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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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ist? Und glaubst du, der Faden ist einfach so abgefallen? Oder hältst du langsam ein bisschen mehr von meiner Hypothese? Sabotage!«
    »Hm. Weiß nicht … Hast du mal …« Als John Griffbewegungen machte, reichte Grace ihm eine lange, dünne Pinzette. Mit erstaunlich ruhiger Hand führte er die Pinzette durch das Netz aus Fäden, bekam das lose Fadenstück zu fassen, zog es heraus und ließ es sofort in ein kleines Plastiktütchen fallen. »Schauen wir doch mal, woraus das Zeug besteht.«
    Er legte den Faden auf den Objektträger des Mikroskops. Abwechselnd schauten sie hindurch.
    »Glasfaser?«, schlug Henry schließlich vor.
    »Moment!« Grace sprang auf, lief zu ihrer Tasche und wühlte darin herum. »Ich hab doch diesen Laserpointer für Präsentationen!« Sie hielt den kleinen, schwarzen Stift ans Ende des Fadens und drückte auf den Knopf.
    John konnte kein kohärentes Licht am anderen Ende erkennen. »Sieht nicht danach aus.«
    »Vielleicht ist der Faden leitend«, meinte Henry.
    Als sie einen Spannungsmesser an den Enden anbrachten, wurden ein paar Ohm Widerstand angezeigt.
    »Die Fäden könnten so eine Art Kabel sein«, sagte Grace. »Und alles zusammen ist ein einziger, verwickelter Stromkreis.«
    »Das hilft uns auch nicht weiter.« John seufzte. Er wusste nicht, was er eigentlich vom Innenleben des Geräts erwartet hatte, aber ganz sicher nicht diese merkwürdigen Klumpen.
    Grace gab sich nicht so leicht geschlagen. »Warum nicht? Wir müssen nur herausfinden, wozu diese Bällchen gut sind.«
    »Und reparieren, was kaputt ist«, fügte Henry hinzu.

    »Aber wie?«, fragte John.
    »Keine Ahnung.« Grace blickte forschend auf die Marshmallows. »Wenn wir einen Plan aller Verbindungen erstellen könnten …«
    Henry machte noch ein paar Fotos. »Unmöglich. Wie sollen wir herausfinden, was mit was verbunden ist?«
    »Es gibt immer einen Weg.« Grace deutete auf den einzelnen Faden, den sie aus dem Gerät geborgen hatten. »Und damit fangen wir an.«
    John und Henry blickten sich an, aber keiner sagte etwas. Schließlich zuckte John mit den Schultern und klappte das Gerät mit spitzen Fingern zu. Hier kamen sie erst einmal nicht weiter.
    Graces Augen blitzten vor Entschlossenheit. »Ich schicke den Faden sofort ins Labor und lasse eine Analyse anfertigen.«
     
    In dieser Woche rief Charboric dreimal an, um John zu einer Sitzung zu bestellen. Jedes Mal gelang es John, dem Gespräch auszuweichen, indem er seine Sekretärin ausrichten ließ, er sei in der Uni – auch wenn es nicht unbedingt der Wahrheit entsprach. Als er sich am Samstag auf den Weg zur Arbeit machen wollte, klingelte erneut das Telefon.
    Doch diesmal war Grace am Apparat. »Charboric ist hier. Komm nicht hierher, sondern fahr in die alte Fabrik. Wir treffen uns dort. Es gibt Neuigkeiten.«
    Mit klopfendem Herzen raste John zur alten Fabrik. Ihm war klar, dass er Charboric nicht auf Dauer ausweichen konnte. Er würde ihn nur misstrauisch machen, wenn er es nicht längst war. Schließlich war Charboric die Inkarnation der Paranoia.
    Grace wartete bereits auf ihn. Zur Begrüßung drückte sie ihm einen Stapel Papiere in die Hand. »Der Laborbericht. Schau dir das mal an.«

    »Haben die Techniker keine Fragen gestellt? Waren sie nicht misstrauisch?«
    »Und wenn? Hier, das ist cool: Die Außenseite, also sozusagen die Wände des Fadens, besteht aus irgendeinem nicht leitenden Material. Und innen ist eine Art Glas.«
    »Was hat das zu bedeuten?« John wusste, dass Glasfaserleitungen in seinem Universum gebräuchlich waren, aber in diesem Universum stützte sich die Elektronik eher auf Kupfer.
    »Wer weiß? Aber das war noch gar nicht das Beste. Ich meine, das war schon ziemlich cool, aber es kommt noch besser. Mach mal das Licht aus.« John schaltete die Neonröhren an der Decke aus, während Grace die Rollos herunterließ. Danach befestigte sie am Ende des Fadens einen Draht, der an einer Neun-Volt-Batterie hing.
    Sofort leuchtete der Faden geisterhaft blau auf.
    »Cool«, sagte John. »Aber was bringt das?«
    Die Tür flog auf, und Henry stolperte völlig außer Atem herein. »Hab ich was verpasst?«
    »Nur den Laborbericht und einen leuchtenden Faden.« Grace lächelte. »Aber der Höhepunkt kommt noch.«
    »Also los!«, rief Henry.
    Grace deutete auf die Verbindung von Batterie und Faden. »Auf diese Weise können wir einen Plan der Marshmallows erstellen.«
    »Oh.« Für einen Moment verschlug es John die Sprache. »Ich … verstehe. Wir

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