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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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es ein Fehler gewesen war. Bestimmt würde Tommy ihn erwarten.
    Das laute Gellen einer Hupe ließ ihn zusammenschrecken. Er schmetterte das Telefon auf die Halterung. Er mußte aufpassen. Sein Fuß trat das Gaspedal nieder, er überholte den Lastwagen vor ihm und brachte den Rolls auf Höchstgeschwindigkeit.

 
13

    Das Apartment lag in Belgravia, nicht weit vom Buckingham-Palast entfernt, und war fachmännisch mit allem Nötigen ausgestattet. Georgianisches Mobiliar umgab ihn, feiner, neuer weißer Marmor in Mengen und sanfte Farben, Pfirsich, Zitrone und Austernweiß. Erfahrenes Büropersonal erwartete seine Anweisungen, äußerst tüchtig aussehende Männer und Frauen, die sich sofort an die Arbeit machten und Faxgerät, Computer und Telefone installierten. Er sorgte dafür, daß der fast bewußtlose Samuel im größten Schlafzimmer ordentlich zu Bett gebracht wurde, und nahm dann das Büro in Besitz. Er setzte sich an den Schreibtisch, um rasch die Zeitungen durchzulesen und möglichst viel über die Geschichte von dem Mord am Stadtrand von London zu erfahren, wo ein Mann von einem mysteriösen Einbrecher mit sehr großen Händen erdrosselt worden war.
    In den Artikeln wurde seine Körpergröße nicht erwähnt. Merkwürdig. Hatte die Talamasca beschlossen, sie geheim zu halten? Warum?
    »Bestimmt hat Yuri es schon gelesen«, dachte er, »wenn Yuri überhaupt noch normal funktioniert.« Aber das konnte er natürlich nicht wissen.
    Schon trafen Nachrichten aus New York ein.
    Die junge Leslie, die anscheinend niemals schlief, bediente ihn mit strahlendem Gesicht; sie nahm wieder ein paar Blätter von einer Schreibkraft in Empfang und legte sie ihm auf den Tisch.
    »Ihre Leitungen sind jetzt angeschlossen, Sir. Sonst noch etwas?«
    »Ja, meine Liebe«, sagte er, »veranlassen Sie, daß die Küche einen großen Braten für Samuel vorbereitet. Er wird einen Bärenhunger haben, wenn er aufwacht.«
    Er wählte bereits die Nummer der Direktverbindung mit Remmick in New York, während er noch mit ihr sprach.
    »Sorgen Sie dafür, daß mein Wagen und der Fahrer bereitstehen, sobald ich sie brauche. Stellen Sie frische Milch in den Kühlschrank, und kaufen Sie Käse für mich, weiche Doppel-und Triple-Rahmkäse. Alle Sorten vom besten Camembert und Brie, die Sie finden können. Aber Sie müssen jemanden schicken, denn ich brauche Sie hier. Sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn das Claridge’s anruft und eine Nachricht für mich hat. Und wenn Sie nichts von ihnen hören, rufen Sie selbst jede Stunde dort an. Verstanden?«
    »Ja, Mr. Ash«, sagte sie eifrig und kritzelte alles auf einen Block, den sie sich eine Handbreit vor die Augen hielt.
    Im Handumdrehen war sie verschwunden, aber jedesmal, wenn er aufblickte, sah er sie wieder mit bewundernswerter Energie hin und her huschen.
    Es war drei Uhr, als sie begeistert wie ein Schulmädchen an seinen Schreibtisch kam.
    »Das Claridge’s, Sir. Sie wollen Sie persönlich sprechen. Leitung zwei.«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und sah zufrieden, daß sie sich sofort zurückzog.
    Er nahm den Hörer von dem blinkenden Apparat.
    »Ja, hier ist Ashlar. Sie rufen aus dem Claridge’s an?«
    »Nein. Hier spricht Rowan Mayfair. Ich habe Ihre Nummer vor fünf Minuten vom Claridge’s bekommen. Man sagte, Sie seien heute morgen ausgezogen. Yuri ist bei mir. Er hat Angst vor Ihnen, aber ich muß mit Ihnen sprechen. Ich muß Sie sehen. Kennen Sie meinen Namen?«
    »Allerdings, Rowan Mayfair«, sagte er leise. »Wollen Sie mir bitte sagen, wo ich Sie treffen kann? Und ist Yuri wohlauf?«
    »Erst müssen Sie mir sagen, warum Sie bereit sind, sich mit mir zu treffen. Was genau versprechen Sie sich davon?«
    »Die Talamasca ist von Verrätern durchsetzt«, sagte er. »Letzte Nacht habe ich ihren Generaloberen getötet.« Keine Reaktion. »Der Mann gehörte der Verschwörung an. Die Verschwörung hat etwas mit der Familie Mayfair zu tun. Ich möchte die Ordnung in der Talamasca wiederherstellen, damit es wieder die Talamasca ist, und auch, weil ich einmal geschworen habe, daß ich immer auf die Talamasca achtgeben würde. Rowan Mayfair, wissen Sie, daß Yuri in Gefahr ist? Daß diese Verschwörung sein Leben bedroht?«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja. Ich dachte nur über den Klang Ihrer Stimme nach.«
    »Der Taltos, den Sie geboren haben, hat die Kindheit nicht überlebt. Seine Seele war nicht im Frieden gewesen, bevor er geboren wurde. Sie dürfen

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