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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Freude auf und ab hüpfend. »Du bist zurückgekommen! Ich habe immer gesagt, du kommst zurück! Ich wußte, du läßt uns nicht im Stich!«
    »Ellen, wo ist dein Vater?«
    »Pa und Katy sind in der Mine. Sie haben eine neue Ader gefunden …«
    »Lauf und warne deinen Vater, daß ein Kopfgeldjäger hinter ihm her ist. Man will ihn einsperren und beschuldigt ihn des …«
    Ellen war kreidebleich geworden vor Entsetzen. Olivia brachte es nicht übers Herz, die furchtbare Beschuldigung Gabriels Tochter ins Gesicht zu sagen.
    »Es ist keine Zeit für Erklärungen, Ellen. Bring mir eine Lampe. Schnell! Ich geh selber in den Stollen. Wenn Männer hier auftauchen und nach deinem Vater fragen, sag ihnen, er ist nicht da. Du hast ihn seit Tagen nicht gesehen.«
    Zwei Minuten später stolperte Olivia den Weg zur Mine entlang, ihre Beine waren vom langen Reiten so steif, daß sie kaum gehen konnte.
    Sie rief Gabriels Namen in den Schacht. Keine Antwort. Sie mußte hinein.
    »Ich hab’ es schon mal geschafft«, sagte sie sich. »Also schaffe ich es auch jetzt.«
    Mit aufeinandergebissenen Zähnen stapfte sie rasch in die dunkle Höhle, bevor der Mut sie verließ. Immer wieder rief sie Gabriels Namen. Auf halbem Wege kam er ihr entgegen.
    »Olivia!« Seine weißen Zähne blitzten im Schein der Grubenlampe. Er schloß sie in die Arme. »Du bist gekommen!«
    Bevor sie etwas sagen konnte, küßte er sie. Sie überließ sich nur einen Augenblick dem Glücksgefühl, dann schob sie ihn von sich. Katys strahlendes Gesicht feixte im Lichtkegel.
    »Gabriel! Zwei Männer sind hinter dir her. Sie halten dich für einen gesuchten … Mörder. Du mußt fort. Beeil dich. Sie könnten direkt hinter mir sein.«
    Sein Griff um ihre Schultern festigte sich, sein Gesicht wurde hart. »Wer ist es? Heißt der Mann Candliss? Groß? Helles Haar? Humpelt er?«
    »Nein. Ein Kopfgeldjäger namens Rodgers und einer, der sich anbot, ihm den Weg zur Hütte zu zeigen.«
    Seine harten Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. Katy nahm seinen Arm. »Papa, reite los. Ellen und ich kommen zurecht, bis du uns holst.«
    Katys Gesichtsausdruck entnahm Olivia, daß die Anschuldigungen gegen ihren Vater nichts Neues für sie waren.
    »Lauf, Katy«, wies er sie hastig an, »und sattle Longshot und pack ein paar Sachen zusammen. Ich muß mit Olivia reden.«
    »Es ist keine Zeit zu reden, Gabriel«, widersprach Olivia flehend. »Die Männer können jeden Moment hier sein!«
    »Schscht!« beschwichtigte er sie zärtlich, nachdem Katy verschwunden war. »Bist du alleine hier heraufgeritten, nur um mich zu warnen?«
    »Ja. Natürlich.«
    Er grinste. »Du liebst mich also wirklich, hab’ ich recht?«
    »ja.«
    »Du hast mich nicht gefragt, ob ich wirklich ein Mörder bin.«
    »Das muß ich nicht. Ich weiß, daß du keiner bist.«
    Er küßte sie wieder, lang und leidenschaftlich, dann löste er sich von ihr, nahm sie bei den Schultern und verschlang sie hungrig mit Blicken. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Mein Pech, dich genau in dem Augenblick zu finden, in dem ich wieder untertauchen muß. Aber ich gebe dich nicht auf.«
    »Gabriel …«
    Er schüttelte den Kopf und ließ sie los. »Eines Tages erkläre ich dir alles, Doc. Das schwöre ich. Aber jetzt haben wir keine Zeit.« Er zögerte einen Augenblick. »Kümmerst du dich um die Kinder?« fragte er besorgt.
    »Als wären es meine eigenen.«
    Ein Grinsen glättete seine Falten. »Das werden sie auch sein, sobald ich den Schlamassel hinter mir habe und dich zum Priester schleppe.« Er küßte sie noch einmal, nicht lange, aber sehr innig. »Ich liebe dich, Olivia.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Sie hätten es beinahe geschafft. Katy wartete mit Longshot am Stolleneingang, Deckenrolle und Proviant am Sattel befestigt. Gabe hatte die Zwillinge zum Abschied geküßt und war im Begriff, aufzusteigen, als Hunter mit gesträubtem Nackenfell knurrte.
    Zwei Männer tauchten am Waldrand auf, keine fünfzehn Meter entfernt. Olivia sah die Sekunde der Unentschlossenheit in Gabriels Augen, sein Fuß im Steigbügel, seine Hand am Sattelknauf. Er könnte sich aufs Pferd schwingen und losgaloppieren. Seine Augen hefteten sich auf die Flinten, die beide Männer im Anschlag hielten, Flinten, die auf ihn gerichtet waren und damit auch auf die Zwillinge und Olivia. Seine Hand umklammerte den Sattelknauf, bis die Knöchel weiß schimmerten. Dann ließ er los und nahm den Fuß aus dem Steigbügel.
    »Es hat keinen Sinn«,

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