hervor. Das oft zitierte Bild
blieb im Gegensatz zu ausgemalten Phantasievorstellungen
stets dasselbe.
    Aber je häufiger Mac jene Zweifel heimsuchten, desto mehr
verbarg er beinahe furchtsam sein Problem vor dem Gefährten.
Er hatte ohnehin den Eindruck, als beobachte ihn Alexej
heimlich, als überwache er alle seine Handlungen, und Mac
bemühte sich, durch besonders harmloses Gehabe und
Diensteifer einen Verdacht erst gar nicht aufkommen zu
lassen. Er schalt sich längst einen Narren, dass er, noch unter
dem Eindruck des – scheinbar – Erlebten, an jenem Abend
Umfrage gehalten hatte. Eine Nachbarin im hiesigen Gebiet –
freilich in einem sonderbaren Aufzug
–, es wäre die
natürlichste Erklärung gewesen. Gewiss, dass die Frau nackt
war in diesem Gelände, blieb weiterhin merkwürdig. Aber
Alexej beringt Hummeln. Wer weiß, was die lange Marszeit
bei anderen auslöst… Die eigenartige Färbung wäre vielleicht
erklärlich. Wechselten doch die Lichtverhältnisse durch die
verschiedenen Sonnen und auch durch den fortschreitenden
Pflanzenbewuchs schnell.
    Mac begann die Gesellschaft Alexejs zu meiden. Er suchte
bewusst die Einsamkeit und meinte, dass er längere
Ausbleibezeiten geschickt genug begründet hatte, sodass es
Alexej als ganz normal auffassen musste, wenn er drei Viertel
des Tages draußen verbrachte.
    Mac hatte Angst, dass Alexej etwas über seinen Zustand
herausfinden könnte. Auf keinen Fall hätte er ihm eine
Meldung zugetraut, aber man sprach über alles Mögliche,
wenn man sich zufällig traf. Und kam einem vom
Raummedizinischen Rat zu Ohren, Mac O’Man hätte
Halluzinationen, verweigerte dieser glatt das
Tauglichkeitszeugnis.
    Ja
– und dann: Mac provozierte seine Phantasien.
Stundenlang saß er auf dem Hang und starrte in die Ebene, auf
den Dünenbogen. Zwar konnte er täglich den Fortschritt im
Bewuchs feststellen, aber niemals wieder hatte er die Vision,
obwohl er sich jederzeit, wenn er die Augen schloss, diese
Frau vorstellen konnte. Aber draußen in der Ebene tat sich
nichts. –
    An diesem Morgen wählte Mac sorgfältig seine

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