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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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vor Schmerz auf, schmeckte Galle und Magensäure. Sein tauber Oberschenkel konnte ihn nicht mehr tragen. Benommen und vor Panik zitternd sank Prime gegen die Wand. Es gab kein Entkommen mehr.
    Ein leises Klingeln hallte durch die Tiefgarage: Der Aufzug war wieder da.
    Carson wandte sich um, aber die Kabine war leer.
    Prime begriff, dass der Aufzug gekommen war, weil er vorhin auf den Knopf gedrückt hatte. Als er einen wackeligen Schritt auf die erleuchtete Kabine zuging, schnitt Carson ihm sofort den Weg ab.
    Er war auf Primes Finte hereingefallen. Prime machte auf der Stelle kehrt und rannte in die andere Richtung, zu seinem Auto.
    Carson holte mit dem Brecheisen aus und legte all seine Kraft in einen letzten Schlag – zu spät.

    Mit rutschenden Lederschuhen kam Prime vor dem Unic zum Halt, verlor das Gleichgewicht, knallte mit dem Kopf gegen die Autotür und musste sich mit der rechten Hand am eiskalten Betonboden abstützen. Mit der linken Hand versuchte er, den Türgriff zu betätigen, aber aus diesem Winkel fehlte ihm die Kraft. Als er sich quälend langsam aufrichtete, brannten seine Schulterblätter. Voller Panik riss er die Fahrertür auf, ließ sich in den Sitz fallen und verriegelte sämtliche Türen.
    Gleich darauf krachte das Brecheisen auf die Windschutzscheibe. Sie splitterte in einem sternförmigen Muster, das Carsons Gesicht in tausend Fragmente zerriss.
    Prime legte den Gang ein und drückte aufs Gas. Im Rückspiegel sah er Carson, der wie von Sinnen versuchte, die Rücklichter des Unic mit dem Brecheisen zu erwischen. Primes Aktenkoffer knirschte unter den Rädern des Wagens. Die Flüche, die Carson ausstieß, wurden vom Motorengeheul verschluckt.
    Am ganzen Körper zitternd, raste Prime die Rampe hinauf, durch die Schranke und hinaus auf die Straßen der Innenstadt.
     
    Als er in die Einfahrt zu seinem Haus einbog, konnte er sich schon nicht mehr erinnern, ob die Straßen leer oder voller Pendler gewesen waren. Genauso wenig wusste er noch, ob es geschneit hatte oder nicht. Er hatte darauf verzichtet, die Polizei anzurufen, deshalb überraschte es ihn, einen Streifenwagen in der Einfahrt vorzufinden.
    Jemand musste seinen Aktenkoffer gefunden haben. Und jetzt wollte die Polizei sicher wissen, ob ihm etwas passiert war.
    Gelassen steuerte er den Unic in die Garage, vorbei an dem Polizeiauto. Doch kaum hatte er die Tür geöffnet, spürte er eine Hand an seinem Arm.

    »Langsam, Mr. Rayburn. Steigen Sie aus.«
    »Es war Vic Carson! Er hat gegen die richterliche Anord…«
    »Legen Sie die Hände flach auf das Autodach. Bitte.«
    Prime versuchte, sich umzudrehen und dem Polizisten in die Augen zu blicken. Hinter ihm entdeckte er einen zweiten Polizeibeamten mit gezückter Waffe. »Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
    Statt etwas zu erwidern, drückte der Polizist ihn mit der Hüfte gegen den Unic. Primes Hände rutschten über das Dach, Schnee schmolz zwischen seinen Fingern. Zuerst legte der Polizist die Handschellen um Primes rechte Hand, dann bog er ihm die Arme nach hinten und kettete sie aneinander. »John Rayburn, ich verhafte Sie wegen Mordes an Theodore Carson. Sie haben das Recht, die …«
    Prime hörte nicht, wie er über seine Rechte belehrt wurde. Seine Gedanken wanderten in die Ferne. Sie mussten die Leiche gefunden haben. Er war verloren, das wusste er, aber er konnte nicht zulassen, dass Casey mit hineingezogen wurde.
    Während die Polizisten ihn in die Mitte nahmen und zum Streifenwagen führten, wurde plötzlich die Haustür aufgerissen – Casey! Sie rannte zu Prime und hängte sich an ihn.
    Einer der Polizisten fasste sie an der Schulter. »Ich bitte Sie, Mrs. Rayburn.«
    Caseys Mund war direkt an Primes Ohr. »Sag denen kein Wort, okay? Kein einziges beschissenes Wort.«
    Während ein Polizist Casey wegzerrte, drückte der andere Prime in den Streifenwagen.
    »Hast du mich verstanden, John?«, schrie Casey ihm nach.
    Prime blickte sie ruhig an und nickte nachdrücklich.
    In diesem Moment vertraute er sich seiner Frau endgültig an – mit allem, was er hatte.

27
    Es war das zweite Mal, dass ihm der große, blonde Mann auffiel. John unterhielt sich gerade mit Grace, während um sie herum das Flipperturnier der Universität in vollem Gange war. Ihm war entfallen, wann er den Mann zum ersten Mal gesehen hatte, aber er erkannte ihn wieder – diese Erscheinung vergaß man einfach nicht. Der Mann war groß, sehr groß, beinahe zwei Meter, und so hellhäutig, dass man ihn

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