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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gefährten. Und Sibirien, den
Menschen so nah, war eigentlich noch immer Neuland, im
Großen bekannt, im Detail aber voller Überraschungen und
Abenteuer. Und dort konnte man sich hineinwerfen mit Haut
und Haar und war wenig eingeschränkt durch Vorschriften,
konnte weitgehend selbst entscheiden und brauchte nicht bei
jeder Kleinigkeit das Team oder irgendwelche Räte zu
bemühen.
Menschen wie Mac, die ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen,
täglich, stündlich, die bereit sind, sich einzusetzen, wann
immer sie gebraucht werden, sind genauso wichtig wie die
Kommandanten, die Helden. Und zumeist finden sie, wenn sie
das eigene Leistungsvermögen richtig einschätzen, auch die
notwendige Zufriedenheit.
Mac, davon war Alexej überzeugt, hatte sich beizeiten diese
Haltung zu eigen gemacht, eine Haltung, die ihn befähigte,
sein Ziel konkret anzusteuern, die ihn im Allgemeinen zum
ausgeglichenen Menschen machte.
Alexej lächelte, als er daran dachte, wie gründlich Mac in
diesen Tagen aus dem Gleichgewicht geraten war. Aber das
geht vorüber! Sobald seine Kim ihm im Kosmodrom
entgegentritt, wird der Mars für ihn weit weg sein, viel weiter,
als es der tatsächlichen Entfernung entspricht. Später wird er
sich natürlich erinnern, aber berühren wird ihn das so
unmittelbar nicht mehr. Und seine Kinder werden glauben,
Vater setzt die Tradition der Grimm und Andersen, der
orientalischen Märchenerzähler fort, wenn er von der grünen
Marsfrau spricht.
,Halt, Alexej, das hieße, dass diese Episode zu Ende ist und
mit uns diese Frau verschwindet. Dabei stehen wir erst am
Anfang. Auch Macs Kinder werden erfahren, was es mit der
Grünen auf sich hatte – und wir beide, Mac und ich, werden
die ersten Schritte hierfür tun.’
Alexej wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Hinter
seinem Rücken brach jemand durch die Ranken. Sollte sie
heute etwa eher und aus falscher Richtung kommen? Er drehte
sich langsam um, damit sie nicht erschrecke.
Mac stand da.
„Nanu?“, Alexej war echt verwundert. „Ich denke, du
wolltest nicht dabei sein?“
Mac zuckte mit den Schultern. „Ich dachte… Vielleicht
kommst du nicht zurecht. Schließlich ist sie an mich gewöhnt.
Und dann – ich habe dir gar nicht ausführlich gesagt, wie sich
das hier immer abspielt. Du hast nur einmal ein wenig davon
gesehen.“
Wieder wurde es Alexej unwohl. Ihm war klar, dass
Misstrauen Mac hier hergetrieben hatte, und es wurde damit
deutlich, dass Mac die Grüne in irgendeiner Weise als zu sich
gehörig, als seinen Besitz betrachtete. Mac war eifersüchtig,
mochte nicht, dass Alexej sich ihr näherte. Das wurde Alexej
bewusst, als er Mac vor sich sah. Er verstand ihn, konnte aber
sein Verhalten nicht akzeptieren. Ärger stieg in ihm an, weil
der Erfolg der Aktion nunmehr sehr gefährdet schien. „Also
gut“, sagte er schließlich.
Dann kam sie.
Mac lebte sichtlich auf, eilte ihr entgegen.
,Wie bei einem Rendezvous’, dachte Alexej.
Das Spiel begann. Sie zeigte wie stets keine besondere
Reaktion. Einmal streifte ihr Blick flüchtig Alexej. Seine
Anwesenheit schien ihr jedoch gleichgültig zu sein, zumindest
ließ sie sich in ihrem Gebaren nicht stören.
Als sich das Zeremoniell dem Ende näherte, gab Alexej
seinem Gefährten mehrfach durch Zeichen zu verstehen, er
solle endlich anfangen. Stets winkte Mac ab.
Der Zeitpunkt rückte näher, zu dem sie wieder spontan
aufbrechen würde, und noch immer zögerte Mac.
Dann, in einem günstigen Augenblick, als sie ihm den
Rücken zukehrte, sprang Alexej hinzu, warf ihr den Anzug von
hinten über die Schultern und rief: „Mach den Verschluss zu,
Mac, schnell!“
Mac zögerte, überrascht von Alexejs Handeln.
Sie reagierte wie ein scheues, ungezähmtes Pferd. Sie duckte
sich, versetzte Mac, der nun zugreifen wollte, einen Stoß, dass
er taumelte, und sie flüchtete.
Alexej rempelte Mac, der um Gleichgewicht rang. Er
erreichte die Flüchtende, packte sie am Arm und sie stürzten.
„Den Anzug, Mac, schnell!“
Sie wand sich wie beim ersten Mal. Die Dornen einer Ranke
rissen ihr die Schulter blutig. Er warf sich halb über sie und
versuchte, die Umsichschlagende festzuhalten. Sie fauchte und
biss, ihre Augen rollten in panischer Angst.
Plötzlich fühlte sich Alexej mit hartem Griff gepackt und
empor gerissen. Er war so überrascht, dass er die Frau losließ.
Dann schlug er nach hinten.
„Lass sie gehen, sag ich dir, lass sie!“, zischte Mac.
Die Grüne hatte sich blitzschnell aufgerappelt, trat auf

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