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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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eine neue Illusion. Diesmal verwandelte er die Luft in das Element Erde.
    Vor dem Seelendieb wuchs eine Mauer aus dem Boden. Zwei oder drei Atemzüge später hatte sie die Decke erreicht. Nur in Kopfhöhe ließ Arian ein Guckloch frei. An dieses trat er heran und stellte sich vor, was der Unhold aus seiner Kerkerzelle sah: einen grinsenden Tattergreis, der inmitten von züngelnden Flammen stand. Wenn das nicht furchterregend war!
    »Überrascht?«, fragte er amüsiert.
    »Ihr seid ein noch schlimmeres Scheusal, als ich mir vorzustellen vermochte«, antwortete der falsche Hooter mit dem französischen Akzent.
    »Verwechseln Sie da nicht etwas? Nicht ich habe heute auf Dean’s Yard einem unschuldigen Seiltänzer den Körper gestohlen. Das sind Sie gewesen, Mister M. – ich nehme an, das M steht für Mortimer.«
    Der Swapper keuchte. »Was soll das jetzt? Wenn schon, dann seid Ihr Mortimer Slay.«
    »Ich?« Arian lachte. »Dazu müsste ich mein eigener Urgroßvater sein.«
    »Was?«, stieß der Gefangene hervor.
    Allmählich verlor Arian die Geduld. »Hören Sie sofort mit diesem albernen Spiel auf, sonst mauere ich Sie bei lebendigem Leibe ein.« Er hoffte, den Seelendieb mit seiner Drohung einzuschüchtern und von der falschen Wand fernzuhalten. Die Backsteine bestanden ja nur aus Luft.
    »Ihr bringt mich sowieso um. So, wie Ihr meine Eltern ermordet habt. Ich kann es Euch nicht einmal verdenken. Hätte ich in dem Dampfbad keinen Schwächeanfall erlitten, wärt Ihr längst ein toter Changeur.«
    »Chang- was? «
    Hooters Gesicht schob sich dicht – viel zu nahe! – an das Guckloch heran und brüllte: »Changeurs! So sagen wir in Frankreich zu ihnen. Hier heißen sie Swapper. Sie selbst nennen sich Metasome oder Körpertauscher. Ihr seht, ich weiß über Euch Bescheid.«
    »Ist ja schon gut. Ich bin nicht schwerhörig.« Arian schüttelte benommen den Kopf. So viel Pech gibt’s doch gar nicht. Wie kann einer hintereinander zwei verschiedenen Seelendieben in die Fänge geraten?
    Unversehens trat der Hüne mitten durch die Wand hindurch.
    Arian wich erschrocken zurück und reckte ihm das Stilett entgegen. »Halt! Noch einen Schritt und Sie sind ein toter Swapper. Der Dolch ist vergiftet.«
    Hooter zog den Mund schief. »Ich weiß. Bis vor Kurzem hat er noch mir gehört. Schämt Ihr Euch nicht, mir damit zu drohen? Gift ist eigentlich Frauensache.«
    »Wenn er Ihnen nicht zu weibisch war, soll er mich auch nicht stören.«
    Der Riese lächelte versonnen. »Bei mir ist das was anderes. Ihr seid wirklich nicht Mortimer Slay?«
    »Nein, zum Kuckuck! Ich bin sein Urenkel. Jedenfalls nehme ich das an.«
    »Der Sohn von Tobes Pratt?«
    Vor Überraschung ließ Arian die Waffe sinken. »Sie kennen meinen Vater?«
    »Nicht persönlich. Dazu bin ich zu jung.« Plötzlich schnellte Hooters Hand vor und packte den Arm seines Gegenübers. Im Nu entwand er ihm das Stilett, hielt es ihm nun seinerseits unter die Nase und grinste. »Zeds alte Knochen machen es einem nicht leicht, zu überleben, nicht wahr, Mr Pratt?«
    Arian versteifte sich und schielte auf die schlanke Klinge, die wie eine Giftschlange vor seinem Gesicht lauerte. Die falschen Flammen um ihn herum schmolzen auf einen kläglichen Rest zwischen seinen Füßen zusammen, gerade hell genug, um den Riechkolben des Walisers dramatisch in Szene zu setzen. »Wer sind Sie?«
    »Sag erst deinen Namen.«
    Der vertrauliche Ton des Fremden verwirrte Arian nur noch mehr. »Heute bin ich Mike Astley …«
    »Lüg mich nicht an!«, zischte der Riese und zog Zedekiahs greisen Körper an sich heran. Die vergiftete Klinge tanzte wie eine Kobra vor dessen weit aufgerissenen Augen. »Meine Eltern haben dem Falschen vertraut und sind dafür ins Grab gegangen. Ich werde nicht denselben Fehler begehen. Du bist ein Blocker , stimmt’s?«
    Arian schluckte. »Ich glaube nicht. Was soll das überhaupt sein?«
    »Jemand, der die Kräfte von Körpertauschern hemmt. Deine Mutter Salome ist eine Ruhende gewesen, wie man sie auch nennt. Wusstest du das nicht?«
    »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Tobes Pratt war Swapper, seine Frau Blockerin. Als ihr Sohn hast du von ihnen vermutlich beide Begabungen geerbt. Sofern du kein Schwindler bist. Also, raus mit der Sprache: Wie heißt du?« Die Giftklinge berührte seine Nasenspitze.
    »Arian Pratt!«, stieß er in Todesangst hervor. »Ich gaukel ab und zu ein bisschen, das ist alles. Bis gestern Mittag jedenfalls bin ich kein Seelendieb gewesen. Es fing erst

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