Die Medizinfrau
nicht auf Katy und Ellen abgesehen, sondern auf Sie.«
»Die beiden können was erleben, wenn sie mir zu nahe kommen.«
»Worauf sie sich verlassen können. Dann springe ich den Mistkerlen an die Gurgel.«
Sie versteifte sich, als er die Decke enger um ihre Schulter zog, entspannte erst, als er keinen weiteren Annäherungsversuch unternahm. Er zeigte sich der Situation allerdings gewachsen. Und Danaher wünschte, die Situation sei so, wie seine Männlichkeit es von ihr annahm.
Die beiden Landstreicher oben auf dem Speicher waren nicht die einzigen, die in Olivia Baron eine verführerische Frau sahen.
Kapitel 10
Als der Morgen graute, hatte Gabe das Gefühl, in seinen Adern fließe Blei. Mit Jeb und Slim oben auf dem Speicher hatte er nicht gewagt einzuschlafen. Die ganze Nacht war er wach gelegen, mit Olivias gleichmäßigen Atemzügen im Ohr und der Nähe ihres warmen Körpers. Er verdiente einen Heiligenschein, der Versuchung widerstanden zu haben, seine Hand in die sanfte Einbuchtung ihrer Taille zu legen, die weiche Rundung ihrer Brust zu streicheln. Amüsiert hatte er festgestellt, daß sie ihre Schultern sogar im Schlaf straffte. Der Duft ihrer Haut und ihres seidigen Hares brachte ihn halb um den Verstand.
Vermutlich hätte er sich nicht so abgespannt gefühlt, wenn er nur Wache gehalten hätte, doch standhaft zu bleiben, war mehr als anstrengende Arbeit. Schließlich war er kein Heiliger.
Olivias Augenlider flatterten und schlossen sich wieder. Mit einem kindlichen Murmeln barg sie das Gesicht im Kissen und seufzte. Gabe grinste und gab ihr einen leichten Klaps auf ihr rundes Hinterteil, das ihm die ganze Nacht so zugesetzt hatte.
»Mmmmphrr?«
»Aufwachen, Liebling.«
»Arrrgh!«
»Wissen Sie denn nicht, daß es die Aufgabe einer braven Ehefrau ist, im Morgengrauen aufzustehen, Feuer zu machen und Kaffeewasser aufzusetzen?«
Sie öffnete ein Auge und schaute ihn haßerfüllt an. »Ich bin keine Ehefrau.«
»Es wäre ratsam, den beiden dort oben vorzuspielen, daß Sie eine sind.«
»Sie sind ein grausamer Mann, Mr. Danaher. Es ist gut, daß Sie fern von der Zivilisation leben.«
»Neben dem Herd ist Brennholz aufgeschichtet.«
»Katy ist näher dran. Sie tut es gern.«
»Sie schläft noch.«
»Dann zeigen Sie unseren Gästen, daß Sie ein ungewöhnlich liebevoller Ehemann sind, der das Feuermachen übernimmt.«
»Sie würden mir nicht glauben, Doc. Sie würden Ihr Spiel durchschauen.«
»Quatsch!«
Am Ende war es dann doch Olivia, die Feuer machte und den Kaffee aufsetzte, aber nicht, weil sie erpicht darauf war, ihre Rolle überzeugend zu spielen. Als sie sich umdrehte, um weiterzuschlafen, spürte sie etwas zwischen sich und ihm wachsen – eine Regung, der Gabe hilflos ausgeliefert war. Dieser Körperteil gehorchte eigenen Gesetzen. Ihr Anblick, wie sie sich über das Feuer beugte, um Wasser in die Kanne zu gießen, linderte sein Unbehagen keineswegs. Er mußte nach Elkhorn, um sich bei einer willigen Hure Erleichterung zu verschaffen. Er hatte zu lange keine Frau gehabt. Das war der Grund, warum er jedesmal in Habachtstellung ging, wenn Olivia Baron lächelte oder die Stirn zusammenzog, oder Gott stehe ihm bei, sich über das Feuer beugte, wie jetzt. Am liebsten hätte er etwas mit bloßen Händen zertrümmert.
Im Verlauf des Vormittags wurde ihm dieser Wunsch beinahe erfüllt.
Olivia schaffte es, Speckpfannkuchen zum Frühstück zu braten. Jeb und Slim ließen sie nicht aus den Augen, als sie zwischen Herd und Tisch hantierte. Es herrschte gespanntes Schweigen, die Goldsucher verschlangen Olivia mit Blicken, die Zwillinge schmollten. Ellen ärgerte sich, als Köchin ersetzt worden zu sein – obwohl der Speck an den Seiten leicht verkohlt war, und die Pfannkuchen in der Mitte pappig waren – Sünden, die Ellen niemals begehen würde.
Auch Katy schien eine Laus über die Leber gelaufen zu sein.
Jeb und Slim waren leichter zu durchschauen als seine beiden zwölfjährigen Töchter, dachte Gabe. Die Kerle litten unter dem gleichen Unbehagen wie er.
Nach dem Frühstück gab Jeb einen lauten Rülpser von sich. »Ich habe nachgedacht.«
Was vermutlich selten vorkam, überlegte Gabe.
»Slim und ich haben uns gestern über Ihre Frau unterhalten. Sie wissen ja selber, Frauen sind hier draußen so selten wie Eulentitten. Und es ist nur gerecht, daß eine Frau dem gehört, der sie auch behalten kann.«
»Ein interessanter Gedanke«, nickte Gabe.
»Na ja, ich hätte mir die Frau
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