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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Fähigkeiten an den Tag gelegt. Aber wir müssen uns absichern, wofür ein Minderheitenanteil schlicht nicht ausreicht.«
    »Dann wollen wir aber mehr Geld.«
    »Wir sind bereit, unser Angebot auf vier Millionen zu erhöhen. Keinen Cent mehr.«
    John zog die Augenbrauen hoch. »Wir müssen darüber nachdenken.«
    »Selbstverständlich. Nichts anderes habe ich erwartet.« Visgrath räusperte sich. Plötzlich wirkte er abgelenkt. »Meine Telefonnummer haben Sie ja. Aber natürlich gilt: je früher, desto besser, für Sie wie für mich. Mit Geld sieht die Welt gleich ganz anders aus. Wiederhören.« Er legte auf.
    »Wer war das?«, fragte Grace.
    »Ein Typ namens Visgrath. Ermanaric Visgrath. Er war damals bei einem unserer Turniere, da hast du auch selbst mit ihm gesprochen und ihn dann zu mir geschickt. Damals hat er mir seine Karte gegeben.«
    Grace zog die Augenbrauen zusammen. »Ich erinnere mich dunkel. Hab ihn damals nur zu dir geschickt, um ihn loszuwerden.«

    »Was soll denn das für ein Name sein?«, murmelte Henry. »Visgrath …«
    John konnte die ewige Meckerei nicht mehr hören. »Mein Gott, wir haben doch noch gar nichts zugesagt! Aber wir müssen halt alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wir können einfach alles aufgeben, wir können versuchen, diesen Rechtsstreit ohne finanzielle Reserven zu gewinnen – oder wir können die vier Millionen nehmen und schwereres Geschütz auffahren!«
    »Vier Millionen!« Henry machte ein betretenes Gesicht.
    »Eben waren es noch zwei Millionen«, bemerkte Grace.
    »Ja«, sagte John, »der Anteil von fünfundfünzig Prozent war nicht verhandelbar. Der Preis anscheinend schon.«
    Völlig entnervt ließ sich Grace aufs Sofa fallen. »Das ist alles zu viel für einen einzigen Tag. Viel zu viel.« Ihre Schultern hingen herab, ihre Augen waren noch immer gerötet. Fast hätte John sich neben sie gesetzt, um sie zu trösten, doch er erinnerte sich rechtzeitig an die von Alkohol beflügelte Offenbarung ihrer Gefühle. Außerdem kam Henry ihm zuvor. Er ging einen Schritt in ihre Richtung, blieb stehen, machte dann einen weiteren Schritt und legte ihr die Hand auf die Schulter. Grace schluchzte auf und klammerte sich an seinen Arm. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
    John zuckte müde mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    Henry schüttelte nur den Kopf.
    »Ich will …«, fing John an und musste schlucken. »Ich will das nicht alles verlieren. Und wenn das bedeutet, dass wir uns Hilfe holen müssen von … von ein paar Profis, dann ist es halt so. Wir sind doch nur Jugendliche. Wir wissen überhaupt nicht, wie man eine Firma aufzieht. Ermanaric Visgrath schon. Okay, sie wollen eine Gegenleistung, aber … aber dann soll es eben so sein. Immerhin haben wir es in vier Monaten von null auf vier Millionen Dollar gebracht.«

    »Du willst das Angebot also annehmen«, sagte Grace mit unsicherer Stimme.
    »Ich will einfach nicht alles verlieren.«
    »Ich doch auch nicht!«, schrie Grace. »Aber … aber …«
    Eine Weile herrschte Stille, bis Henry eine Entscheidung traf. »Okay. Ziehen wir’s durch.«
    Grace blickte ihn entgeistert an. »Was?«
    »Ich meine, so eine Chance kommt nicht so schnell wieder …« Grace schüttelte Henrys Hand ab. Kurz blitzte Bekümmerung auf seinem Gesicht auf, doch er bemühte sich um Entschlossenheit. »Vier Millionen Dollar, um eine Firma aufzubauen. Wir könnten … all unsere Pläne in die Tat umsetzen.«
    Grace stand auf und griff sich ihren Mantel. »Also gut.«
    »Ich fahr dich heim«, sagte Henry hilflos.
    »Nein, ich gehe lieber zu Fuß.« Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss.
    John zuckte ratlos mit den Achseln. »Morgen rufe ich Visgrath an und mache den Deal klar.«
     
    »So schaut’s aus«, sagte Kyle. »Ihr habt drei Leute im Vorstand, die haben vier. Das heißt, die können jederzeit Grace als Geschäftsführerin feuern und einen der ihrigen auf den Posten heben. Aber mit dem täglichen Betrieb haben sie nichts zu tun.«
    John und Henry saßen im Untergeschoss der Juristischen Fakultät. Gerade ging Kyle den Vertrag durch, den Visgrath geschickt hatte. Wie immer wimmelte es im »Gericht« von Jurastudenten. John bezweifelte mittlerweile, dass sie jemals eine Pause einlegten.
    »Also haben sie die totale Kontrolle«, meinte Henry.
    »Nein, sie kontrollieren lediglich fünfundfünzig Prozent«, widersprach Kyle. »Das bedeutet nur, dass sie einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden und einen neuen Geschäftsführer erzwingen

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