Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Türen und spuckte Studentinnen aus, die er noch nie im Leben gesehen hatte, und jedes Mal dachte er, eine davon könne Casey sein, Casey Nicholson, aber eine ganz andere Casey. Doch die Mädchen gingen stets zielstrebig an ihm vorbei auf den Parkplatz zu.
Wieder öffnete sich eine Fahrstuhltür. John schluckte. Casey. Seine Casey. Das blonde Haar war kürzer, als er sich
erinnerte, eine Art Pagenkopf, wie es in diesem Universum gerade Mode war. Wenigstens, dachte John, hat sie das Haar nicht toupiert und zu einem »Bienenstock« hochgesteckt, wie fünfzig Prozent der anderen Mädchen. Mit der rechten Hand hielt Casey einen grünen Seesack umklammert. Sie trug eine ausgebeulte Latzhose, Cowboystiefel und eine Sportjacke, auf der die Initialen der Findlay Highschool prangten.
Johns Casey. Kein Zweifel.
»Casey?« So trocken, wie sein Mund war, brachte John nur dieses eine Wort über die Lippen.
»Und du bist John?«
»Ja. Ich bin … deine Mitfahrgelegenheit.« Okay, was sagte man jetzt in einer solchen Situation? »Ähm … Soll ich dir mit deinem Gepäck helfen?«
Casey hängte sich den Seesack über die Schulter. »Nein, kein Problem. Also, gehen wir!« Sie kämpften sich durch den Engpass an der Tür. »Das ist ja schlimmer als am Einzugstag!«
»Johnny! Hey! Johnny!«
Obwohl er auch so wusste, wer das sein musste, drehte er sich nach der schrillen Stimme um.
»Hey, Johnny«, sagte Grace völlig außer Atem und hielt hinter John die innere Eingangstür auf. Sie trug ein weites, schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Immer noch nicht tot«.
Casey war schon ein Stück weiter und hielt die äußere Tür auf. Ihr Blick ruhte zweifelnd auf John, bevor sie hinter seiner Schulter Grace entdeckte.
»Hey, Grace.« John bemühte sich, nicht unwillkürlich ihren schrillen, durchdringenden Tonfall zu imitieren.
»Hast du deine Labornotizen schon abgegeben?«
»Ja, ja, hab ich.« Er drehte sich nach Casey um, die ein kleines Lächeln aufblitzen ließ. Er musste das hier so schnell wie möglich beenden. »Also dann, Grace, bis nächste Woche.«
»Okay, bis dann! Schönen Freya-Tag! Mach’s gut, Casey!«
»Ja, ja, schon gut, alles klar«, erwiderte John, während er sich umdrehte. Casey verabschiedete sich mit einem Nicken von Grace, und kurz darauf standen sie endlich in der frischen, kühlen Abendluft.
Als John gerade die ersten Schritte in Richtung des Wagens gegangen war, blieb Casey stehen und blickte ihn verwirrt an. »Woran hast du mich eigentlich erkannt, als ich aus dem Fahrstuhl gekommen bin?«
»An deiner Jacke.«
»Ach so.« Casey ging weiter. »Stimmt, so nah wie Findlay ist, sollte man eigentlich meinen, dass mehr Leute von der Highschool hier studieren.«
»Ja.«
»Aber aus meinem Jahrgang sind eh nicht viele auf die Uni gegangen.« Sie musterte ihn. »Warst du eigentlich auf der Findlay High?«
»Äh … nein. Aber ich kenn ein paar Typen von da.«
»Und wo warst du dann auf der Highschool?«
»In Columbus. Ich will in Findlay nur jemanden besuchen.«
»Ja? Wen denn? So groß ist die Stadt ja auch wieder nicht.«
»Bill und Janet Rayburn. Onkel und Tante von mir.«
»Moment. Rayburn …«
»Wohnen an der McMaster Road.«
»Ach ja, die kenn ich! Wir sind in derselben Kirche. Das sind die mit der Farm drüben am Steinbruch, oder? Da war ich schon mal. Beim Steinbruch, meine ich.« Casey sah sich suchend um. »Wo steht dein Auto eigentlich?«
»Ist noch ein Stückchen, leider. Soll ich dir nicht doch dein Gepäck abnehmen?«
»Na gut.« Casey machte eine kurze Pause. »Also, bist du … Graces Johnny?«
»Was? Nein, nein, wir sind nicht …«
»Aber sie mag dich.«
»Quatsch, das ist eine rein kollegiale Be…«
»Ja, klar. Du solltest sie mal reden hören – und glaub mir, die kann reden! Da denkt man, du wärst Jesus Christus, nur nicht ganz so enthaltsam.« Sie lächelte.
»Wir sind nur Laborpartner. Und überhaupt, ich dachte immer, sie und Henry …«
»Du meinst diesen wortkargen Typen?«
»Genau den.«
Casey zuckte nur mit den Schultern.
John war froh, als sie schließlich am Auto angekommen waren. »Hier!« Er sperrte den Kofferraum auf und deponierte Caseys Seesack darin.
»Ein Trans Am?«
»Ja. Warum nicht?«
»Irgendwie hatte ich dich nicht in so einem protzigen Schlitten gesehen.«
»Na ja, das Auto war billig, und ich hab’s diesen Sommer selbst wieder in Schuss gebracht.« John ärgerte sich, dass er ständig in die Defensive geriet. »Warum, gefällt’s
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