Die Maske des Alien
Fain entdeckt allzu schnell den Deckmantel des Vertil. Zorn folgt, ein heftiger Wutausbruch. Fain weiß, er wurde verspottet, frustriert, zum Narren gehalten.
Er erinnert sich, wie er auf der Heimatwelt einmal einen Film sah, geschaffen vor langer Zeit im antiken Amerika auf der Erde, den die ursprünglichen Philosophen auf den Planeten gebracht hatten, als heiliges Zeichen all dessen, was sie wußten und glaubten. In einem Volk, für welches Kunst nicht existieren konnte – denn Kunst ist nichts als der fruchtlose Versuch von Blinden, den geschmolzenen Strom des Chaos in eine Ordnung zu pressen –, genoß dieser Film eine ungeheure Popularität. Er erzählte, wie an einem freundlichen, gewöhnlichen Tag die sanftesten und passivsten aller Geschöpfe, die Vögel, sich in Massen erhoben, um ihre menschlichen Herren zu vernichten. Er saß unter den Zuschauern und lachte mit den anderen, denn für ihn lag die Komik in den unaufhörlichen Versuchen der Erdler, irgendeine Erklärung für eine Serie von Ereignissen zu finden, die selbstverständlich ganz und gar sinnlos waren. Diesen Film zu sehen erfüllte ihn mit einem starken Gefühl der Freude, denn er begriff die Wahrheit, die darin lag, und bewunderte das Genie derer, die es vor so vielen Jahrhunderten ebenfalls gewußt hatten. Aber er erinnert sich auch daran, wie er den Film ein zweites Mal sah und wie ihn diesmal nicht Freude, sondern Schrecken erfüllte. Er stand auf und schrie. Er versuchte, die Kopie zu vernichten, und nur mit Gewalt war er davon abzuhalten. Es ist dasselbe! schrie er ihnen zu. Jede Szene, jedes Bild, jedes Wort des Dialogs. Eine Beschreibung des Chaos, gegeben in der geordnetsten Weise, die sich vorstellen ließ. Der Wahnsinn dieses Widerspruchs erfüllte ihn mit Grauen. Seither hat er sich standhaft geweigert, diesen oder irgendeinen anderen Film anzuschauen.
Und auch jetzt ist er schreckerfüllt. Aus ähnlichen, wenn nicht aus identischen Gründen. Sein hüpfender, schwebender Tanz zur Vernichtung Fains funktioniert zu glatt. Jeder Augenblick ist wie das gefrorene Bild in einem vollendeten Film. Nur der Schluß, die Auflösung, die schließliche Enthüllung von Sieg oder Niederlage liegt tatsächlich im Ungewissen. Ein fließender, singender Zweifel. Jetzt, zum ersten Mal, beginnt er sich auch davor zu fürchten. Alles geht zu reibungslos, zu sicher vonstatten. Wann immer er handelt, ergibt sich das Nächstliegende:
… Während Fain und Skallon mit dem Versuch beschäftigt sind, den Änderung in Reichweite des Hundes zu locken, bewegt er sich durch die wogenden Mengen der Stadt und verbreitet mit konspirativem Flüstern den Gedanken an die Möglichkeit einer irdischen Infiltration der Stadt. Sorgfältig seinen verbliebenen Vorrat an Vertil einsetzend, bemächtigt er sich einer Anzahl von Agenten und schickt sie aus, ähnliche Gerüchte zu verbreiten.
… Den Rest des Nachmittags verbringt er ruhend in seinem Zimmer. Die nächsten Stunden werden entscheidend sein, das weiß er, und schon beginnt sein Zögern, seine Angst sich bemerkbar zu machen. Er nickt ein, aber schon nach kurzer Zeit wecken ihn die üblichen, schlechten Träume. Joane hört sein Schreien, und sie kommt, ihn zu beruhigen. Er gleitet in ihre Arme und legt seinen Kopf auf ihre weichen Brüste. Dunkel, warm und dumpf sind sie, singende Anmut, gebend, ja.
… An diesem Abend präpariert er Skallons Bier mit einem milden Euphoricum, das er von einem Straßenhändler erstanden hat. Zuvor hat es ihm besonderes Vergnügen bereitet, Fains Erörterungen in bezug auf Änderlinge zu lauschen. Doch dann sagt Skallon: „Das ganze Problem mit den Änderungen ist doch, daß sie keinem
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