Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maske

Die Maske

Titel: Die Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Innocencia, was die Äbtissin mit einer dankbaren Kopfbewegung quittierte. Normalerweise hätte ich mich darum gekümmert. Meine Aufgabe war eine andere. Ich wollte die Tote nicht vor dem Beichtstuhl liegenlassen. Diese Stelle fand ich irgendwie unwürdig. Deshalb ging ich hin und trug sie zum Ausgang. Sie war nicht schwer.
    In meinem Gesicht regte sich nichts, als ich mit der Toten die Kapelle verließ.
    Der Schauer lag wie eine Eisschicht auf meinem Rücken, zog sich hoch über das Gesicht und erreichte sogar die Kopfhaut. Die Nonnen hatten sich nahe der Kapelle versammelt. Sie bekreuzigten sich, als ich sie passierte. Die meisten von ihnen weinten. Es war fürmich ein schlimmer Weg.
    Mit einer Toten auf den Armen und dabei hineinschreiten in einen wunderschönen Morgen.
    Im Kloster führte man mich in das Zimmer der Toten. Dort legte ich sie auf ihr Bett nieder. An der offenen Tür standen Nonnen und schaute mir zu.
    Ich drehte mich um und suchte die Äbtissin. Sie war nicht da. Auf meine diesbezügliche Frage wurde mir erklärt, daß ich sie in ihrem Büro finden konnte.
    Dorthin führte mich der nächste Weg.
    Clarissa saß wie eine Steinfigur hinter ihrem Schreibtisch, versunken in Gedanken und mit einer bleichen Haut, bei der die verweinten Augen besonders auffielen.
    Ich blieb vor dem Schreibtisch stehen. Sie sah mein Nicken, hob den Kopf an und sagte: »Sie sind gekommen, damit ich Ihnen den Platz zeigen kann.«
    »So ist es.«
    Die Äbtissin nickte, bevor sie sich erhob. »Dann bitte, Mr. Sinclair. Ich glaube, daß jede Sekunde wichtig ist.«
    »Das meine ich auch.«
    »Und Sie wissen genau, auf was Sie sich da eingelassen haben?«
    »Darauf können Sie sich verlassen, Ehrwürdige Mutter. Ich bin in diesem Geschäft kein Neuling.«
    »Wer ist denn Ihr Gegner?«
    »Das Böse allgemein. Das bekämpfe ich. Daraufhabe ich einen Eid geleistet.«
    Sie erhob sich mühsam. Und ebenso mühsam gestaltete sich ihr Lächeln. »Es ist gut, daß es Menschen gibt, die so denken und auch handeln, Mr. Sinclair.«
    »Danke.«
    Die Äbtissin war noch sehr schwach auf den Beinen, deshalb reichte ich ihr meinen Arm, den sie in Ellbogenhöhe umklammerte, mit einem sehr sicheren Griff. »Wir müssen es schaffen, Mr. Sinclair. Wir müssen es einfach!«
    »Keine Sorge. Ich werde den Killer stellen.«
    »Sie besitzen ein großes Gottvertrauen, das ist gut.«
    »Und ein mächtiges Maß an Optimismus, Ehrwürdige Mutter. Das kommt noch hinzu.«
    »Beides ist in unserer heutigen Zeit sehr wichtig. Leider gibt es nicht viele Menschen, die so denken.«
    Unsere Unterhaltung schlief ein. Ich dachte wieder an Suko, der noch immer nicht eingetroffen war. Um ihn konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Die Äbtissin hatte wirklich recht gehabt. Wir durften keine Zeit mehr verlieren. Innerhalb der Mauern war sämtliches Leben erstarrt. Wir hörten kaum noch Stimmen. Das Entsetzen hatte sich bleiern zwischen die Mauern gelegt. Im Angesicht der schlimmen Vorgänge traute sich niemand, auch nur lauter zu reden.
    Die Äbtissin atmete schwer. Auch sie oder gerade sie drückten die schweren Sorgen. Sie führte mich durch einen langen Gang in Räume, die nicht bewohnt waren.
    Sie drückte eine voluminöse Tür auf, und wir betraten gemeinsam einen großen Raum, der zwei Fenster besaß, die sich gegenüberlagen. Ein für das Kloster ungewöhnlicher Geruch umgab mich. Es roch kühl, nach Staub und auch nach alten Möbeln, die an den Wänden standen. Dunkle Schränke, einer davon nur so hoch wie eine Kommode, der andere reichte fast bis zur Decke.
    »Ist es hier?« fragte ich ein wenig skeptisch.
    Die Äbtissin nickte. »Sie müssen den Teppich hochnehmen. Der Eingang ist darunter verborgen.«
    Ich gestattete mir ein Lächeln. »Das klingt ja richtig geheimnisvoll.«
    »Ist es auch. Wir haben im Prinzip vergessen wollen, daß dieses Kloster zum zweitenmal aufgebaut wurde, nachdem man es zerstört hatte.«
    »Gab es einen Grund?«
    Sie hob die Schultern. »Gerüchte. Das Kloster wurde niedergebrannt, weil sich hier Dinge abgespielt haben, die mit dem normalen Leben der Nonnen nicht zu vereinbaren waren, wenn Sie verstehen. Ober muß ich in Details gehen?«
    »Nein, man liest in letzter Zeit viel über die Vergangenheit der Kirchenfürsten und der Klöster.«
    »Auch wir wollen die Augen nicht vor unserer Geschichte verschließen, Mr. Sinclair.«
    Ich hatte mich gebückt und den Teppich an einer Seite angefaßt. Zum Glück stand kein Möbelstück auf ihm,

Weitere Kostenlose Bücher