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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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längst überschritten!
Wie sagte man: Krebs, die Geißel der Menschheit. Längst
existiert sie nicht mehr – dank Genmanipulation. Sobald man
vom Nutzen, nein, vom Funktionieren überzeugt war, hat man
die Gentechnik angewendet. Krebs ist Geschichte, fast alle
Erbkrankheiten sind ausgerottet, der verbliebene kleine Rest
wird in den nächsten Jahren auch verschwinden. Wir werden
bald den intakten Menschen haben, den Menschen ohne
körperlichen Defekt, ohne geistigen, zumindest was die Anlage
betrifft…
Was soll danach werden? Es wäre logisch, das anzugehen,
was den Menschen noch hindert, sich über die Erde hinaus frei
zu entfalten…’
In dieser Sekunde bekroch Sylvester eine Gänsehaut, weil er
fühlte, dass er einen Schlüssel gefunden hatte, der ihm das
eröffnen konnte, wozu er bislang keinen Zugang hatte. ,An
dieser Stelle arbeiten wir im Institut!’
Dann wies er den Gedanken von sich. ,Wir arbeiten mit
Tieren und an Tieren, um sie dem Menschen nützlicher zu
machen. Aber – wir beseitigen doch einen Defekt?
Jahrmillionen, Syl, hervorgegangen aus einer unglücklichen
Mutation vielleicht, war das Tier dazu bestimmt, zur Erhaltung
seiner Art zu töten, den unschuldigen Gefährten zu vernichten,
ihn zu fressen. Nicht doch! Pflanzenfresser gab es schon
immer! Aber wo liegt da der Unterschied?
Und soll das nun ein Anfang sein, diesen Defekt zu beheben?
Bescheiden zwar und mit geringem Effekt zunächst Ein
Anfang eben.
Was sagt Marie? Es geht im Wesentlichen um den Sauerstoff,
nicht um den Energiegewinn aus Assimilation. Aber er ist da.
Unsere Schweine liefern den Beweis dafür! Und die Methoden
werden feiner, die Möglichkeiten der Zellhybridisierung
größer. Warum spricht man darüber nicht? Mindestens in der
Diskussion neulich hätte jemand so argumentieren können.
Vielleicht jedoch muss man auf solche Zusammenhänge selbst
kommen, wenn einem an dem Problem etwas liegt.’
Sylvester wusste nicht, ob er sich über seine plötzliche
Erkenntnis freuen sollte. Ihm schmeichelte zwar, an einer
Aufgabe mitzuarbeiten, die der Beginn einer neuen, einer
unvergleichlichen Epoche sein könnte. Aber um so größer war
die Verantwortung!
Na und! Es ist ein reparabler Vorgang. Bei einem Irrtum wird
zurückgedreht Es gibt keine missbräuchliche Anwendung
mehr.
Doch solche Forschung kann nie Zielstellung eines einzelnen
Menschen oder Teams sein. Unsere Arbeit ist allenfalls ein
Tasten, ein Sammeln von Erkenntnissen, ein Steinchen eines
großen und genialen Mosaiks, das später einmal zu einem
strahlenden Bild zusammengefügt werden könnte, wenn ein
solches gewünscht wird.
Sylvester fühlte sich ein wenig benommen. Es befielen ihn
erneut Zweifel. ,Spinne ich?’, fragte er sich, ,denke ich mir das
Sujet eines phantastischen Romans aus?’ Ein Vorhaben dieser
Größe ließe auch keine Vorbehalte zu. Spätere Generationen
werden sich, die Geschichte hat es bewiesen, einen Teufel
darum scheren, ob eine Conny Higgs oder ein Sylvester Reim
Bedenken hatten in der Geburtsstunde einer neuen Ära.
Und die anderen? Wissen sie, fühlen sie es? Resultierte aus
ihrer eigenen Klarheit ihre ausgeglichene Überlegenheit, ihr
freundliches Lächeln, die Fähigkeit, taktvoll über den im alten
Denken Verhafteten zu spotten?
Sie wissen es!
Auch Nagy? Nagy, der Anne Müller, eine begabte Hebamme
des Neuen, zum Scheitern brachte, übersah er in aller
Konsequenz, was er gehemmt hatte?
Und in diesem Augenblick kam Sylvester ein Gedanke, ein
alles erhellender: ,Hatte Nagy wirklich gehemmt? Hatte er
nicht vielmehr – unbewusst vielleicht – forciert? Was wollte
Anne mit der C vierzehn auf dem Mars? Weder Schweine noch
andere Versuchstiere gab es dort!’
Sylvester wurde es heiß. Er fuhr mit dem Finger zwischen
Hals und Kragen. Sie war eine logisch denkende Frau, die eine
unglückliche Liebe zwar schmerzt, aber nicht aus der Bahn
wirft und für die ein Misserfolg in der Arbeit überhaupt kein
Grund ist, aufzugeben.
Anne hatte nicht aufgegeben! Sie hat weitergeführt auf einer
höheren Ebene, auf der höchsten!
In diesem Augenblick war sich Sylvester sicher, dass er
Recht hatte. Er wäre am liebsten losgerannt, um diesen Einfall
anderen mitzuteilen, Alarm zu geben.
Aber – vielleicht bin ich nicht allein mit dieser Vermutung?
Ramona-Ros? Vor Jahren mag sie sie gehegt haben…
Und all diese Spekulationen schlossen die Unfallhypothese
nicht aus, machten sie sogar glaubhafter.
Auf einmal wusste Sylvester, dass ihn niemand

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