Die Maske des Alien
Frau hin und her. Nein, Vergnügen ist es nicht. Joane, die schon einmal ein Kind zur Welt gebracht hat (das jetzt dahingeschieden ist), erscheint dem Beobachter reif für ein neues. Schmerz ist es auch nicht. Ihre Hüften sind breit und ihre Gesäßbacken, emporgereckt, wie Klumpen von schwarzem Fleisch. Notwendigkeit? Nein, auch das nicht. Der Akt ist nichts als ein maßvoller Scherz. Es ist offensichtlich. Fain leidet an einer Schwäche des Fleisches. (Skallon ebenfalls, aber das ist nicht wichtig in diesem tanzenden, singenden Augenblick.) Und während er zuschaut, erblüht eine brennende Wahrheit, schwerelos aufschwebend.
Fain ist verdammt. Er muß fallen. Der Höhepunkt kommt belustigend nahe. Er zieht sich von dem Guckloch zurück und verläßt auf leisen Sohlen das Zimmer. Unten in der Küche tritt er zu Kish, der sich ein spätes Nachtmahl bereitet. „Mutter und Fain sind oben in seinem Zimmer“, sagt er. „Sie machen komische Geräusche.“
Er stürzt auf Fain und Skallon in ihrer Verkleidung zu. „Ich habe ihn gefunden!“ ruft er. „Es ist Euer Feind! Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen!“
Er hat gewöhnliches Vertil benutzt, um den schwarzgewandeten Attentäter in die verbotene Halle zu locken. Fain müßte das wissen, aber im Eifer der Jagd denkt er nicht nach. Seit er zum ersten Mal von Alvea gehört hat, bewundert er die Kaste der Attentäter mehr als alle anderen. Furchtbar in den Legenden, ohne jemals zu handeln. Darin liegt der Widerspruch, und darin liegt für ihn auch die Schönheit.
Während Fain und Skallon in die Halle eilen, um ihrem Feind entgegenzutreten, klettert er auf eine steinerne Zinne und beobachtet den wogenden Mob auf dem Platz unter ihm. Die Menschen sind wie wimmelnde Insekten, die in irrwitziger Hast über den grauen, glatten Bauch eines verwesenden Tieres krabbeln. Was wird jetzt geschehen? Wird Fain den Schwarzgekleideten töten? Oder Skallon? Wird der Mann fliehen und eine Jagd entfachen, oder wird er vielleicht Fain töten, oder Skallon, oder beide? Deswegen sind seine Pläne niemals wirkliche Pläne. Bewußt läßt er viele Möglichkeiten, viele Alternativen offen. Kein Augenblick ist jemals sicher. Der Zufall ist willkommen. Als der Attentäter endlich auftaucht und über das graue Pflaster hastet, empfindet er nichts. Fain und Skallon folgen. Sein Plan ist gelungen, doch er verspürt keine Befriedigung. Kann ein Fischer stolz auf die Fische sein, die er gefangen hat? Nein, mit Berechtigung kann er es nicht, denn das Eine hat längst beschlossen, diese Fische existieren zu lassen. Und so ist es auch mit seinen Plänen des Chaos. Er ist ein Agent, aber niemals ein Schöpfer.
Er steigt hinunter und sagt Fain, wo der Attentäter ist. Er nimmt teil an der Verfolgung, wohlwissend, wo – wenn auch nicht wie – sie enden muß. Der Attentäter sitzt in der Falle. Fain sagt: „Der Kleine und ich werden warten. Er sagt mir Bescheid, wenn der Änderung bei ihm herauskommt, und ich behalte die Straße im Auge. Ich habe beschlossen, daß wir es auf deine Art machen, Skallon – keinen kaltblütigen Mord. Du gehst zurück zum Hotel, holst Scorpio und bringst ihn her.“
Scorpio! Er lächelt an seinem Platz an der Rückseite des Gebäudes. Eine unerwartete Wendung in seinem Plan. Flüchtig sieht er die Vision einer alternativen Zukunft: Der Hund kommt und erkennt Danon als den Änderung. Fain zieht seinen Strahler, tötet den Jungen. Er kehrt zum Hotel zurück, sagt kein Wort, schläft mit Joane und reist im Triumph zur Erde zurück.
Aber als der Hund dann kommt, ist er zu gewitzt, um sich ihm gefährlich zu nähern. Die alternative Zukunft ist abgewaschen von der Palette der Möglichkeiten. Statt dessen ergreifen sie den Attentäter. Er stirbt nicht, denn
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