Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
»Ein Gerät, das Löcher in die Mauern zwischen den Universen reißt. Aber die sind auch ziemlich echt, das stimmt schon.«
Henry klang nicht sehr überzeugt. »Wirkt eher wie ein Spielzeug.«
»Und fühlt sich an wie Aluminium.« Grace hatte das Gerät in die Hand genommen. »Hab ich Recht?«
»Keine Ahnung.«
»Das hast du noch nicht überprüft?«
»Nein, aber ich hab ein Tomogramm davon angefertigt.«
»Und, wie sah das aus?«, wollte Henry wissen. John zeigte ihm seine Zeichnungen. »Cool. Aber was sollen diese Dinger hier sein?«
»Wenn ich das wüsste!« John lachte. Es tat unheimlich gut, diese Dinge endlich mit jemandem zu teilen.
»Ist das hier eine Naht?«, fragte Grace. Sie zeigte auf die schmale Linie an der Seite des Geräts.
»Du hast scharfe Augen«, antwortete John. »Da ist tatsächlich eine Naht.« Er reichte ihr die Lupe.
»Ehrlich gesagt hab ich sie eher gespürt als gesehen.« Grace kniff die Augen zusammen. »Hier sind Kratzspuren.«
»Ich weiß.«
»Jemand hat das Ding schon mal geöffnet.«
»Ja, sieht so aus. Wahrscheinlich beim Zusammenbauen«, erwiderte John.
»Nicht unbedingt. Du meintest doch, dass das Ding nicht richtig funktioniert. Können wir das testen?«
»Nein, da werdet ihr mir schon vertrauen müssen.«
»Aber so ein Gerät muss doch Sicherungen besitzen, Systeme, die im Notfall einspringen. Es sollte nicht einfach so kaputtgehen. Das heißt, außer …«
»Was außer?«
»Ist das nicht offensichtlich?«
»Äh … nein.«
»Sabotage.«
»Was?«
»Aber natürlich. Stell dir vor, du bist so ein Typ in einer Hightech-Gesellschaft, in der man ständig zwischen den Welten hin und her springt. Und meinetwegen gibt es da diesen
unliebsamen Mitbewerber um die Hand deiner Geliebten. Was tust du also? Ihn ermorden? Keinesfalls! Nicht in einer Welt, in der alles und jeder ständig überwacht wird. Nein, du sabotierst und manipulierst lieber das, was nach allgemeiner Auffassung eigentlich kaum zu sabotieren oder zu manipulieren ist. Du stellst ihm ein One-Way-Ticket ins nächste Universum aus.«
»Du glaubst also«, sagte John langsam, »dass das Gerät absichtlich beschädigt wurde.«
Grace zuckte mit den Schultern. »Wir wissen jedenfalls, dass diese Geräte nicht gerade im Überfluss vorhanden sind. Wir wissen, dass Menschen bestraft werden, indem man sie irgendwo an den Arsch des Universums verbannt. Wir wissen, dass die Technologie streng kontrolliert wird und dass sie extrem fortgeschritten ist. Es muss einfach Sicherungen geben, redundante Systeme für den Notfall. Ansonsten würde diese hoch entwickelte Gesellschaft niemals dieses Risiko eingehen – das Risiko der Isolation, die viel schlimmer wäre als der Tod. Nein, irgendjemand hat dieses Gerät absichtlich kaputt gemacht.«
»Ich glaube, du übertreibst es da ein bisschen mit den Hypothesen«, sagte John.
»Aber warum sollte es denn sonst kaputt sein?«
»Verschleiß.«
Grace schnaubte. »Du würdest dein Leben also einem Gerät anvertrauen, das mit der Zeit verschleißt?«
»Meine Güte, Autos verschleißen auch!«
»Dann stell dir mal ein Auto mit unserer Technologie hoch zehn vor. Oder hoch zwanzig! Wer auch immer dieses Ding gebaut hat, jagt ganz sicher keine fossilen Brennstoffe durch den Auspuff, um sich fortzubewegen!«
»Aber wir können doch nicht einfach so von Sabotage ausgehen!«
»Dann tun wir halt, was wir tun müssen.«
»Und was müssen wir tun?«
»Wir müssen das Ding öffnen.«
Johns Magen zog sich zusammen. »Nein!«, rief er unwillkürlich.
Grace starrte ihn an, bis er ihrem Blick nicht mehr standhalten konnte. »Ich dachte, du wolltest bleiben«, sagte sie leise.
»Das will ich ja auch, aber …«
»Aber was?«
Wenn sie das Gerät auseinandernahmen und es danach nicht mehr funktionierte, würde John für immer hier festsitzen.
»Ich weiß, was du denkst.« Graces Stimme war ernst. »Aber wäre das denn so schlimm? Den Rest deines Lebens hier zu verbringen, mit uns und der Firma?«
»Und was ist mit Visgrath und seinen Freunden?«
»Diese kleinen Arschgesichter?« Grace stieß ein helles Lachen aus. »Mit denen werden wir schon fertig.«
»Aber …«, fing John an – und seufzte. Schließlich konnte er sich kaum sicher sein, dass ihn eine andere Casey lieben würde, wenn sich diese gegen ihn entschieden hatte. Offenbar sollte es einfach nicht sein. »Okay. Machen wir das Ding auf. Aber vorsichtig!«
Grace grinste. »Klar doch. Wie im Labor an der Uni. So
Weitere Kostenlose Bücher