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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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dir etwa nicht?«
    »Immer noch besser als mein Auto«, erwiderte Casey lächelnd. »Darf ich fahren?«
    Mit einem Knall schloss John den Kofferraum und blickte Casey in die Augen. Dann warf er ihr die Schlüssel rüber. »Klar.«
    Sie lächelte und lief auf die Fahrerseite hinüber. »Du bist ein mutiger Mann, Johnny.«
    Und wenn schon, dachte er. Für dieses Lächeln würde er noch viel mehr wagen.
     
    »Physik. Wow!«, sagte Casey, während sie das Gaspedal durchdrückte. Gerade fädelten sie sich in die Interstate 75 ein. »Da hast du bestimmt einiges auf dem Kasten.«

    John zuckte mit den Achseln, was Casey aber wahrscheinlich entging, da sie auf den Verkehr achten musste. Der Motor heulte auf, als sich der Trans Am mit einer letzten Beschleunigung vor einen Sattelschlepper schob. Wie alle Laster in diesem Universum hatte auch dieser eine mächtige Motorhaube, was John wie so vieles in dieser Welt an die 1950er-Jahre in seinem Universum erinnerte. Hier fühlte sich alles ein bisschen retro an.
    »Ich studier Psychologie, aber das ist scheiße!«, rief Casey über den Motorenlärm hinweg. »Todlangweilig! Ganz anders, als es sich bei der Studienberatung angehört hat!« John lachte.
    Statt den direkten Weg zur Interstate zu nehmen, hatte Casey den Wagen durch eine Seitenstraße nach der anderen gesteuert. Einmal hatten sie hundertfünfzehn Stundenkilometer draufgehabt, und zwar auf einer sehr, sehr schmalen Straße im Nirgendwo, die John noch nie im Leben gesehen hatte.
    »Aber eigentlich ist Psychologie doch ganz interessant«, versuchte John das Gespräch am Laufen zu halten, während er sich am Griff über der Tür festhielt. Wahrscheinlich klang er wie ein Idiot.
    »Ja, kann sein.« Der Motor heulte erneut auf, als Casey ein rostiges Oldsmobile überholte. »Aber vielleicht wechsel ich bald zur Medizin. Mein Biologiekurs fetzt nämlich. Apropos fetzen …« Sie schaltete das Radio ein und drückte sich durch die gespeicherten Stationen. »Country, Country, Country, Blues, Country.« Casey warf ihm einen kritischen Blick zu. »Hörst du denn gar keinen Rock’n’ Roll?«
    John zuckte wieder mal mit den Schultern. Er konnte ihr ja schlecht gestehen, dass sich der Rock’n’ Roll dieser Welt anhörte wie die verstaubtesten Oldies seines Heimatuniversums. Daneben gab es nur noch eine fremdartige Variante des Hardrock, »Reverb« genannt, die vor allem auf unerträgliche
Halleffekte setzte. Also blieb bloß Country, die einzige Musik, mit der er sich hier halbwegs anfreunden konnte. Zu Hause hatte er meistens Heavy Metal gehört, aber das kannte hier kein Mensch.
    Casey drehte am Knopf, bis sie einen Rocksender aus Toledo gefunden hatte. Zufrieden lehnte sie sich zurück. »Bill und Janet sind nett, was? Ich kenn sie von der Kirche her.«
    »Ja, die sind wirklich nett.« John war nur froh, dass Casey nicht weiter über seinen mangelhaften Musikgeschmack diskutieren wollte. »Das letzte Jahr über hab ich auf Bills und Janets Farm gearbeitet.« Tatsächlich war er auch mit ihnen in die Kirche gegangen, aber Casey hatte er dort nie gesehen. Allerdings hatte er auch nicht nach ihr Ausschau gehalten – vielleicht, weil ihm dieses Universum noch immer nicht vollends real vorkam.
    »Auf der Farm? Stimmt, das passt zu dir.«
    »Warum? Seh ich etwa aus wie ein Farmer? Und nicht wie ein Physiker?«
    »Nee, wie ein Physiker wirklich nicht. Du siehst aus, als solltest du einen Traktor oder einen Pick-up fahren, anstatt mit irgendwelchen sensiblen Instrumenten zu hantieren.«
    »Aha.«
    »Hey, nicht falsch verstehen!« Casey lachte. »Auf der Highschool hab ich eine Menge Farmertypen wie dich gekannt.«
    »Und du warst wahrscheinlich bei den Cheerleadern, was? Und hast nichts anbrennen lassen, wie?« Langsam merkte John, dass seine Geduld selbst bei Casey Grenzen hatte.
    »Na ja, man tut, was man tun muss. Ehrlich gesagt kann ich mich kaum noch an die Highschool erinnern, obwohl es gerade mal sechs Monate her ist. Dabei haben all meine Freunde noch gesagt, ›Wir melden uns‹, ›Wir bleiben in Kontakt‹ und so weiter. Alles Schwachsinn! Kein Mensch ruft an oder schreibt oder was auch immer.«

    »Wahrscheinlich haben sie einfach zu tun.«
    »Klar. Kinder kriegen, heiraten, irgendwelche schlecht bezahlten Jobs annehmen – da hat man zu tun. Aber wenigstens können die sich ein Auto leisten. Ich dagegen muss mich von einem kleinen Farmer wie dir mitnehmen lassen.«
    Allmählich dämmerte es John, dass sie sich über

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