Die Masken des Morpheus
Nostradamus-Kornweihe oder wie die Hunde, die uns bis nach Phobetor gefolgt sind? Ich hätte das Tier mit dem Feuerkristall prüfen sollen. Lass uns hier verschwinden.«
»Wäre es nicht besser, den Rappen zu suchen?«
»Nein. Sollte er das sein, was ich befürchte, wird er die Schwarzen Wölfe holen. Komm! Wir verteilen das Gepäck auf unsere beiden Pferde und machen uns aus dem Staub.«
Nach wenigen Minuten schwangen sie sich in die Sättel und ritten los. Als sie den Waldrand erreichten, schwenkten sie nach Nordwesten und folgten dem Saum des dunklen Tanns. Der Halbmond stand schon dicht über dem Horizont. In einer Stunde würde es stockfinster sein.
Unvermittelt knackte es in den Bäumen zu ihrer Linken, so als bräche ein dicker Ast entzwei.
»Vorsicht!«, rief Arian.
Ein Schuss krachte.
Arian meinte, die Kugel an seinem Ohr vorbeizischen zu hören.
Noch einmal knallte es aus dem Wald.
Mira schrie.
»Bist du verletzt?«, keuchte er.
»Nein. Aber es war knapp.«
»Behalt den Kopf unten und galoppiere, so schnell du kannst.«
Ungefähr einen Bogenschuss weit kamen sie unbehelligt voran, bis sie hinter sich zwei schattenhafte Verfolger bemerkten. Dann brachen vor ihnen jäh zwei weitere Reiter aus dem Unterholz hervor und versperrten ihnen den Weg.
»Schwarze Wölfe!«, rief Arian.
Miras Pferd scheute und warf sie ins Gras.
Arian schrie ihren Namen und schwang sich aus dem Sattel, um zu ihr zu eilen. Sie bewegte sich nicht.
Einer der beiden Finsterlinge preschte freihändig auf ihn zu, in der Linken einen Parierdolch und rechts das Rapier zum tödlichen Hieb erhoben. Einige Pferdelängen dahinter galoppierte sein Kumpan.
Arian entfernte sich ein paar Schritte von Mira, damit sie nicht unter die Hufe des Rappen geriet. Dann blieb er stehen. Während die finstere Gestalt herandonnerte, verspürte er eine sonderbare Ruhe. Wessen Seelenecho ließ ihn so abgeklärt abwarten? Hooters? Turtlenecks? Oder das von Morpheus?
Kurz bevor ihn das Pferd erreichte, stieß er mit seiner Bauchrednerstimme einen gellenden Schrei aus – direkt in die Ohren des heranstürmenden Tieres. Es wieherte vor Schreck und stemmte die Hufe in den Boden. Der Reiter flog aus dem Sattel.
Arian sah die lange Klinge in der Hand des Gegners auf sich zukommen. Mit einer schnellen Drehung wich er dem Streich aus, der seinem Hals gegolten hatte. Der Mann landete auf dem Bauch, keuchte, bäumte sich auf und sank gleich wieder in sich zusammen.
Schon war sein Kumpan herangekommen. Auch er schwang ein Schwert. Plötzlich hörte Arian, wie hinter ihm Stahl am Mundblech einer Scheide entlangschabte. Er schleuderte seinen Stockdegen auf den Angreifer und duckte sich. Gleichzeitig wirbelte er herum und sah eine Klinge über seinem Haupt hinwegsausen. Im Rücken vernahm er einen Schrei und das Geräusch eines Pferdes, das fiel und auf dem Gras entlangrutschte.
Arian sprang auf den unberittenen Mann zu, der ihn hatte enthaupten wollen, und rammte ihm den Kopf gegen das Brustbein. Der Schwarze Wolf verlor sein Rapier, ging keuchend zu Boden und rang nach Luft. Arian stemmte das Knie auf seine Brust, drückte ihm mit der Rechten den Hals zu und zog mit der anderen Hand seinen Dolch, um ihn dem Schergen des Fürsten ins Herz zu bohren – doch dann zögerte er.
Er war nicht wie sie, kein Mörder …
»Halt!«, rief hinter ihm eine Stimme.
Arian warf den Kopf herum und erschauderte. Da war der vierte Wolf. Er richtete eine Pistole … auf Mira!
»Lass ihn los«, verlangte der Kerl. »Und wirf dein Messer weg.«
Widerstrebend gehorchte Arian. »Lasst das Mädchen in Frieden. Morpheus geht es doch nur um mich.«
Der Mann mit den Atemproblemen kroch auf seinen Kumpan zu.
»Wie kommst du darauf?«, entgegnete der indessen. Seine Stimme klang belustigt.
»Ich bin sein Urenkel.«
»Wir bekamen den Befehl, euch beide zu töten, solltet ihr uns über den Weg laufen. Danke, dass du meinen Kameraden am Leben gelassen hast.« Der Schwarze Wolf zielte auf Miras Brust.
»Nein!«, brüllte Arian. Ein Vulkan des Zorns brach in ihm aus.
Der Scherge drückte trotzdem ab und der Vorderlader verwandelte sich in einen Feuerblitz.
Der Mann am Boden und Mira schrien vor Schreck, Arian vor Verzweiflung und der Schütze vor Schmerz, weil ihm seine eigene Waffe um die Ohren flog. Von den Splittern tödlich getroffen, sackte er in sich zusammen.
Arian hob das herrenlose Rapier auf und näherte sich damit dem letzten der vier Kerle, der gerade erst auf die
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