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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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John sich um. Plötzlich wirkte dieses Nordamerika nicht mehr trostlos und verlassen. Hier gab es Tiere – Tiere, die in seiner Zeitlinie nicht existierten! Dieses Universum unterschied sich noch radikaler von den anderen, als er gedacht hatte.
    Ein Rascheln in seinem Rücken. John drehte sich um. In etwa zwanzig Metern Entfernung neigten sich die Spitzen der Grashalme gegen den Wind. Sofort spannte sich sein ganzer Körper an. Da war irgendetwas, und es kam näher. Jäh wurde ihm klar, dass große Pflanzenfresser stets große Fleischfresser mit sich brachten. Bären, Berglöwen, Wölfe,
sie alle mochten auf dieser Steppe umherstreifen. Oder andere Geschöpfe, die John sich nicht mal vorstellen wollte. Er hatte keinerlei Waffen, um sich zu verteidigen, und noch dazu, was viel schlimmer war, ein verletztes Knie.
    John suchte die nähere Umgebung nach einem Ast oder einem Stein ab, aber es war nichts Nützliches zu sehen. Schnell packte er seine Sachen zusammen und zog sich den Mantel über.
    War das Etwas näher gekommen? Er betrachtete das Gras um sich herum, doch er konnte sich nicht sicher sein. Sicherheitshalber tastete er nach dem Gerät und wandte den Blick kurz von der Umgebung ab, um den Universumzähler auf 7536 einzustellen. Warum hatte er nicht eher daran gedacht? Allerdings wagte er es nicht, den Hebel umzulegen. Wahrscheinlich befand er sich im Moment direkt unter der Bücherei.
    Verzweifelt versuchte er, sich zu orientieren. Der Eingang der Bücherei war dem Bürgerkriegsdenkmal zugewandt, das in östlicher Richtung lag. Wenn er sechzig Meter nach Osten ging, würde er mitten im Park landen und voraussichtlich auf kein Hindernis treffen. Jedenfalls fiel ihm kein besserer Platz ein.
    Mit unterdrücktem Stöhnen tat John den ersten Schritt Richtung Osten. Eins. Zwei. Drei …
    Nach zweiundfünfzig Schritten raschelte es erneut. John fuhr herum. Eine hundeartige Kreatur stand fünf Meter hinter ihm auf dem Pfad, den er durch das Gras gezogen hatte. Das Vieh hatte Schnauze und Ohren eines Hundes, aber schlitzartige Augen und einen gewölbten Rücken, wie eine Katze. Der Schwanz fehlte, das Fell war hellbraun und an der Seite mit schwarzen Flecken gesprenkelt, so groß wie Vierteldollarmünzen.
    John verharrte mitten in der Bewegung. Er musste nachdenken, das war seine einzige Chance. Die Kreatur war ziemlich
klein, kaum größer als ein Border Collie. Also stellte John in diesem Fall ein verhältnismäßig großes Beutetier dar. Vielleicht war der Katzenhund nur neugierig.
    »Hey! Kscht!«, zischte er und riss die Arme hoch.
    Die Kreatur bewegte sich nicht, starrte ihn nur aus den Augenschlitzen an. Lautlos tauchten hinter ihr zwei weitere derselben Sorte auf.
    Ein Rudeltier! Rudeltiere waren in der Lage, auch größere Tiere problemlos zur Strecke zu bringen. Im Moment sah er drei Kreaturen, aber es konnten sich noch ein Dutzend weitere in dem hohen Gras versteckt haben.
    Er drehte sich um und rannte.
    Die Kreaturen erwischten ihn von hinten, bissen nach seinen Beinen, warfen sich auf seinen Rücken. Schreiend krachte er auf den Boden, brennenden Schmerz im linken Bein. Irgendwas hatte sich an seinem Rucksack festgekrallt. Er schüttelte das Gepäck ab und krabbelte weiter. Wenigstens noch einen Meter! In der verzweifelten Hoffnung, es weit genug geschafft zu haben, betätigte er den Hebel.
    Eine Hupe kreischte auf, und ein riesenhaftes Gebilde raste auf John zu. Er versuchte, sich beiseitezurollen, aber seine Hand steckte fest, er bekam sie nicht los. Als er das Handgelenk in die falsche Richtung drehte, schoss ihm ein glühendes Stechen den Arm hinauf.
    Mit letzter Kraft wuchtete er sich herum und blickte über die Schulter, direkt auf den Kühlergrill eines Pick-ups. Er hatte es nicht bis zum Park geschafft – nur bis auf die Straße. Einen Meter weiter sah er den Bürgersteig, dahinter die Wiese.
    John rappelte sich auf, aber er kam nur bis auf die Knie. Seine rechte Hand war in den Asphalt eingebettet. Er stemmte die Füße gegen den Boden und zog, doch auch das brachte nichts – außer Schmerz.

    »Bist du verletzt, Kumpel?« Der Fahrer stand neben der geöffneten Tür seines Pick-ups. John konnte gerade so über die Motorhaube schauen.
    Statt zu antworten, zog John erneut an der Hand, und diesmal brach sie in einem Schauer von Teer und Geröll los. Der Abdruck seiner Handfläche war auf der Straße verewigt.
    Der Fahrer ging um den Wagen herum und fasste John am Arm. »Mein Gott, das tut mir

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