Die Maya Priesterin
graue n Prieste r rannte n schreiend durcheinande r . Einige hatten Brandwunden erlitten, alle schiene n z u Tod e erschrocke n . Der Mestize stieß Diego a n . Er tru g wiede r sein e Tunika , soga r sei n Messe r i m Gürtel , der Himmel wußte, woher. Mit den Augen deutete er hinüber, zur andere n Seit e de s Raum s . D u has t recht , Hernán , dacht e der Pater . De n Verdammte n i n de n Krüge n kan n nieman d mehr helfe n . Nich t au f diese r Welt . Dennoc h konnt e e r sic h kau m von d e m Anblic k löse n .
Unablässi g stürzte n glühend e Riesenkrüg e au s de n Regale n . Di e tönerne n Leibe r zersprange n . Wa s au f de m Boden zurückblieb , wa r nich t Seele , nich t Lei b . Menschlich e Umrisse, gewi ß . Hier ein vorgestreckter Arm, dort ein angewinkeltes Bei n . D o c h di e Gestalte n eingesotte n z u ros a g raue m Gallert .
Auf die Schultern des Mestizen gestützt, humpelte Diego zur andere n Seit e de s Raumes . Der Verschla g . Ei n Käfig , zwanzig Schritt e lan g un d allenfall s dre i Fu ß hoc h . Z u niedrig , u m darin auch nur zu sitze n . Hinte r de n Stäbe n ei n Wirrwar r au s Augen, Haaren , braune r Hau t . Wie sie übereinander lagen, kauerten, krauchte n . Wi e viele ? Wi e lang e schon ? Nich t z u sagen , nicht z u rate n .
Mi t de m Messe r sprengt e Hernán di e Käfigtü r auf . Die Verdammte n kroche n hervor . P a ckte n jede r ein e Scherb e und fiele n übe r di e graue n Prieste r her . In das Klirren und Scheppern zerspringender Krüge mischten sich die Schreie der Kämpfende n .
Al s letzte r kroc h Julki n hervor . Sein Gesicht, sein Leib gezeichnet von Schläge n . E r war f sic h vo r Dieg o nieder . Der Pater befahl ihm, sich augenblicklich zu erhebe n .
Si e machten , da ß si e davonkame n . Höllische s Infern o . Kampf de r Verdammten , mi t Scherben , bloße n Fäusten , gege n die Teufelsprieste r Cha'acs. Unbemerk t erreichte n si e di e Tür .
Selbs t de r r a uchend e Bücherkru g stan d noc h dor t . Sie sputeten sich , in s Gewölb e hinabzukomme n un d i n de n Gan g . Julkin wollte unablässig sprechen, sich stammelnd erkläre n . Diego verwie s e s ih m . Wi e erschöpf t e r sic h fühlte . Erschüttert über alle s erträglich e Maß . Wieder un d wiede r sa h e r di e Riesenkrüge herabstürzen , zerberste n mi t gellende m Klan g . Hinüber ins Gewölbe , dacht e er . Dort einen Tag noch durchhalte n . Dann würde es sich entscheide n .
»Erschreck e dic h nicht . Vor n lieg t di e Tote . D u muß t übe r sie hinwe g .« E s war e n die einzigen Worte, die er zu Julkin sprac h .
Herná n robbte voran, durch den Stollen, den qualmenden Kru g i m Ar m . Julki n folgte . Diego kroch als letzter hindurc h . Er wollt e e s so .
Di e Entstellte . Er verharrte zu ihren Füße n . Nu r noc h einen Moment , beschl o ß er . Sein e Kräft e ware n dahin . Un d doch mußt e e r noc h hinauf , in s Gewölbe , a n Krück e un d Sei l . Er lauscht e hinte r sich , i n de n Gan g . Nichts . Horcht e nac h vor n und vernahm die Stimmen seiner Gefährte n . Yaxtun , volle r Sorg e . Offenba r ware n de r Mestiz e un d J ulkin schon wohlbehalten hinau f .
B'ok - d'aanto j , dacht e er . De r oberst e Prieste r Cha'ac s mußte vollkomme n vo m Teufe l besesse n sei n . Sein Irrglaube bewies es . Furchtbarste Verblendun g . Lebe n schaffe n z u wolle n durch Schlächtere i . Die Lebenden einzusieden wie Gelee . Ihre Essenz al s Zaubersalbe . Die Seele als fettige Tinktur. Ein Schauder überlie f ihn . Abe r di e Tote n bliebe n tot , dacht e er , wi e inständig B'ok - d'aantoj sie auch mit seinem Zaubertran bestric h .
E r scho b sic h übe r di e Entstellte . Glaubte für einen Moment, ihr e Nackthei t nich t z u ertragen , ihre n kalten , weiche n Lei b . Zuma l e r diesma l mi t Brus t un d Bauc h übe r si e hinkroc h . Er hiel t de n Ate m a n . Sein Gesicht schwebte nun genau über dem starre n Antlit z de r Tote n . E r dreht e de n Kop f zu r Seite . Spähte na c h oben , un d d a pendelt e di e Krücke , kein e zwe i Elle n über ihm .
»Komm t Ihr , Herr? « E r verdreht e de n Kop f noc h meh r und sa h de n Mestize n . Obe n a m Schachtran d kauernd , sein zugeschwollenes Auge, darüber das Feuerma l . Neben ihm stand de r Kru g . Flammen tanzten darüber.
»Ic h komme« , sagt e e r .
D a ga b si e unte r ih m nac h . Ih r Rump f knickt e nac h unten, tiefe r i n de n Schach t . Ihre Beine rutschten aus dem Stollen, und e r mi t
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