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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Gerät einer exakten wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen, war ihm schon wohler: Früher oder später würde es seine Geheimnisse preisgeben.

17
    »Erklär doch nochmal, was es mit diesem Ding auf sich hat, das du in Vegas gesehen hast.«
    »Warum?« John warf Grace, die auf der anderen Seite des Air-Hockey-Tisches stand, einen unwilligen Blick zu. Sie beschäftigten sich gerade mit der Übertragung linearer Impulse in zwei Dimensionen: Eine Scheibe rutschte über den Tisch und prallte von einer anderen ab.
    »Henry interessiert sich dafür.«
    »Ach ja?« John wandte sich Henry zu, der mit den Schultern zuckte.
    »Er hat ein bisschen recherchiert und konnte nichts über einen ›Flipper‹ finden«, setzte Grace nach.
    John schüttelte entnervt den Kopf. »Könntest du jetzt bitte die Kugel abschießen, Henry?«
    Gehorsam ließ Henry die »Kugel« – die Scheibe, die sich bewegte – auf die andere Scheibe zuschlittern, die in der Mitte des Tisches ruhte. Eine Kamera, die darüber angebracht war, blitzte viermal auf und stieß mit leisem Surren einen kleinen Fotostreifen aus. Darauf sah man die Scheiben je zweimal vor und nach der Kollision. Anhand dieser Fotografien würden John, Grace und Henry später berechnen können, wie sich der lineare Impuls von der einen auf die andere Scheibe übertragen hatte.
    Über den Tisch gebeugt, ersetzte John die Zielscheibe durch ein doppelt so schweres Exemplar. »Warum spioniert ihr mir nach?«
    Grace blickte ihn verwirrt an, und John begriff, dass er
sich langsam wirklich wie ein Paranoiker benahm. »Was heißt hier ›nachspionieren‹? Wir interessieren uns halt einfach dafür.«
    John seufzte. Er hätte sich gleich nach der ersten Stunde neue Laborpartner suchen sollen, aber irgendwie war er an Grace und Henry hängen geblieben. Und er hätte keine Dinge ausplaudern sollen, die in seinem Universum alltäglich, hier jedoch völlig unbekannt waren. Wobei es natürlich schwer zu erraten war, wann man besser den Mund hielt. Deshalb war es eigentlich am sichersten, mit überhaupt keinem Menschen zu reden. Doch diese beiden hatte er jetzt am Hals. »Es war nur ein Spiel«, erwiderte er. »Es ging nicht um Geld, und wahrscheinlich wurde auch nur dieser eine Automat hergestellt. Außerdem ist es schon lange, lange her. Deshalb findet man wahrscheinlich keinen Hinweis mehr darauf.«
    »Dann erklär du, wie es funktioniert«, forderte Henry ihn auf.
    Die Kugel traf auf die Zielscheibe, die Kamera blitzte viermal.
    John seufzte erneut. »Eine schiefe Ebene, eine Metallkugel, zwei kleine Hebel. Man schießt mit der Kugel auf die Stellen, die Punkte bringen, bis sie einem irgendwann zwischen den Hebeln hindurchrutscht.«
    »Ich kapier’s nicht«, meinte Grace. Henry stimmte ihr zu.
    Also musste John wieder und wieder erklären, wie ein Flipper funktionierte, während sie eine Scheibe nach der anderen testeten. Es gab sechs Gewichtsklassen und drei Scheiben mit einem geheimen Gewicht, das sie anhand der erfassten Impulsübertragung errechnen sollten.
    »Ich glaub, ich muss das mit eigenen Augen sehen«, bekannte Henry endlich. John war direkt überrascht, ihn so viele Wörter in einem Rutsch sagen zu hören.
    »Und wie sollen wir nach Las Vegas kommen?«, winkte John ab.

    »Wir könnten selbst so ein Ding bauen!« Grace blickte begeistert zwischen den beiden Jungs hin und her. »Henry und ich sind schließlich im Labortrupp.«
    »Labortrupp?«
    »Alle Erstsemester haben doch letztes Jahr diese Einladung zum Labortrupp bekommen. Wahrscheinlich hast du deine weggeschmissen.« Graces Mundwinkel wanderten nach oben. »Dabei ist der Labortrupp die coolste Studentengruppe im ganzen Fachbereich. Man hilft den höheren Semestern bei der Laborarbeit und darf dafür in der Freizeit eigene Experimente durchführen. Die geben einem sogar die Schlüssel zum Labor!«
    »Diesen Brief hab ich ganz sicher nicht bekommen.«
    »Stimmt, du bist ja kein regulärer Student. Tja, was für ein Glück, dass du uns kennst! Wir könnten ein Flipperprojekt auf die Beine stellen, und du hilfst uns dann dabei, so ein Flippergerät zu bauen.«
    »›Flipperautomat‹«, korrigierte John sie unwillkürlich.
    »Also mir gefällt ›Flippergerät‹ besser.«
    »Egal.« John schüttelte entschieden den Kopf. »Vergiss es. Wir machen das nicht.« Er konnte es einfach nicht. Alles, was nach der Ausbeutung von Technologien anderer Universen roch, roch zu sehr nach Prime und seinen egoistischen Plänen. John

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