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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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verflucht nochmal! Sie war gelegentlich sehr anstrengend, aber nie langweilig. Und sie schien zu keiner Gemeinheit fähig.
    Im Schlaf hatte sie sich bewegt, und ihre Brust lag nahe an seiner Hand, ihre Beine preßten sich an die Innenseiten seiner Schenkel. Die Frau würde ihn noch umbringen, bevor die Sonne aufging. Es juckte ihn in den Fingern, seine Hand um die verführerische Wölbung zu schließen. Sein Geschlecht, aufgereckt in schierem Verlangen, pochte schmerzhaft und drängte danach, in ihr Inneres zu stoßen und seine Gier zu stillen.
    Gabe atmete tief durch; der Duft, den sie ausströmte, erhöhte seine Erregung nur noch mehr. Wie konnte er zulassen, in diesen Zustand geraten zu sein. Selbst wenn es ihm gelingen würde, die Frau zu verführen, hatte er kein Recht dazu. Sie war keine, an der man seine Lust stillte. Ihre Gefühle saßen tief, und hinter ihrer kratzbürstigen Art spürte er ein zerbrechliches Herz. Er hatte ihr nichts zu bieten außer einer höchst ungewissen Zukunft, und sie hatte alles erreicht, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Olivia Baron hatte hart gearbeitet, um ihre Ziele zu erreichen. Und ein Sturschädel von einem Iren, von Rachedurst getrieben, von Gesetzeshütern gejagt, war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in ihren Plänen enthalten. Ebensowenig wie die beiden Satansbraten, die wild und ungezähmt wie junge Berglöwen heranwuchsen.
    Wenn er nur einen Funken Verstand im Kopf hatte, sah er in Olivia Baron wieder eine exzentrische, nervtötende Jungfer mit einem zweifelhaften Geschmack für Hüte und merkwürdigen Ideen über die Stellung der Frau in dieser Welt, sagte Gabe sich.
    Andererseits war er Ire, und wie seine Mutter ihm mehr als einmal gesagt hatte, hatten Iren weniger Verstand als Gott einer Stubenfliege mitgab.
    Sie bewegte sich. Ihre Atemzüge beschleunigten sich als Vorzeichen ihres Erwachens. Behutsam nahm Gabe seine Hand weg, die so angenehm an ihrer Brust lag. Hätte er auch nur einen Funken Anstand im Leib, hätte er seine Hand weggezogen, als sie sich wohlig an ihn schmiegte. Aber er war eben kein Gentleman. Nicht die Spur, und das hatte er auch nie behauptet.
    Sie vergrub sich tiefer in die Decken, in die Wohligkeit ihrer beider Körperwärme und drängte sich an sein pochendes Glied. Einen Augenblick lang fürchtete Gabe, die Beherrschung zu verlieren, sie auf den Rücken zu drehen und ihr den praktischen Nutzen der männlichen Anatomie beizubringen, die sie an der medizinischen Fakultät studiert hatte. Doch er beendete seine Qualen und rüttelte sie wach.
    »Wachen Sie auf, Doc. Zeit, sich auf den Weg zu machen.«
    »Mmmmpf!«
    »Aus den Federn. Sie verschlafen ja den ganzen Tag.«
    Sie öffnete ein Auge, schloß es aber wieder.
    »Es ist noch stockdunkel«, brummte sie.
    »Die Sonne geht gleich auf.«
    »Hmmpf! Es ist kalt.«
    »Raus mit Ihnen, Sie Faulpelz. Setzen Sie das Kaffeewasser auf. Ich sattle inzwischen die Pferde.«
    Er schälte sich aus der Decke und zog die Stiefel an. Seine Wärme fehlte ihr, Olivia schauderte und öffnete seufzend die Augen. Steifgliedrig setzte sie sich auf und blinzelte in den fahlgrauen Himmel, an dem die Sterne verblaßten. »Sollte ich je wieder in einem Federbett schlafen, werde ich mich wie im Paradies fühlen.«
    Er reichte ihr den Wollmantel, als sie die Decke abwarf.
    »O!« rief sie aus, als sie aus dem Zelt kroch. »Es hat geschneit! Ist das schön.«
    Den Blick auf Olivia gerichtet statt auf die weiße Pracht der verschneiten Landschaft, meinte Gabe: »Ja. Ein wunderschöner Anblick.«
    Kurz nach Sonnenaufgang saßen sie im Sattel. Nach seinem Eifer, Olivia zu so früher Stunde wachzurütteln, hatte Danaher es nicht mehr eilig und legte ein gemächliches Tempo vor, mit dem sie keine Mühe hatte, Schritt zu halten. Seltsamerweise stellte sie fest, daß ihr der morgendliche Ritt trotz ihres wundgerittenen Hinterteils und ihrer schmerzenden Muskeln Vergnügen bereitete. Es war eine Reise durch eine Wunderwelt, vorbei an steilen Felswänden, Schluchten und durch sanfte Hochgebirgstäler. Sie war nicht mehr Doktor Rachel Olivia Baron, die unverheiratete, einzige Tochter eines wohlhabenden New Yorker Bankiers, einerseits zur guten Gesellschaft New Yorks gehörend und andererseits engagierte Ärztin und Pflegerin Kranker. Nein, hier in diesen Bergen war sie eine andere, hier gab es andere Prioritäten, andere Bedürfnisse. Eine bislang unbekannte Seite in ihr entfaltete sich. Mit Wehmut dachte sie an die Rückkehr

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