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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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Außergewöhnliche war die ansehnliche Sammlung diverser Schlaftabletten im Bad.
    Als das Haus bis auf das letzte Zimmer gesichert war, bat Singsaker Gran, ihm ihre Waffe zu geben, eine 9 Millimeter Heckler & Koch P30. Dann legte er die Hand auf die Klinke, öffnete die Tür und trat ein.
    Die Luft war schwarz von Fliegen, und kaum hatte er die Tür geöffnet, kam ihm eine surrende Wolke entgegen. Innerhalb kürzester Zeit war er über und über bedeckt von Fliegen. Sie hingen an seinen Kleidern und saßen auf seinem Gesicht. Hunderte von Fliegenbeinen kitzelten seine Haut. Am liebsten hätte er sie weggewischt, wollte aber die Pistole nicht loslassen, die er mit beiden Händen vor sich hielt. Mit jedem Schritt in den Raum hinein wurde der Gestank unerträglicher.
    Am Fußende des Betts sah er sie unter all den Fliegen, die auf ihr herumkrabbelten. Sie lag auf der Decke. Angezogen, jedenfalls war unter all den Insekten ein geblümtes Sommerkleid zu erkennen. Das Gesicht war in Auflösung und Fliegen krabbelten durch ihren geöffneten Mund ein und aus. Die Haare lagen in zwei dicken Zöpfen über ihren Schultern.
    Frisch geflochten, dachte er. Jemand hatte ihr die Haare gemacht, nachdem sie gestorben war, dessen war er sich ganz sicher.
    Er schnappte nach Luft und saugte zwei oder drei Fliegen in seinen Mund. Angeekelt rannte er aus dem Zimmer, warf die Tür hinter sich zu, stürzte in die Küche und spuckte die Fliegen ins Waschbecken.
    Gran folgte ihm und blieb in der Küchentür stehen.
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete sie. »Solche Massen von Fliegen habe ich noch nie gesehen, erst recht nicht mitten im Winter.«
    »Und die Leiche. Hast du ins Zimmer gucken können? Die muss schon mindestens eine Woche da liegen.«
    »Wir können auf jeden Fall feststellen, dass Røed nicht hier ist«, sagte Gran.
    »Ja, aber wo ist er dann?«
    Singsaker drehte sich um und spuckte noch einmal etwas ins Waschbecken. Dann rief er Brattberg an und informierte sie über ihren Fund, ohne die Fliegen zu erwähnen.
    »Die Heimdal-Beamten sollen das Haus bewachen. Ich schicke Grongstad & Co.«
    »Sag mal, hat Grongstad nicht ursprünglich mal Biologie stu diert?« Singsaker hatte eine Eingebung.
    »Ja, ich glaube, schon. Warum?«
    »Ich muss ihn was fragen.«
    Singsaker legte auf und rief den Kriminaltechniker an.
    »Kennst du dich mit Fliegen aus?«, fragte er, als er ihn am Telefon hatte.
    »Geht so. Was willst du wissen?«
    »Ich dachte, die sterben im Winter.«
    »Nein, nicht notwendigerweise. Viele sterben an der Kälte, aber etliche überwintern auch an warmen Orten wie in Fensterspalten oder Hohlräumen im Holz.«
    »Kommt es vor, dass sie sich zu großen Schwärmen verbinden?«, fragte Singsaker.
    »Da denkst du wahrscheinlich an Blockfliegen«, antwortete Grongstad. »In seltenen Fällen überwintern die in riesigen Schwärmen. Im Herbst kriechen sie gern in nicht geheizte Zimmer in Hütten oder Häusern. Da sitzen sie dann gern in irgendwelchen Hohlräumen in den Wänden oder in Ecken und Spalten. Am häufigsten findet man diese Fliegen auf Dach böden. Wenn es im Frühling warm wird oder man im Winter heizt, kommen sie hervorgekrochen. Sie sind dann noch ziemlich träge und das Fliegen fällt ihnen schwer, manche kriechen auch nur. In extremen Fällen füllen sie ganze Räume. Es gibt Gerüchte, dass Menschen von diesen Fliegen erstickt wurden, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Wenn sie wach sind, streben die Fliegen zum Licht und sammeln sich häufig an Fenstern. Blockfliegen neigen dazu, Jahr für Jahr die gleichen Überwinterungsplätze aufzusuchen. Für dieses Phänomen gibt es aller dings keine plausible Erklärung. Warum willst du das eigentlich wissen?«
    »Das erkläre ich dir später«, sagte er und legte auf.
    Singsaker verließ gemeinsam mit Mona Gran das Haus, während er ihr erzählte, was Grongstad ihm gesagt hatte. Auf dem Weg zum Auto drehte er sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf das Haus mit der sorgsam geräumten Einfahrt. Im Auto schaltete er als Erstes das Radio ein. Er wollte nicht reden. Außerdem dachte er an Felicia und wie froh er war, im Haus wenigstens keine Spuren von ihr gefunden zu haben.
    Auf dem Weg in die Stadt klingelte sein Handy.
    Es war Lars, sein in Oslo wohnender Sohn, der ihn zu errei chen versuchte. Er drückte den Anruf mit schlechtem Gewissen weg. Dann dachte er an das, was in alldem Chaos der letzten Stunden beinahe

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