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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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eine Nachricht von den Ältesten hervor.
    Schließlich konnte er es nicht mehr aushalten. Er marschierte weiter, klopfte an die Tür und öffnete sie, ohne auf die Aufforderung einzutreten zu warten.
    Die beiden jungen Männer waren allein im Zimmer. Perry saß an Marcus’ Schreibtisch und telefonierte, und Ansling beugte sich über ihn und verfolgte offensichtlich das Gespräch. Das Faxgerät schwieg. Die Türen zu Antons Schlafzimmer waren geschlossen.
    »Wo ist Stuart?« fragte Marklin laut und unvermittelt, obwohl beide Männer ihm mit Gesten zu verstehen gaben, er solle schweigen.
    »Wo sind Sie jetzt, Yuri«, fragte Perry ins Telefon.
    Yuri!
    »Sie sollten nicht hier sein«, flüsterte Ansling, zu Marklin gewandt. »Alle müssen jetzt im Ratszimmer sein!«
    »Ja, ja…«, sagte Perry; offenbar bemühte er sich, den Mann am anderen Ende der Leitung bei Laune zu halten.
    »Wo ist Stuart?« fragte Marklin noch einmal.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Sie werden es mir sagen!« beharrte Marklin.
    »Yuri Stefano ist am Telefon«, sagte Ansling. Er war sichtlich unschlüssig, ob er solche Enthüllungen machen sollte, und sein Blick ging besorgt zwischen Perry und Marklin hin und her. »Stuart will sich mit ihm treffen. Er hat verlangt, daß Stuart alleine kommt.«
    »Wohin? Wie ist Stuart hinausgekommen?«
    »Na, über die Privattreppe des Generaloberen, könnte ich mir denken«, sagte Ansling. »Woher soll ich das wissen?«
    »Ruhe, alle beide!« befahl Perry. »Herrgott, jetzt hat er aufgelegt!« Er warf den Hörer auf die Gabel. »Marklin, verschwinden Sie von hier!«
    »Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir, Sie Idiot!« erwiderte Marklin wütend. »Stuart ist mein Lehrer. Was erzählen Sie da von einer Privattreppe?«
    Er stürmte an ihnen vorbei, ohne auf ihre empörten, herrischen Einwände zu achten. Er lief ins Schlafzimmer und sah dort die scharfen Umrisse einer Tür in der Wandtäfelung. Die nicht markierte Tür stand einen Spaltbreit offen. Er stieß sie auf. Da war die Treppe! Verdammt!
    »Wo trifft er sich mit Yuri?« brüllte er Ansling an, der jetzt hereingekommen war.
    »Weg von dem Durchgang!« befahl Perry. »Verschwinden Sie aus diesem Schlafzimmer. Sie haben im Schlafzimmer des Generaloberen nichts verloren.«
    »Was ist los mit Ihnen, Marklin?« fragte Ansling. »Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist Insubordination. Gehen Sie auf der Stelle zurück ins Ratszimmer.«
    »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Ich will wissen, wo mein Lehrer ist!«
    »Er hat es uns nicht gesagt, und wenn Sie den Mund gehalten und sich nicht eingemischt hätten, dann hätte ich es vielleicht aus Yuri Stefano herausholen können!«
    Marklin starrte die beiden erbosten und verängstigten jungen Männer an. Ihr Idioten, dachte er. Ihr Idioten. Hoffentlich gibt man euch und euren winselnden, unterwürfigen Kollegen die Schuld an allem. Hoffentlich werfen sie euch hinaus. Er machte kehrt und lief die verborgene Treppe hinunter.
    Ein langer, schmaler Gang führte nach einer Biegung zu einer kleinen Tür. Dahinter lag der Park. Diese Tür hatte er nie bemerkt! Es gab so viele. Ein paar einzelne Trittsteine im Gras führten in Richtung Garage.
    Marklin begann zu rennen, aber er wußte, daß es sinnlos war. Der Garagenwärter empfing ihn im Stehen.
    »Jeder soll im Haus bleiben, Sir, bis die Sitzung vorbei ist.«
    »Stuart Gordon… hat er einen Dienstwagen genommen?«
    »Nein, Sir, seinen eigenen, Sir. Aber er hat die Anweisung gegeben, niemand dürfe ohne ausdrückliche Genehmigung hinaus, Sir. Das hat er gesagt.«
    »Das glaube ich!« antwortete Marklin wütend. Er lief zu seinem eigenen Rolls und hatte die Tür zugeschlagen, ehe der Wärter bei ihm war. Am Tor fuhr der Wagen schon dreißig Meilen pro Stunde.
    Auf der Landstraße beschleunigte er rasch auf sechzig, siebzig, achtzig Meilen. Aber Stuart war längst weg. Und er konnte nicht einmal wissen, ob Stuart überhaupt die Landstraße genommen hatte – ob er zu Tessa oder zu Yuri fuhr. Und da er nicht die leiseste Ahnung hatte, wo Tessa – oder Yuri – sich aufhielt, konnte er auch nichts und niemanden verfolgen!
    »Tommy, ich brauche dich«, sagte er laut. Er griff nach dem Autotelefon und tippte mit dem Daumen die Nummer ihrer geheimen Wohnung in Regent’s Park ein.
    Niemand meldete sich.
    Tommy hatte vielleicht schon alle Leitungen lahmgelegt. Warum hatten sie keinen Plan für ein Treffen in London gemacht? Bestimmt würde Tommy merken, daß

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