Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
herausfindest, aber …«
John ließ den Blick langsam zwischen Jacks einfältigem Grinsen und Caseys blassem Gesicht hin und her wandern. Er begriff, dass Casey gar nicht ehrlich erschrocken war; es war ihr einfach nur peinlich, ihm hier zu begegnen. Zugleich wurde ihm klar, dass ihre Beziehung unausweichlich auf eine solche Situation hingesteuert hatte. Kurz spürte er sogar so etwas wie Erleichterung. Nun würde er ihr nie erklären müssen, was es mit dem Gerät auf sich hatte. Er würde nie wieder irgendetwas vor ihr verstecken müssen. Es war wirklich besser so. »Kein Problem«, sagte John ruhig. »Ich hab mich ja auch mit anderen getroffen. Ist wohl besser so. Also, bis irgendwann.«
Ohne Casey eines weiteren Blickes zu würdigen, drückte er sich an ihr und Jack vorbei und stieg in seinen Trans Am. Er versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu ignorieren. Gab es nicht Millionen anderer Mädchen? Und auch Millionen anderer Caseys? Diese eine Casey war im Grunde absolut bedeutungslos. Sollte sie doch mit Jack rummachen! Eines Tages würde er sich seine Casey aussuchen können.
Das Turnier gewann ein Schüler von der Highschool: Im Finale schlug er Henry zehn zu acht. Henry schmollte eine Stunde lang, bevor er den Schüler, der gerade die hundert Dollar Preisgeld eingestrichen hatte, zu einer Revanche aufforderte. John und Grace setzten sich währenddessen an einen Tisch in der Bar.
»Das sollten wir jedes Wochenende machen«, sagte Grace, ihre Stimme schwer vom Alkohol. Sie sank gegen Johns Schulter. »Ich liebe es, so was zu organisieren.«
»Du hast aber auch tolle Arbeit geleistet.« Die Musik aus der Jukebox dröhnte John in den Ohren. Als er spürte, wie Grace im Takt mitwippte, musste er an seinen Discoausflug mit Casey denken. Das schien ewig her zu sein. Seit dem Vorfall beim Burger Chef hatte er sie nicht mehr gesehen, was ihm nur recht war.
Auch Graces Gedanken mussten zu Casey gewandert sein. »Du, ich hab nur nichts gesagt, wegen Casey und so.«
John runzelte die Stirn. »Was nicht gesagt?«
Grace wich seinem Blick aus. »Ich wollte, dass du erst darüber hinwegkommst.«
»Was willst du damit sagen? Das war erst letzte Woche!«
Endlich wagte Grace, ihm in die Augen zu blicken. »Ich liebe dich, John.« Er zuckte zurück, und ihr Gesicht fiel in sich zusammen. »Es tut mir leid!«, rief Grace, stand auf und flüchtete durch die Vordertür.
Für einen Augenblick war John wie gelähmt. Dann rannte er hinterher, sprang die drei Stufen zum Gehsteig herunter und blickte sich um, doch Grace war verschwunden.
»So eine Scheiße!« John trat mit aller Kraft gegen die Mauer. Er brauchte eine Weile, bis er wieder hineingehen konnte. Wenigstens war es an der Theke, wo er sich jetzt niederließ, relativ ruhig im Vergleich zum betriebsamen Hinterzimmer.
»Hey, John!«, sagte Lou und kam zu ihm herüber.
»Hey, Lou. Gib mir’ne Cola.«
»Schon passiert.« Lou schenkte ihm ein Glas Cola ein und beugte sich über den Tresen. »Ich muss dir was erzählen.«
»Du bist schon der Zweite innerhalb von zehn Minuten.« John starrte auf das abgeschabte Holz der Theke und seufzte.
»Ray hatte ein paar Leute hier, die sich den Flipperautomaten angeschaut haben. Leute aus dem Spielhallengeschäft. Nicht, dass ich gelauscht hätte oder so, aber er hat darüber verhandelt, den Flipper unter eurem Arsch weg zu verkaufen.«
»Wie bitte?« John fuhr in die Höhe.
»Nur ruhig. Setz dich wieder. Von mir hast du das nicht, okay? Aber ihr müsst aufpassen, Leute.« Lou schob das Geld, das John für die Cola hingelegt hatte, wieder zurück. »Geht aufs Haus.«
Während er das süße Gebräu herunterkippte, versuchte John, seine Gedanken zu ordnen. Also: Grace … liebte ihn. Und Ray versuchte, den Flipper hinter ihrem Rücken zu verscherbeln. John brachte das alles einfach nicht auf die Reihe.
Da tauchte Henry in der Tür zum Hinterzimmer auf, einen Arm um die Schultern des Schülers gelegt, der ihn im Finale geschlagen hatte. »John!«, rief er. »Hast du Steve schon kennengelernt? Der Typ ist echt gut.«
»Ja, wir kennen uns.« Offensichtlich waren die beiden sturzbetrunken – und Steve war noch viel zu jung dafür, so lax die Gesetze in diesem Universum auch gehandhabt wurden. »Hör mal, Steve. Ich glaube, es ist besser, wenn du heute Nacht bei mir pennst. Geht das mit deinen Eltern klar?«
Steve nickte, wankte und stützte sich an der Theke ab.
»Henry. Wir müssen uns unbedingt morgen treffen. Sag
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