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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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leid, dass ich mich überhaupt mit dir abgegeben hab. Viel Glück. Wenn sie dich finden, erzähl ihnen nichts von mir, okay?«
    »Warten Sie!«, rief Prime, aber Corrundrum hatte das Café schon verlassen. Durch die Scheibe sah Prime, wie er in sein Auto stieg und den Zündschlüssel umdrehte. Ein schelmisches Lächeln auf den Lippen, drehte Corrundrum sich ein letztes Mal um, zuckte mit den Schultern und stieg aufs Gas.
    Während das Auto im Dunkel der kalten Nacht verschwand, notierte Prime sich das Autokennzeichen.

33
    Auch wenn Charboric noch so hartnäckig auf weiteren Informationen über den Ursprung der Flipper-Idee beharrte, kamen die Anwälte zu dem Schluss, dass die Patentanmeldung genauso gut ohne dieses Wissen voranschreiten konnte. Schließlich unterschieden sich die Automaten für zwei Spieler deutlich genug von allem, was John in Las Vegas gesehen haben konnte. Noch im Januar beantragten sie mehrere weitere Patente über verschiedene Aspekte der Flippertechnik.
    Visgrath schickte der jungen Firma Dutzende hochgewachsener, blonder und blauäugiger Männer, die allesamt kaum Englisch sprachen, aber mit seinen oder Charborics besten Empfehlungen ausgestattet waren. John, Grace und Henry sahen allerdings davon ab, auch nur einen einzigen von ihnen anzustellen, sondern heuerten lieber eine gedrungene, wortkarge Vorarbeiterin namens Viv an, die ihren Untergebenen blanke Todesangst einzujagen schien. Viv hatte ebenfalls ein paar Vorschläge, was geeignete Angestellte anging, und so arbeiteten schon im Februar fünfzig Frauen und Männer in der neuen Halle. Um sämtliche Aufträge erfüllen zu können, mussten sie mit voller Auslastung zu Werke gehen, denn der Deal mit Las Vegas war doch noch zustande gekommen, genauso wie unzählige kleinere Bestellungen.
    Nachdem die Kurse und Seminare wieder begonnen hatten, wurde John die Zeit knapp. Und da war noch etwas, das ihm zu schaffen machte: Zuerst war es ihm gar nicht weiter
aufgefallen, aber als Grace den dritten Tag in Folge nicht zu ihren Kursen erschien, wurde John klar, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Was ist los?«, fragte er sie. »Du hast schon wieder Thermodynamik verpasst.«
    Grace zuckte die Achseln. Sie saßen im Vorarbeiterbüro auf der ersten Ebene der Fabrik, das einen guten Überblick über die Werkhalle bot. Wegen ihres Stundenplans an der Universität waren sie von nachmittags bis Mitternacht für den Betrieb zuständig. »Es langweilt mich halt.«
    »Du weißt aber, dass wir am Freitag eine Prüfung haben?«
    »Ja, hat Henry erwähnt.«
    »Dann solltest du aber auch zum Kurs kommen.«
    »Wer sagt das?«
    »Okay, schon gut. Sorry. Ich kann dir meine Mitschrift leihen, wenn du willst.«
    »Nicht nötig.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich hab den Kurs geschmissen.« Grace wich Johns Blick aus. »Ich hab alle Kurse geschmissen.«
    »Was hast du? Alle?«
    »Schon mal gehört? Studienabbrecher. Ich gehöre jetzt auch dazu.«
    »Du hättest mir davon erzählen sollen, dann hätte ich …«
    »Mir die Sache ausreden können?«
    »Genau.«
    »Tja, zu spät.«
    »Aber warum?«
    »Na, warum schon?« Grace breitete die Arme aus.
    »Wegen dem hier? Wegen Pinball Wizards?«
    »Natürlich. Ich meine, du siehst doch, dass es funktioniert. Die Einnahmen werden unglaublich sein. Millionen. Millionen Dollar! Wenn die Prognosen nur halbwegs zutreffen,
könnten wir die Fabrikfläche gleich verdoppeln. So groß wird das, glaub mir.«
    »Aber du hättest deswegen nicht gleich die Uni abbrechen müssen.«
    »Man kann ein Millionenunternehmen nicht in Teilzeit führen.«
    »Wir hätten jemanden einstellen können.«
    »Mir reicht schon Visgrath. Einen Geschäftsführer, der nicht zu uns gehört, kann ich wirklich nicht gebrauchen. Nein, auf keinen Fall.«
    »Aber Henry oder ich, wir könnten doch …«
    »Ist besser, wenn ich das übernehme.«
    John kam aus dem Staunen über Graces Verwandlung nicht heraus. Sie zog sich anders an. Sie benahm sich anders. Sie war eine völlig andere Frau. Plötzlich erinnerte er sich an ihr benebeltes Geständnis vor drei Monaten. »Du hast dich verändert. Du bist zu einer echten Geschäftsfrau geworden.«
    »Ja, ich weiß. Ich fühle mich auch anders. Erwachsen.«
    Zum ersten Mal wurde John sich der Formen ihres Körpers bewusst. Ihre Haut glänzte im gelben Licht der Deckenlampe, ein leichter Duft von Parfüm lag in der Luft. Das war nicht mehr das Mädchen mit den verstrubbelten Haaren, das er im September kennengelernt hatte. »Grace

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