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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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„Herein!“ abzuwarten, schlüpfte Wera
in das Zimmer. „So, da wär’ ich. Grüß dich!“ Sie stellte sich
auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kleinen Kuss, streckte
dabei die Arme nach hinten.
Erst in diesem Augenblick fiel Allan ein, dass sie sich für
diesen Abend verabredet hatten.
Allan überspielte die Situation. Er hob den Zeigefinger in
wichigtuerischer Pose, ging zu Vitrine und Kühlschrank und
kam zurück mit Gläsern und einer Flasche Sekt.
„Na, na.“ Wera wiegte den Kopf.
„Mir ist eben danach“, entgegnete Allan. Er entkorkte
fachmännisch die Flasche, goss ein und sagte, als sie die
Gläser erhoben hatten, ohne das Mädchen anzusehen. „Ich
muss dir doch mal danke sagen, Weruschka. Ich weiß, dass ich
manchmal recht stieslig bin.“
Wera zog die Stirn in Falten, trank einen Schluck und fragte
dann: „Ist dir heute irgendwas nicht bekommen?“
Allan lächelte. „Sollte man nicht ab und an so etwas sagen,
wenn einem so ist?“
Sie schloss einen Augenblick die Lider, strahlte ihn dann an,
nickte mit einem glücklichen Gesicht und begann wie in
Gedanken, mit der Linken ihren Anzug aufzuknöpfen. –
    Später erhob sich Allan, bemüht, die Schlafende nicht zu
wecken. Er warf ein paar Zeilen auf einen Zettel, zog den
Koffer aus der Nische und wandte sich zum Gehen.
    „Was ist, Allan?“, fragte Wera plötzlich verschlafen von der
Liege her.
Allan Nagy zögerte. Er stellte den Koffer ab, trat auf die
Liege zu, kniete nieder, nahm Weras Gesicht zwischen die
Hände und küsste sie. Dann sagte er, und er konnte nicht
verhindern, dass es brüchig klang: „Ich gehe, Wera, leb wohl –
es war schön mit dir!“
Wera blickte ihn verständnislos, nicht richtig wach, von
unten her an.
„Wenn du magst, ich schenke dir die Möbel. Ich habe dir
einen Zettel geschrieben…“ Allan wischte mit einer Geste über
das Papier, nahm seinen Koffer auf. Leise schnappte die Tür
hinter ihm zu. Ihm war, als rufe Wera erstaunt seinen Namen.
Allan schritt forsch aus. Erst in diesem Augenblick glaubte er
sich seiner sicher zu sein, war er sich klar, dass er es ernst
meinte. Er ging ohne Wehmut, entschlossen, das zu tun, was
seine Sache war, was sein musste. –
    Alexej Bolscha reckte sich in seinem Sitz. Er empfand, dass er
gut vorankam, dass er an diesem Tag viel geschafft hatte. Die
Signaturen und die Schraffuren wirkten auf dem Riss
gegenüber dem vor einiger Zeit entstandenen sorgfältiger,
zeichnerisch qualifizierter. Er hatte dafür zwar die doppelte
Zeit verbraucht, aber Freude daran gefunden.
„Hoppla“, sagte er dann verwundert Zufällig war sein Blick
auf die Uhr geraten. „Mac übertreibt maßlos.“
    Es schien, als hätten sie nun erst, nachdem ihr Marsdienst
dem Ende zuging, die produktivste Arbeitsteilung gefunden.
Schon jetzt konnte man absehen, dass sie den Bewuchs mit der
ersten Pflanzengeneration auf dem Territorium der Station
1017 um 300 Hektar überbieten würden. Und das dürfte den
Qualifikationsnachweis beträchtlich beeinflussen. Vielleicht
rückten sie sogar die Kategorie A heraus. Im Stillen hatte
Alexej bisher für sich mit der C gerechnet: eben noch
bestanden.
    Alexej hatte sich so weit unter Kontrolle, um zu wissen, dass
die Befriedigung, die er eben noch empfunden hatte, eine
kindliche Selbsttäuschung war, die einen Tag Langeweile
vertrieben hatte. ,Nein, es ist öde hier. Und jeder Tag, der das
Ende näher bringt, ist ein gewonnener Tag!’, dachte er.
    Da gab es etwas, was die Atmosphäre verändert, was eine
Spannung erzeugt hatte, die sich letztlich kreativ auswirkte –
allein durch die Arbeitswut Macs, die natürlich auf Alexej
beispielgebend wirkte. Auf keinen Fall wollte er mit dem
Projekt in Rückstand geraten.
    Es war dies eine Spannung auch, die das Verhältnis zwischen
ihnen beeinflusste. Es gab keine Frotzeleien mehr, von denen
ihre Dialoge sonst gestrotzt hatten. Sie begegneten sich
beinahe ausgesucht höflich und zuvorkommend, aber

wechselten nur die allernötigsten Worte.
    Nun ja, er hätte schon des öfteren das Gespräch gesucht, aber
er nahm Rücksicht auf Mac. Der kam meist recht angegriffen
nach Hause, müde, abgespannt, machte sich frisch, aß, ruhte
einige Zeit und erledigte dann noch dienstliche Routinepost
oder seine Videogramme mit Kim. Und Letzteres bildete die
nächste Merkwürdigkeit: Alexej hatte den Eindruck, dass sich
Macs Beziehung zu Kim verflacht hatte. Gewiss, er hörte die
Videogramme ab, antwortete postwendend. Aber

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