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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und das alles im reifen Alter von neunzehneinhalb Jahren. Eine furchterregende, mächtige Hexe, wie sie sich selbst beschrieb.
    »Rowan geht es prima«, hatte Mary Jane festgestellt, nachdem sie Rowan mit schmalen Augen gemustert hatte, und dann hatte sie sich den Cowboyhut in den Nacken geschoben. »Ja, macht euch ruhig drauf gefaßt. Sie nimmt sich Zeit, aber diese Lady hier weiß, was Sache ist.«
    »Wer ist denn diese Spinnerin?« hatte Mona wissen wollen, obgleich sie tatsächlich ein wildes Mitgefühl für das Kind ve r spürt hatte – daß sie sechs Jahre älter war als Mona, darauf kam es nicht an. Das hier war eine edle Wilde in einem Jeansrock aus dem Supermarkt, der ihr gerade bis zur Mitte des Oberschenkels reichte, und einer billigen weißen Bluse, die sich viel zu stramm über ihre hervorragenden Brüste spannte und an der sogar ein entscheidender Knopf fehlte.
    Natürlich hatte Mona gewußt, wer Mary Jane war. Mary Jane Mayfair wohnte in den Ruinen der Plantage Fontevrault in Bayou County. Dies war das legendäre Land der Wilderer, die den wunderschönen Weißhalsreiher nur wegen seines Fleisches jagten, der Alligatoren, die dein Boot umwerfen und dein Kind auffressen konnten, und der verrückten Mayfairs, die es nie nach New Orleans geschafft hatten, zu der Holztreppe jenes berühmten Vorpostens von Fontevrault in New Orleans, auch bekannt als das Haus in der Amelia Street, Ecke St. Charles.
    Mona lechzte regelrecht danach, dieses Haus einmal zu sehen, Fontevrault mit seinen sechs Säulen nach links und sechs Säulen nach rechts, das immer noch stand, obwohl das Erdgeschoß einen Meter tief unter Wasser lag. Die legendäre Mary Jane zu sehen, war das Zweitbeste, die Cousine, die »weg« gewesen und erst kürzlich zurückgekommen war, die ihre Piroge am Treppenpfosten anband und über einen st e henden Tümpel von tückischem Schleim zu ihrem Pick-up paddelte, mit dem sie zum Einkaufen in die Stadt fuhr.
    Alle redeten von Mary Jane Mayfair. Und weil Mona dreizehn war und jetzt die Erbin und einzige mit dem Vermächtnis ve r bundene Person, glaubten alle, Mona würde es besonders interessant finden, über eine Teenagercousine namens Mary Jane aus dem Hinterwald zu reden, die »brillant« war und »übersinnlich begabt« und umherstreifte, wie Mona es tat: allein.
    Neunzehneinhalb. Bis Mona dieses glanzvolle Stück zu Gesicht bekommen hatte, hätte sie jemanden in diesem Alter nie als echten Teenager betrachtet.
    Mary Jane war ungefähr die interessanteste Entdeckung, die sie gemacht hatten, seit sie angefangen hatten, die komplette Mayfair-Sippe zu genetischen Untersuchungen zusammenzutrommeln. Mona fragte sich, was da demnächst sonst noch alles aus den Sümpfen gekrochen kommen mochte.
    »Was ist, wenn ihr das Haus auf den Kopf fällt?« hatte Bea gefragt. »Es steht buchstäblich im Wasser. Sie kann da nicht bleiben. Man muß das Mädchen nach New Orleans holen.«
    »Sumpfwasser, Bea«, hatte Celia gesagt. »Sumpfwasser, wohlgemerkt. Das ist kein See und nicht der Golfstrom. Und außerdem, wenn dieses Kind nicht Verstand genug hat, von dort zu verschwinden und die alte Frau in Sicherheit zu bringen…«
    Die alte Frau.
    Mona hatte das alles am letzten Wochenende noch frisch in Erinnerung gehabt, als Mary Jane in den Garten gekommen war und sich in das Gedränge um die schweigende Rowan gestürzt hatte, als handelte es sich um ein Picknick.
    »Ich weiß schon Bescheid über euch«, hatte sie erklärt, und sie hatte auch Michael angesprochen, der neben Rowans Sessel gestanden hatte, als posiere er für ein elegantes Fam i lienfoto. Und wie hatte Michaels Blick sie aufs Korn geno m men.
    »Ich komme manchmal her, um euch anzuschauen«, sagte Mary Jane. »Yeah, das mache ich. Am Tag der Hochzeit war ich hier. Du weißt schon – als du sie geheiratet hast.« Sie de u tete erst auf Michael, dann auf Rowan. »Da drüben habe ich gestanden, auf der anderen Straßenseite, und hab eurer Party zugeschaut.«
    »Du härtest hereinkommen sollen«, sagte Michael freundlich. Er verschlang jede Silbe, die das Mädchen hervorsprudeln ließ. Das Dumme bei Michael war, daß er eine Schwäche für pubertären Liebreiz harte. Sein Techtelmechtel mit Mona war nicht auf eine Laune der Natur oder einen Hexentrick zurüc k zuführen gewesen. Und Mary Jane Mayfair war ein so saftiges kleines Sumpfgeschöpf, wie Mona nur je eines gesehen hatte. Trug sogar ihr hellblondes Haar in Zöpfen oben um den Kopf und schmutzige weiße

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