Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
fast für einen Albino halten konnte. Seine kurz geschnittenen Haare waren praktisch weiß, die Augen so eisig blau wie die eines Schlittenhundes.
Grace wedelte mit den Armen vor Johns Gesicht herum, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Sie würde sich wohl nie abgewöhnen, alles mit Händen und Füßen zu erklären. Währenddessen hielt der weißblonde Mann seinen Blick unentwegt auf John gerichtet, so dass er sich wie unter einem Vergrößerungsglas fühlte.
Als eine Kugel mit lautem Knall gegen die Scheibe krachte, drehte John sich um und versuchte, seine Aufmerksamkeit dem Spiel zu widmen: Henry gegen einen Englischstudenten im ersten Semester, der zwanzig Dollar gegen ihn gewettet hatte. Natürlich hatte der Arme keine Chance.
Im Hinterzimmer von Adam’s All-Star Cavalcade waren vier Flipperautomaten nebeneinander aufgestellt. Man konnte sich kaum bewegen, so überfüllt war der Raum. Viele der Anwesenden würden ernste Probleme mit ihren Abschlussprüfungen bekommen.
Als er von der Spielfläche aufblickte, sah John den Mann auf sich zukommen. Noch immer grübelte er darüber nach, wo er ihm das erste Mal begegnet war. Unterdessen bahnte sich der Mann mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge. Die wütenden Blicke der Studenten schienen an ihm abzuprallen.
Bald war der Weißblonde bis ins Zentrum vorgedrungen. Er brachte seinen Mund ganz nahe an Johns Ohr. »Der Flipper war Ihre Idee?«
»Was?«
»Der Flipper.« Der Mann deutete auf den Automaten. »Ihre Idee?«
John zuckte mit den Schultern. Natürlich hieß das Teil »Flipper«, aber kein Bewohner seines Heimatuniversums hätte es mit den dort gängigen Flipperautomaten verwechselt. Tatsächlich hatte ihre Erfindung mittlerweile mehr Ähnlichkeit mit Tischfußball, vor allem da man gegeneinander spielte. »Es ist ein Gemeinschaftswerk.«
»Aber der Name war Ihre Idee.«
Die Art des Mannes gefiel John nicht. »Puh … Keine Ahnung, weiß ich nicht mehr.«
»Woher haben Sie den Namen?«
»Wie gesagt, ich weiß es nicht. Brainstorming.«
»Es ist sehr wichtig für mich, das zu erfahren.« Nun fiel John auch der merkwürdige Akzent des Mannes auf. Er klang fast deutsch, aber es schwang noch etwas anderes mit.
»Hören Sie mal, die Leute stehen hier an, weil sie spielen wollen. Wenn Sie nicht spielen wollen, gehen Sie bitte zur Seite.«
Der weißblonde Mann fixierte John drei Sekunden lang mit undurchdringlichem Blick, bevor er eine Visitenkarte aus der Hemdtasche zog. Darauf stand über einer Adresse und einer Telefonnummer in Columbus »Ermanaric Visgrath. Investments«. »Vielleicht haben Sie ein andermal Zeit
für ein tiefer gehendes Gespräch über Ihre Erfindung. Mein Unternehmen ist immer daran interessiert, innovative und zukunftsträchtige Ideen zu unterstützen.«
Mit diesen Worten wandte sich der Mann ab und verschwand in der Menge. Ohne weiter darüber nachzudenken, steckte John die Visitenkarte in die Tasche.
Einen Tag nachdem sie den Flipper aus Rays Fängen befreit hatten, meldeten John, Grace und Henry mit Hilfe eines jungen Jurastudenten das Patent an. Kyle Thompson, der sich in seinem Studium mit Patentrecht beschäftigte, kam direkt zu Adam’s All-Star Cavalcade, spielte, verlor drei Runden gegen John und stimmte zu, das Patent mit ihnen auszuarbeiten.
»Ich kann für meine Arbeit kein Geld verlangen«, sagte Kyle. »Wobei ich mir nicht sicher bin, ob euch das freut oder Sorgen bereitet.«
»Ersteres«, antwortete Grace.
»Letzteres«, widersprach Henry.
Kyle blickte die beiden irritiert an. »Jedenfalls lasse ich alles von einem meiner Professoren durchlesen. Und glaubt mir, ich werde gute Arbeit leisten.«
John mochte Kyles ernsthaftes, geschliffenes Auftreten. Beim Spielen hatte er kein einziges Mal gelächelt, sondern einen bemerkenswerten Eifer an den Tag gelegt. Seine Finger auf den Flipperknöpfen waren weiß gewesen. »Wie lange dauert es, bis das Patent durch ist?«, fragte John.
»Kommt drauf an. Sechs bis zehn Wochen.«
»Und wie hoch sind die Gebühren?«, wollte Henry wissen.
»Die Anmeldung von Patent und Markenschutz kostet zweihundertvierzig Dollar. Wenn das Patent akzeptiert wird, macht das weitere vierhundertfünfundzwanzig Dollar.«
»Damit sind unsere bisherigen Einnahmen futsch«, murrte Henry.
Kyle ignorierte diesen Kommentar. »Ich benötige freien Zugang zu den Automaten. Dass ihr einen funktionsfähigen Prototypen gebaut habt, ist schon mal von Vorteil. Außerdem brauche ich von euch
Weitere Kostenlose Bücher