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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Mrs. Grover nicht zu erreichen ist«, seufzte Olivia. »Aber wir beide werden es schon schaffen.«
    Olivia bemerkte, daß Mrs. Grisolm merklich blasser wurde.
    »Erhitzen Sie bitte einen großen Topf Wasser, Mrs. Grisolm. Dann soll jemand Brennholz heraufschaffen. Amy muß warm gehalten werden.«
    »Toby hat heute frei, und Mr. Talbot ist betrunken, Madam.«
    »Ist Mr. Danaher noch hier?«
    »Ja. Er ist bei Mr. Talbot. Ich glaube, er ist nicht ganz so betrunken.«
    »Dann bitten Sie ihn, Holz raufzubringen.«
    Gabriel war nicht im geringsten betrunken, obwohl er nach Alkohol roch.
    »Anscheinend ist es dir gelungen, mir Sylvester fern zu halten«, empfing Olivia ihn mit einem Lächeln.
    »Zu Diensten, Doc. Der Mann redet wie ein Buch, wenn er trinkt. Ich kenne seine ganze Familiengeschichte bis in die Tage, als sein Ur-ur-ur-ur-Großvater aus England herübergesegelt war.«
    Er warf einen Blick auf Amy, die in einen unruhigen Schlaf gesunken war. »Kann ich sonst noch etwas tun?«
    »Ich nehme nicht an, daß du schon mal geholfen hast, ein Kind zur Welt zu bringen?« fragte sie scherzhaft.
    »Nein. Bei der Geburt der Zwillinge jagten mich die Frauen aus dem Tipi. Ich hätte meinen Teil schon getan, zischten sie mich an. Ich dachte, das sei dein Fachgebiet.«
    »Ich habe einige Entbindungen hinter mir. Es ist jedoch leichter, wenn jemand assistiert. Aber ich habe ja Mrs. Grisolm.«
    »Verläuft alles normal?«
    »Das weiß ich nicht. Sorge dafür, daß Sylvester nicht die Treppe herauftorkelt und im falschen Augenblick hereinplatzt.«
    »Der ist bald völlig hinüber.«
    »Gut.«
    Der Abend und die Nacht verstrichen und als der folgende Abend anbrach, hoffte Olivia inständig, Sylvester habe vom Alkohol tatsächlich das Bewußtsein verloren und würde so schnell nicht aufwachen, denn Amys Schreie drangen durchs ganze Haus. Die Geburtswehen waren sehr schmerzhaft, doch das Kind rührte sich nicht. Immer wieder versuchte Olivia, den Fötus zu drehen, doch er verweigerte eigensinnig jede Mitarbeit. Amy war in Schweiß gebadet, ihr Gesicht war bleich wie das Kopfkissen. Jede Wehe zehrte an den letzten Reserven ihrer Kräfte.
    Mrs. Grisolm war keine große Hilfe. Seit Beginn der Preßwehen mußte sie das Zimmer zweimal verlassen und sich übergeben. Als sie zum dritten Mal grün wurde, schickte Olivia sie weg. Die Frau war völlig verstört.
    »Olivia«, flüsterte Amy heiser in einer der seltenen Ruhepausen zwischen den Wehen.
    Olivia nahm ihre Hand. Das Gelenk war wundgescheuert, da Amy sich in die Schlaufen des Seils festgekrallt hatte, das an den Bettpfosten befestigt war.
    »Wie lange dauert das denn schon?«
    Olivia zählte die Stunden, es waren mehr als dreißig.
    »Sehr lange, Liebste.«
    »Ich werde sterben.«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Olivia fühlte Amys Puls. Er war schwach.
    »Kannst du das Baby retten?«
    »Ich halte es für besser, euch beide zu retten, findest du nicht?«
    Amys Gesicht verzerrte sich unter den Krämpfen einer Wehe. Sie bäumte sich auf und krallte sich an den Stricken fest. Olivia drückte auf ihren Bauch. »Nicht pressen, Amy. Bitte. Halte es zurück.«
    »Ich kann nicht!« schrie Amy.
    Olivia spürte den Fötus unter ihren Händen. Sie wandte Druck an, um ihn zu drehen. Der kleine Körper drehte sich, als Amy schreiend preßte und den Fötus wieder in seine ursprüngliche Position drückte. Sie schrie und schrie, bis ihr Schreien sich in bitteres Schluchzen löste.
    »Es tut mir leid! Es tut mir leid!« wimmerte Amy.
    »Schon gut, Amy. Du kannst nichts dafür.«
    »Bitte rette mein Kind.«
    »Was ist ein Kind ohne seine Mutter?« Sie nahm Amys Hand und drückte sie zärtlich. »Amy, hör mir gut zu …«
    Ohne Umschweife erklärte Olivia, was getan werden mußte. Als Assistenzärztin hatte sie einmal einen Kaiserschnitt vorgenommen. Mutter und Kind waren innerhalb von achtundvierzig Stunden gestorben. Aber sie wußte, daß einige solcher chirurgisch eingeleiteten Geburten erfolgreich verlaufen waren. Der Eingriff war Amys einzige Chance.
    »Tu es, Olivia«, flüsterte Amy unter Tränen. »Tu es.« Sie drückte Olivias Hand. »Und wenn es nicht gelingt, liebste Freundin, meine allerbeste Freundin, versprich mir, daß du dir keine Vorwürfe machst. Versprich es mir.«
    »Ich verspreche es«, antwortete Olivia, keineswegs sicher, ob sie das Versprechen halten konnte.
    »Wenn ich nicht durchkomme und das Baby lebt, sorge für mein Kind, Olivia. Bitte.«
    »Ihr werdet

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