Die McDermotts 01 - Niemals
Cactus-Bar, Lauren arbeitet für einen Haus- und Grundstücksmakler und Adrian leitet unsere Firma.«
»Welche Firma?«, fragte sie erstaunt.
»Wir haben vor ein paar Jahren eine Erdölfirma gegründet, nichts Großes, aber es läuft ganz gut.«
Verblüfft schaute sie ihn an. »McDermott, du überraschst mich. Ich hätte nie gedacht, dass du dich für solche Dinge interessierst.«
»Was hast du denn geglaubt? Dass ich ein dummer Viehtreiber ohne jegliche Bildung bin?«, fragte er trocken, und irgendwie hörte es sich ein bisschen verletzt an.
»Unsinn«, widersprach sie, »natürlich nicht. Ich hatte nur immer den Eindruck, dass du lieber draußen im Freien bist, anstatt im Anzug in einem klimatisierten Büro zu sitzen.«
»Das ist auch so, deswegen leitet ja Adrian die Firma. Ich bin zwar studierter Wirtschaftsingenieur, aber nach unserer Firmengründung habe ich sehr schnell festgestellt, dass mir das keinen richtigen Spaß macht. Also bin ich nur noch stiller Teilhaber und unterstütze Adrian sporadisch.«
»Und wieso arbeitest du bei Granny und nicht auf der Ranch eures Vaters?«
Callan verzog das Gesicht. »Wir kommen mit ihm nicht mehr so gut klar«, sagte er ausweichend, und Joyce merkte, dass ihm dieses Thema unangenehm war.
Bevor sie noch etwas sagen konnte, tauchte eine junge Frau auf, die ihr Handtuch fast direkt neben ihnen ausbreitete. Sie lächelte Callan an, zog sich aus, und sofort richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die vollbusige Blondine in ihrem knappen Bikini.
Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln stand Joyce auf und ging schwimmen. Als sie nach einer Weile zurückkam, saß die Blonde bei Callan auf der Decke. Er flirtete ganz ungeniert mit ihr und beachtete Joyce überhaupt nicht.
Genau wie früher, dachte sie, und es gab ihr einen kleinen Stich ins Herz. Kurz entschlossen trocknete sie sich ab, zog ihre Sachen an und griff nach ihrer Tasche. »Ich bin dann mal weg«, verabschiedete sie sich.
»Machs gut«, gab Callan abwesend zurück, ohne sich zu ihr umzudrehen, und die Blondine nickte ihr lächelnd zu.
Missmutig stapfte sie davon, saß wenig später auf Goldys Rücken und war unterwegs zur Ranch.
Es hatte lange gedauert, bis Joyce eingeschlafen war. Weit nach zehn Uhr hatte sie Callans Pick-up gehört, und ihr war völlig klar gewesen, womit er sich die Zeit vertrieben hatte. Der Gedanke daran hatte sie ewig nicht zur Ruhe kommen lassen, und so stand sie am Montagmorgen müde in der Küche und bereitete das Frühstück zu.
Als sie gerade den Tisch im Esszimmer deckte, tauchte Callan auf.
»Morgen«, grüßte er knapp, während er sich hinsetzte und sich Kaffee eingoss.
»Hi«, erwiderte sie einsilbig.
Sie ging zurück in die Küche, backte noch die restlichen Pfannkuchen fertig, und als sie den Teller ins Esszimmer brachte, waren die anderen Männer ebenfalls eingetroffen.
»Warum setzt du dich nicht zu uns?«, lud Reece sie ein, als sie wieder verschwinden wollte.
Unsicher schaute sie ihn an. »Ihr möchtet doch bestimmt lieber unter euch sein.«
»Quatsch. Rose sitzt auch immer bei uns, und wenn die Gäste da sind, essen wir sowieso alle gemeinsam.«
»Also gut«, stimmte sie zu.
Sie nahm sich einen Teller und eine Tasse aus dem Geschirrschrank und ließ sich dann neben Caleb nieder. Schweigend hörte sie zu, wie sich die Männer über ihre Aktivitäten am Wochenende unterhielten. Alle waren bei ihren Familien gewesen, bis auf Reece, der irgendein Rodeo besucht hatte. Ramon war zu seiner Frau nach Mexiko gefahren, er war der Einzige, der nicht aus Stillwell stammte, und unter der Woche zusammen mit Callan und Caleb in den Arbeiterunterkünften schlief.
»Und du Callan?«, fragte Reece feixend. »Wie viele Kerben hast du dieses Wochenende wieder in deinen Bettpfosten geritzt?«
Logan grinste. »Mich wundert, dass da überhaupt noch Platz ist.«
»Nun übertreibt mal nicht«, wehrte Callan mit einem unbehaglichen Blick auf Joyce ab.
»Na sag schon, du bist doch sonst auch nicht so schüchtern«, mischte der alte Caleb sich jetzt schmunzelnd ein. »Wenn man eine Frau finden will, die noch nicht mit deinem ‚BigMäc‘ Bekanntschaft gemacht hat, muss man Texas vermutlich verlassen«, sagte er trocken.
Die anderen lachten und Joyce presste die Lippen zusammen. Sie war nicht zimperlich und sie wusste, dass unter den Cowboys meistens ein etwas rauerer Umgangston herrschte. Dass die Männer sich hier so ungeniert über Callans Liebesleben und seine intimen
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