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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ernst nehmen,
dass man ihn belächeln würde, wenn er sich anderen mitteilte.
Und dann musste er an eine Notiz denken: Man hatte in
einem Flugsandschrund eine vor Jahrzehnten verunglückte
Gruppe von Menschen gefunden, mumifiziert…
Vage noch reifte in Sylvester ein Plan.
Augenblicklich fühlte er sich erleichtert. Er hatte eine
Chance, seine Erkenntnis zu überprüfen, sie womöglich ad
absurdum zu führen. Und auch das wäre ihm recht gewesen.
Noch war er mit alldem nicht fertig.
„Ihr Schweine!“, murmelte er anerkennend und richtete
seinen Blick wieder hinunter in die Koppel.
Dort aber hatte sich das Bild verändert. Fünf oder mehr,
Sylvester konnte es im Durcheinander nicht ausmachen, der
Tiere spielten verrückt. Sie jagten durch das Geviert, tollten –
Sylvester hatte den Eindruck, mit Freude in den
Schweinegesichtern. Sie wälzten sich, rempelten, bockten und
übertrugen so die Unruhe auf alle.
Obwohl Sylvester von Schweinen wenig verstand, glaubte er,
dass sich die Tiere anormal betrugen. Eine Ursache dafür sah
er nicht. Weder das zweite Luftschiff näherte sich noch
irgendein anderer Störenfried.
Und noch etwas fiel ihm auf: Es handelte sich bei den
tobenden Tieren offenbar um Schweine, die der ersten Serie
angehörten. Er erkannte sie an den großen roten Punkten auf
den feisten linken Hinterschenkeln. –
Mac O’Man blickte mürrisch. Sie saßen im
Gemeinschaftsraum nach der Rückkehr aus der Zentrale.
    Alexej hatte das Modellhologramm ihrer Station an die Wand
projiziert, so wie sie schon in sechs bis acht Monaten aussehen
würde, aber beide hatten sie nicht das Bedürfnis, sich darüber
auszulassen.
    Das Bild zeigte Zäune und Schauer, Rohrleitungen und
Tränken, die sich über das Areal verteilten, überall dort, wo
jetzt saftige grüne Gestrüppfelder wucherten.
    Mac hatte ausgesprochen, was beide viel mehr bewegte als
die etlichen 100 Schweine, die auf ihrem Gebiet angesiedelt
werden sollten. „Was wird aus ihr, Alexej?“
    Nach einer Pause sagte Alexej: „Noch haben wir zwei
Monate Zeit. Wir holen sie hierher, beobachten sie eine Weile
und überlegen uns in Ruhe, was geschehen soll.“
    „Sie wird nicht noch einmal so ohne weiteres hierher
kommen.“ Mac schüttelte leicht den Kopf.
„Ein bisschen nachhelfen müssen wir schon.“ Alexej sah Mac
von der Seite her an, keineswegs sicher, wie der reagieren
würde.
Mac fuhr auf. „Bist du verrückt? Wie willst du das
bewerkstelligen? Sie würde störrisch sein, verstört dann.“
„Letztens ging es auch“, bemerkte Alexej betont ruhig. „Und
– es hat ihr nicht geschadet.“
„Da war sie vor dem Haus. Die Maschine ist weit.“
Alexej unterdrückte seine Verlegenheit. „Es wird auch so
gehen“, sagte er.
„Du möchtest es dort versuchen?“, fragte Mac. Es klang, als
ob er nie und nimmer an einen Erfolg glaubte.
„Anders kommen wir nicht voran.“
„Ich kann ihr keinen Zwang antun“, beteuerte Mac leise.
„Wenn sie uns nicht freiwillig begleitet, lasse ich es!“ Das
Letzte klang trotzig.
„Ich mache das schon.“ Alexej lehnte sich zurück. Das
Schwierigste schien geschafft.
„Aber keineswegs mit Gewalt!“ Mac sprach schwach
kategorisch. „Ich will nichts damit zu schaffen haben.“
„Kannst dich auf mich verlassen, Mac!“ Und Alexej stand
auf, legte dem Gefährten flüchtig eine Hand auf die Schulter,
schaltete den Holographen aus und begann die Ausrüstung für
die Aktion zusammenzukramen.
Er erinnerte sich, wie er das Wesen transportiert hatte, und er
war sich gewiss, dass Mac, wiederholte er es, wahrscheinlich
einen Tobsuchtsanfall und danach einen Herzschlag
bekommen würde. Alexej begann daher, die geländegängige
Heuschrecke, die sie der körperlichen Bewegung zuliebe nie
benutzt hatten, flott zu machen.
Mac saß in der Zeit in seinem Sessel, nachdenklich, untätig.
Er beobachtete Alexej durch das Fenster, half jedoch nicht, als
dieser die Heuschrecke vor das Gebäude schob – in dem
lockeren Sand eine Schinderei.
Bis zum Aufgang von Sunnyboy blieben noch zwei Stunden,
als Alexej den Motor des Fahrzeugs nach einem Probelauf
abstellte.
Ohne ein Wort darüber zu verlieren, waren sie sich einig,
dass das Vorhaben sofort ausgeführt werden musste, obwohl
eine Reihe von Vorbereitungsarbeiten für die neue
Versuchsstation auf sie wartete.
Alexej aß eine Kleinigkeit, hängte sich die vorgeschriebenen
Außendienstutensilien um und bemerkte dann: „Ich fahre
schon jetzt; da riskiere ich nicht, dass sie

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