Die Maske
fror ich innerlich. Für mich ein Zeichen und eine gleichzeitige Warnung…
***
Suko riß die Arme hoch!
Etwas anderes konnte er nicht tun, denn ihm blieb keine Zeit mehr, nach seinen Waffen zu greifen, weil der rasende und veränderte Fuchs bereits zu nahe an ihn herangekommen war.
Gleichzeitig warf sich Suko zurück in den Wagen, was sein Glück war, denn der Fuchs hatte bei seinem Sprung noch die Enge der Fahrerseite berechnet. So prallte er seitlich gegen den Lenkradring, und die aufgerissene Killerschnauze geriet aus der Bißrichtung. Suko bekam Zeit, die er auch nutzte. Er winkelte das rechte Bein an und stieß es sofort danach wieder vor. Sein Schuh drückte gegen das Fell am Bauch, dann ein heftiger Tritt, und der Fuchs wurde von der Kraft zurückgeschleudert.
Suko hörte in wütend knurren. Der rotbraune Körper verschwand vor seinen Augen, er prallte zu Boden, rollte sich dort herum und jagte wieder hoch.
Geduckt sprang Suko aus dem Wagen. Ein gezielt geführter Karatetritt gegen die Flanke schleuderte den Fuchs zur Seite. Er heulte und biß vor Wut in das Gras, in dem er gelandet war.
Wie ein Stehaufmännchen schnellte er hoch, da hatte Suko seine Beretta bereits gezogen.
Als der Fuchs den Kopf herumdrehte und den Inspektor mit seinen roten unnatürlichen Augen anstarrte, drückte Suko ab.
Das geweihte Silber fand sein Ziel genau zwischen den Augen. Es sah so aus, als würde der Schädel des veränderten Tieres auseinanderfliegen. Der Fuchs drehte sich, schlug noch einmal mit den Läufen, kratzte über den Boden und sank zusammen.
Regungslos blieb er im etwas tieferen Straßengraben liegen, und Suko ging langsam auf ihn zu.
Nein, von diesem Tier drohte ihm keine Gefahr mehr. Eine Kugel hatte ausgereicht, um dessen Existenz zu vernichten.
Mit dem Fuß drehte Suko den Kopf so, daß er in die Augen blicken konnte.
Kein Rot schimmerte mehr in ihnen. Sie hatten die kräftige Farbe verloren und sahen jetzt aus wie sprödes Glas, das dicht vor dem Zerbrechen stand.
Tief atmete der Inspektor durch. Aus der Kugelwunde drang nicht viel Blut, nur ein kleiner Rinnsal, aber es besaß eine dunkle, fast schwarze Farbe, was Sukos Verdacht zur Gewißheit verdichtete, daß er es bei diesem Tier mit einem von teuflischen Kräften veränderten zu tun hatte. Hier hatte die Hölle tatsächlich ihre Hände im Spiel gehabt. Er drehte sich um, suchte nach anderen Gegnern, entdeckte keinen mehr, und auch auf der Weide war es wieder still geworden. Die Kühe hatten sich wieder beruhigt. Hier und da gaben sie noch ein dumpf klingendes Muhen ab, das war auch alles. Dennoch reagierten sie anders als gewöhnlich, den sie hatten sich in einem großen Kreis aufgestellt, in dessen Mitte die von dem Fuchs vernichtete Kuh lag. Aus dem Gras ragte ihr Körper hervor wie ein dunkler, etwas in die Länge gezogener Hügel.
Suko wollte sich die tote Kuh aus der Nähe anschauen. Er überquerte die Straße und sprang über den Zaun. Seine Füße versanken im weichen Gras.
Die Tiere glotzten ihn an, als er die Weide überquerte. Manche bewegten träge ihre Schwänze, weil sie damit die Fliegen vertreiben wollten.
Die tote Kuh blutete aus, und Suko erschrak, als er sah, welche Wunden die Zähne des Fuches gerissen hatten. Das war kaum mehr erklärbar. Der Körper sah an dieser Stelle aus, als wäre er in die Klammer eines Monstrums gelangt.
Der Inspektor schluckte. Er schüttelte den Kopf und schritt um das tote Tier herum.
Andere Spuren, die sich verfolgen ließen, hatte der Fuchs nicht hinterlassen. Nicht weit entfernt hob sich der dunkle Saum des Waldrandes ab. Dort gab es genügend Deckung und Möglichkeiten, sich zu verstecken.
Es wäre die reinste Zeitverschwendung gewesen, am Waldrand zu suchen. Wichtig waren andere Dinge.
Beim Zurückgehen dachte Suko über die nahe Zukunft nach. Er konnte praktisch zwischen zwei Alternativen wählen. Entweder fuhr er zum Kloster, wo sein Freund John Sinclair auf ihn wartete, oder aber in den Ort, aus dem der Mann mit dem Transporter gekommen war und so ungewöhnlich reagiert hatte.
Suko konnte sich vorstellen, daß er nicht der einzige Mensch war, der eine derartige Furcht vor gewissen Dingen spürte. Möglicherweise fand er des Rätsels Lösung in Fieldham oder zumindest einen Teil davon. Im Kloster konnte er anrufen und Bescheid sagen.
Das tat er vom Wagen aus.
Leider hob niemand ab. Auch nach dem siebten Klingeln nicht, und Suko legte frustriert auf. Dann fuhr er an.
Bis zum Ziel
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