Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
ihn lustig machte. Oder war das ein Spiel? »Und ich muss irgendwelche kleinen Cheerleader für ein bisschen Benzingeld durch die Gegend kutschieren.«
»Gut gekontert.« Einen Moment lang war Casey still. »Also, was ist das für ein komisches ›Flipper‹-Teil, von dem Grace ständig spricht? Schraubt ihr da irgendwas zusammen? Meistens kapier ich überhaupt nicht, was sie da die ganze Zeit faselt.«
»Nein, wir schrau…« Egal, dachte John. »Es ist nur so ein Spiel, das ich mal gesehen hab. Mit einer schiefen Ebene und einer Metallkugel. Eine Mischung aus Geschicklichkeit und Glück.«
»Ja? Erzähl mal!«
Die nächste Viertelstunde verbrachte John mit dem Versuch, Casey zu erklären, wie ein Flipperautomat funktionierte.
Schließlich nickte sie. »Klingt cool. Wenn ihr fertig seid, müsst ihr mir das Ding mal zeigen.«
»Nein, nein, wir … Okay. Kein Problem.« Offenbar war es hoffnungslos, Casey diese Sache auszureden.
Plötzlich kehrte Stille ein. Je länger das Schweigen anhielt, desto bewusster wurde John, wie nahe ihm Casey war. Mein Gott, sie sah wirklich umwerfend aus! Und dieser Duft … Sein Körper sehnte sich danach, Casey auch mit den übrigen Sinnen zu erforschen.
Dreimal stand er kurz davor, das Wort zu ergreifen, um sie zu einem Date zu überreden oder wenigstens das Gespräch
wieder in Gang zu bringen. Die Fahrt nach Findlay war viel zu kurz, um eine halbe Stunde mit Schweigen zu verplempern. Egal, was er sagte – alles war besser als nichts. »Übrigens hat mich deine Mitbewohnerin am Telefon zuerst für Jack gehalten«, brachte er mühsam heraus. Sofort bereute er, das Maul aufgerissen zu haben. Wie zudringlich er wirken musste!
Doch Casey lachte nur. »Für Jack? Wie kommt sie denn darauf? Das ist so ein schmieriger Kerl, dem ich mal auf einer Party ein bisschen zu viel Zeit gewidmet habe. Ziemlich hirnlos. Er kommt übrigens auch aus Findlay.«
»Dann bist du also nicht mit ihm zusammen?«
Casey richtete ihre blassblauen Augen auf John. Ihm war klar, was sie jetzt dachte – diese Art jämmerlicher Verknalltheit war ihr sicherlich vertraut. »Nein, ich bin nicht mit ihm zusammen. Im Moment bin ich solo. Damals, in Findlay, hatte ich einen Freund, aber er war eine Klasse unter mir, und von Fernbeziehungen halte ich nichts.«
»Na ja, so weit sind Findlay und Toledo nun auch wieder nicht voneinander entfernt.«
»Es geht doch nicht nur um die physische Distanz, John. Wenn man das als Physiker überhaupt begreifen kann.«
Vor ihnen tauchte die Abfahrt nach Findlay auf. Casey bog in die Bigelow Street ein, die in den nördlichen Teil der Stadt führte. Kurz darauf hatten sie ihr Elternhaus erreicht: ein herrschaftliches Bauwerk aus dem neunzehnten Jahrhundert, mit drei Stockwerken und einem kleinen Pavillon daneben. Zwei riesige Eichen überschatteten den Garten. Knapp vor dem Rasen brachte Casey den Wagen zum Stehen und sprang heraus.
John reichte ihr den Seesack. »Wann soll ich dich abholen?«
»Wie wär’s mit morgen?«, fragte Casey mit einem verschmitzten Lächeln.
»Morgen? Ich dachte, wir fahren erst Sonntag zurück.«
»Tun wir ja auch. Aber warum kommst du nicht morgen schon mal vorbei? Abends, gegen acht?« Sie lächelte und hängte sich den Seesack um. Im selben Moment öffnete sich die Tür auf der Veranda. Caseys Mutter trat winkend ins Freie, wurde aber von einem Golden Retriever überholt, der in rasendem Tempo auf Casey zustürmte.
»Okay«, sagte John, doch sie hatte sich schon zu ihrem Hund umgewandt. Mit klopfendem Herzen stieg er ins Auto. Noch als er den Wagen anließ, konnte sein Herzschlag locker mit dem Motor mithalten.
Er hatte ein Date mit Casey Nicholson.
19
»Nimm mal«, sagte Casey und hielt ihm das Baby entgegen.
Prime warf den Bleistift auf den Tisch und ließ sich Abby aufladen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Casey eine ungewöhnlich schicke Hose angezogen und ihre Handtasche umgehängt hatte. »Was ist los?«
»Ich treff mich doch mit meiner Mutter zum Mittagessen.«
»Aber … aber ich bin grad voll im Stress. Morgen ist die Sitzung mit den Anwälten. Da kann ich Abby wirklich nicht gebrauchen.« Noch immer steckte Primes ganzes Geld in dem verdammten Würfel. Und die Lizenzvereinbarung mit Rubiks Leuten kam einfach nicht voran. Dabei hatte er bei dem Namen schon klein beigegeben. Doch jetzt scheiterte es an den immensen Lizenzgebühren, die Rubiks Anwälte verlangten. Wenn er darauf einging, würde er an dem Geschäft keinen Cent
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