Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
Vom Netzwerk:
Manschetten, dazu ein rotes Plüschwams mit Goldstreifen, wie der Gentleman aus, als der ich geboren war. Ich trug meinen graubraunen Rock mit versilberten Knöpfen, der mir zu klein geworden war, und schloss mich Hauptmann Fitzsimons’ Meinung an, dass ich seinen Schneider aufsuchen müsse, um mir einen meiner Größe angemessenen Rock zu beschaffen.
    «Ich brauche nicht erst zu fragen, ob Sie das Bett behaglich fanden», sagte er. «Der junge Fred Pimpleton (Lord Pimpletons zweitältester Sohn) hat darin sieben Monate geschlafen, als er mir die Ehre gab, mein Gast zu sein, und wenn er sich wohlgefühlt hat, wüsste ich nicht, wer sich nicht wohlfühlen sollte.»

    Nach dem Frühstück gingen wir aus, um uns die Stadt anzusehen, und Mr Fitzsimons stellte mich einigen seiner Bekannten, denen wir begegneten, als seinen besonderen jungen Freund Mr Redmond aus der Grafschaft Waterford vor; bei seinem Hutmacher und seinem Schneider führte er mich ebenfalls ein als Gentleman mit großen Hoffnungen und weitläufigem Besitz; und wenn ich dem Schneider auch sagte, ich würde nur für einen Rock, der mir hervorragend passte, bar bezahlen, bestand er doch darauf, mir mehrere zu fertigen, was ich nicht ablehnen mochte. Der Hauptmann, der gewiss einer solchen Erneuerung seiner Garderobe bedurfte, wies den Schneider an, ihm gleichfalls einen hübschen militärischen Überrock, den er auswählte, nach Hause zu schicken.
    Dann gingen wir heim zu Mrs Fitzsimons, die in ihrer Kalesche zum Phoenix Park fuhr, wo eine Parade stattfand und wo eine Menge junger Edelleute sie umgaben, denen allen sie mich als den vorstellte, der sie am Vortag gerettet hatte. Was sie über mich erzählte, war tatsächlich so schmeichelhaft, dass ich nach kaum einer halben Stunde als junger Gentleman aus einer der besten Familien des Landes galt, verwandt mit dem gesamten Hochadel, Vetter von
Hauptmann Fitzsimons und mit Erbanspruch auf zehntausend Pfund im Jahr. Fitzsimons sagte, er sei jeden Zoll meiner Ländereien abgeritten; und da es ihm gefiel, diese Geschichten für mich zu erzählen, ließ ich ihm gern das Vergnügen – und war durchaus stolz (wie die Jugend nun einmal ist), dass man viel von mir hermachte und mich als bedeutende Persönlichkeit betrachtete. Damals hatte ich nicht die geringste Ahnung, dass ich unter die Hochstapler gefallen war – dass Hauptmann Fitzsimons nur ein Abenteurer war und seine Lady eine Person ohne jedes Ansehen; aber dies sind die Gefahren, denen die Jugend allezeit ausgesetzt ist, daher sei meine Geschichte jungen Männern eine Warnung.
    Ich eile nun absichtlich über die Beschreibung meines Lebens hinweg, da die Ereignisse schmerzlich und, außer für mich Unseligen selbst, nicht eben interessant waren, und überdies entsprachen meine Gefährten gewiss nicht meinem Rang. Tatsächlich hätte ein junger Mann kaum in schlechtere Hände fallen können als jene, in denen ich mich nun befand. Inzwischen bin ich in Donegal gewesen, ohne je das berühmte Schloss von Fitzsimonsburgh zu sehen, von dem selbst die ältesten Einwohner
dieser Grafschaft nie gehört haben; auch von den Granby Somersets weiß man in Hampshire nicht mehr. Das Paar, dem ich in die Hände gefallen war, gehörte zu einem Menschenschlag, der damals viel weiter verbreitet war als heute, denn die ausufernden Kriege der jüngeren Vergangenheit haben es für Diener oder Schmarotzer von Edelleuten – und dies war in Wahrheit der ursprüngliche Stand von Hauptmann Fitzsimons  – sehr schwierig gemacht, Offiziersstellungen zu erlangen. Hätte ich seine Herkunft gekannt, so wäre ich natürlich lieber gestorben, als mich mit ihm einzulassen; aber in jenen Tagen einfältiger Jugend hielt ich seine Geschichten für wahr und wähnte mich vom Glück besonders begünstigt, dass ich zu Beginn meines tätigen Lebens in solch eine Familie eingeführt worden war. Ach, wir sind Spielbälle des Schicksals! Wenn ich bedenke, durch welche geringfügigen Umstände alle wichtigen Begebenheiten meines Lebens bewirkt wurden, mag ich selbst kaum glauben, dass ich etwas anderes war als eine Marionette in den Händen des Fatums, 97 das mir die fantastischsten Streiche gespielt hat.
    Der Hauptmann war Kammerdiener eines Gentleman gewesen und seine Dame von keinem
höheren Rang. Die Gesellschaft, in der sich dieses werte Paar bewegte, traf sich bei einer Art Tafel, die sie abhielten und an der ihre Freunde jederzeit gegen Zahlung einer bescheidenen Summe für ihr Mahl

Weitere Kostenlose Bücher