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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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hab’ ich von dir gelernt.«
    »Ich will nicht, daß sie mich im Gefängnis besuchen. Du dürftest auch nicht hier sein.«
    »Wieso nicht? Du brauchst jemand an deiner Seite – Mr. O’Connell. Ist es recht, Will O’Connell?«
    Die Frage entnahm er ihren hochgezogenen Augenbrauen. »Äh … William Gabriel Danaher O’Connell. Danaher ist der Mädchenname meiner Mutter.«
    »Das sagte mir Katy auf der Fahrt.«
    »Was hat sie dir sonst noch erzählt?«
    Olivia grinste. »Sie erzählte mir eine tolle Geschichte, wie sie dich vor dem Lynchmob hier in Virginia City befreit hat. Sie sagte, du hast den Mann getötet, der ihre Mutter umgebracht hat.«
    Gabes Magen krampfte sich noch heute zusammen, wenn er an jenen Tag dachte.
    »Du mußt nicht darüber reden, Gabriel. Was immer du getan hast, ich weiß, daß es kein Mord war.«
    »Das hängt davon ab, wie man Mord definiert«, sagte er leise. »Minnie und ich besaßen eine Ranch fünf Meilen westlich von hier. Dort lebten wir neun Jahre, züchteten Pferde und Rinder für die Armee und kümmerten uns nicht um irgendwelches Gerede. Die Leute hier halten nicht viel von Indianern, und sie zeigten Minnie die kalte Schulter, doch das interessierte uns nicht sonderlich. Wir hatten uns, die Kinder und unsere Ranch.
    Eines Tages kam ich aus der Stadt nach Hause und überraschte zwei Männer, die über Minnie herfielen.« Gabes Magen krampfte sich zusammen. »Beide hatten sie vergewaltigt, und als sie genug von ihr hatten, schlugen sie auf sie ein, nur so, weil sie eine Indianerin war und die Frechheit besessen hatte, sich gegen die Schweine zu wehren. Ich holte mein Gewehr. Buck Candliss hatte Minnie vom Boden hochgezerrt und würgte sie. Als er mich sah, stieß er sie von sich, um nach seiner Pistole zu greifen. Sie schlug mit dem Kopf gegen den Steinkamin. Die Kante spaltete ihren Schädel. Ich erschoß Buck. Seinen Bruder Ace traf ich nur ins Bein, er konnte entkommen.«
    Olivia biß sich auf die Unterlippe. »Wo waren die Mädchen?«
    »Katy beschimpfte die Männer, als sie ins Haus drangen. Ace schlug sie bewußtlos. Ellen zog sie ins Kinderzimmer und versteckte sich mit ihr unter dem Bett.«
    »Gütiger Gott!«
    »Ich hätte mit den Kindern verschwinden sollen, sobald Ace weggeritten war, aber ich war halb wahnsinnig. Ich erinnere mich kaum an etwas, bis Ace mit Marshall Kale und einer Schar Männer zurückkam. Ich versuchte immer noch, Minnie aufzuwecken, als sie auf den Hof geritten kamen. Der Richter war nicht in der Stadt, er wurde erst in ein paar Wochen zurück erwartet. Candliss wollte mich sofort aus dem Weg haben und überredete den Marshall zur guten alten Selbstjustiz.«
    »Hast du nicht einmal einen Prozeß bekommen?«
    »Candliss ist in dieser Gegend ein Name mit einem großen Klang, und Ace ist der Leithammel. Ich kann es dem Marshall nicht verdenken, daß er sich Candliss nicht widersetzt hat.«
    »Aber ich tue es. Gabriel, man darf dich doch nicht hängen, weil du deine Frau und dein Heim verteidigt hast!«
    »O doch, das darf man, Doc. Wenn du mit den Mädchen nicht schleunigst die Stadt verläßt, wird er es wieder tun.«
    »Man muß dir wenigstens einen fairen Prozeß zugestehen!«
    »Ja. Das wird man. Candliss hat mittlerweile Pläne, die über Virginia City hinausreichen, seit Montana ein Bundesstaat geworden ist. Er will, daß alles sauber und legal aussieht.«
    »Man kann dich auf keinen Fall verurteilen! Es wäre ein großer Justizirrtum.«
    »Doc, wie naiv du bist.«
    »Ich besorge dir einen Anwalt.«
    »Du mußt lange suchen, um einen Anwalt zu finden, der den Mut hat, sich gegen Ace Candliss zu stellen. Außerdem habe ich nichts als meine Aussage zu meiner Verteidigung. Mein Wort steht gegen das Wort von Ace Candliss. Ein ›Indianerfreund‹ gegen den ersten Bürger der Stadt.«
    »Du kannst doch nicht einfach aufgeben!«
    »Olivia«, sagte er weich. »Es ist nicht dein Kampf.«
    »Es ist mein Kampf! Ich liebe dich!«
    Durch die Gitterstäbe hindurch nahm er ihre Hand. »Doc, der Gedanke, daß du mit den Mädchen in Sicherheit bist, ist das einzige, was mich das hier durchstehen läßt.«
    »Wir müssen doch etwas tun!«
    »Das könnt ihr. Nimm die Mädchen und fahre nach Elkhorn zurück. Bleib bei den Talbots oder irgendwo, wo du in Sicherheit bist.«
    »Ich kann dich nicht einfach verlassen.«
    »Du mußt, Olivia. Wenn ich hier rauskomme, dann nicht auf legalem Wege, und ich möchte mir keine Sorgen um dich und die Kinder machen müssen, wenn

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