Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Mietvertrag für sechs Monate und bestritt die Anzahlung mit einem Großteil seiner Ersparnisse. Wenn nicht bald mehr Geld hereinkam, würde er schlicht pleitegehen.
Sollte es dazu kommen, würde er das Studium abbrechen und sich einen Job suchen müssen. Was ihn wiederum weit, weit von seinem eigentlichen Ziel abbringen würde: das Gerät zu entschlüsseln. Was für ein Schlamassel, dachte er, während er den Blick durch die eiskalte Fabrikhalle schweifen ließ. Das Beste wäre, Grace und Henry einfach allein
weitermachen zu lassen. Sollten sie sich doch hier einnisten und ihr Leben gegen die Wand fahren, wenn sie Lust darauf hatten! Doch zugleich stellte der Flipper eine letzte Verbindung zu Johns Heimat dar. Ohne John gäbe es in diesem Universum keine Flipperautomaten. Diese Idee hatte allein er von der einen Welt in die andere hinübergerettet – ein simples, im Grunde ziemlich albernes Spiel.
Eine Stunde später fuhren Grace und Henry im Pick-up vor, die Ladefläche voller Krimskrams, der in irgendeiner Weise in die Automaten verbaut werden sollte.
Grace bibberte, als sie die Halle betrat, und rieb sich die Schultern. »Wir müssen hier unbedingt einheizen!«
»Und wer soll das bezahlen?«, erwiderte John.
»Niemand. Vielleicht können wir ein Feuer in einer Mülltonne anzünden. Oder ein paar Heizlüfter aufstellen.«
Henry sprach das Offensichtliche aus. »Für Heizlüfter bräuchten wir erst einmal Strom.«
John seufzte. Daran hatte er natürlich nicht gedacht, als er seine Unterschrift unter den Mietvertrag gesetzt hatte. »Ich ruf sofort bei Toledo Edison an. Meint ihr, die stellen den Strom auch ohne Anzahlung an?«
»Vielleicht«, sagte Grace. »Schließlich sind wir ein respektables Unternehmen.«
An diesem Nachmittag schafften John, Grace und Henry noch zwei weitere Ladungen Einzelteile vom Labor in die Halle. Nach Johns Berechnungen konnten sie daraus drei komplette Flipper bauen, zumindest mehr oder weniger komplett.
Auf der letzten Fahrt hielten sie beim Studentenwerk und bei den drei Bars, die mittlerweile mit Flipperautomaten werben konnten, und leerten die Münzbehälter.
»Siebenundsechzig Dollar und fünfzig Cent«, verkündete Henry, »plus fünfzig kanadische Cent. Ich muss die Münzerkennung verbessern.« Er machte ein betretenes Gesicht. »Aber das wird wohl warten müssen.«
John runzelte die Stirn. »Warum?«
»Seine Eltern bestehen darauf, dass er über Weihnachten nach Hause kommt«, antwortete Grace. »Meine übrigens auch.«
Das hätte John sich eigentlich denken können. »Wann fahrt ihr?«
»Übermorgen.« Hilflos hob Grace die Arme. »Das Zugticket nach Athens hab ich schon in der Tasche.«
Henry nickte nur. Seine Familie lebte in Columbus.
»Dann bin ich die nächsten drei Wochen wohl auf mich allein gestellt«, sagte John.
»Steve wird dir bestimmt helfen, wenn du nett fragst«, meinte Grace.
John lachte. »Nein, nein, schon gut. Ich wollte eh ein paar neue Funktionen austüfteln.« Doch seine Augen ruhten schon auf dem riesigen Kran, der an der Decke montiert war. Er dachte an die Kratzer am Rand des Geräts und fragte sich, wie viel Kraft man wohl aufbringen müsste, um die beiden Hälften auseinanderzuziehen. Wenn Grace und Henry erst mal in den Ferien waren …
Als sie später versuchten, eine Pizza zu bestellen, weigerte sich der Fahrer standhaft, in das Viertel zu kommen. Also zog Henry selbst los; die riesige, dampfende Pastete, mit der er zurückkehrte, aßen die drei in dem eingestaubten Büroraum, gegen die Kälte in ihre Winterjacken gehüllt.
Grace erhob ihre Coladose. »Auf Pinball Wizards Incorporated. Mögen die Kugeln niemals ruhen!«
»Hört, hört!«, rief Henry.
John lächelte, doch zugleich versetzte es ihm einen Stich, dass Casey nicht da war, um mit ihnen anzustoßen.
Nachdem zwei Arbeiter in blauen Overalls den Strom angestellt hatten – nur einen Tag nach Johns Anruf und tatsächlich ohne Anzahlung -, arbeiteten John, Grace und Henry
die nächste Nacht durch und stellten noch zwei weitere Automaten fertig. Am nächsten Morgen fuhr Henry Grace zurück zum Wohnheim, damit sie packen konnte, aber kurz darauf waren die beiden wieder da.
Grace winkte schon vom Auto aus mit einem Brief. »Wir sind offiziell!«
»Was?«, fragte John.
»Hier ist unser Gesellschaftsvertrag, notariell beglaubigt vom ehrwürdigen Staat Ohio. Jungs, wir sind eine Firma!«
John las den Brief: die üblichen Klauseln, unterzeichnet von einem
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