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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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gehen.»
    «Von mir aus mag er sich aufhängen», sagte Fitzsimons verdrossen, «und er sollte lieber schnell verschwinden, denn der Juwelier und der Schneider waren schon einmal hier und werden sicher bald wieder auftauchen. Moses, der Pfandleiher, hat ihn angezeigt; das habe ich von ihm selbst gehört.» Daraus schloss ich, dass Mr Fitzsimons ebenfalls bei ihm gewesen war, mit dem neuen spitzenbesetzten Rock, den er sich an jenem Tag beim Schneider beschafft hatte, als dieser mir zum ersten Mal Kredit gewährte.

    Was war das Ergebnis unserer Konversation? Wo gab es jetzt noch ein Heim für den Abkömmling der Barrys? Die Heimat war mir ob des unseligen Duells verwehrt. Aus Dublin war ich vertrieben, da man mich nun, meiner eigenen Leichtfertigkeit wegen, wie ich zugeben muss, verfolgte. Ich hatte keine Zeit, zu warten und abzuwägen. Keinen Unterschlupf, in den ich fliehen konnte. Nachdem er mich beschimpft hatte, verließ Fitzsimons den Raum knurrend, aber nicht feindselig; seine Frau bestand darauf, dass wir einander die Hand schüttelten, und er versprach, mich nicht zu behelligen. Ich schuldete dem Kerl ja tatsächlich nichts, sondern hatte im Gegenteil seinen Wechsel über Spielschulden in der Tasche. Was nun meine Freundin Mrs Fitzsimons angeht, so setzte sie sich aufs Bett und brach in Tränen aus. Sie hatte ihre Fehler, besaß aber ein gutes Herz, und obgleich sie über nicht mehr als drei Shilling verfügte, dazu vier Kupferpennys, brachte die arme Seele mich dazu, ihr Geld anzunehmen, ehe ich sie verließ – um wohin zu gehen? Ich fasste einen Entschluss: Dutzende Werber zogen durch die Stadt und trommelten um Männer, die unseren tapferen Heeren in Amerika und Deutschland beitreten sollten; ich
wusste, wo ich einen von diesen finden konnte, da ich bei einer Parade im Phoenix Park neben dem Feldwebel gestanden und er mir die Felddienstränge erklärt hatte, wofür ich ihm mit einigen Gläsern dankte.
    Sullivan, dem Butler der Fitzsimons’, gab ich einen meiner Shillinge, stürzte hinaus auf die Straße, eilte zu der kleinen Schänke, in der mein Bekannter einquartiert war, und keine zehn Minuten später hatte ich den Shilling Handgeld Seiner Majestät angenommen. Ich sagte ihm freimütig, dass ich ein junger Gentleman in Schwierigkeiten sei, einen Offizier im Duell getötet hätte und schnell das Land verlassen wolle. Ich hätte mich aber nicht um Erklärungen bemühen müssen; König Georg benötigte zu dringend Männer, um danach zu fragen, woher sie kamen, und ein Kerl meiner Statur, erklärte der Feldwebel, sei immer willkommen. Überdies hätte ich, wie er sagte, keinen besseren Zeitpunkt wählen können. In Dunleary 99 lag ein Transportschiff, das auf günstigen Wind wartete, und an Bord dieses Schiffs, zu dem ich noch am selben Abend marschierte, machte ich einige überraschende Entdeckungen, von denen ich im nächsten Kapitel erzählen werde.

KAPITEL 5
In welchem Barry versucht, sich vom Kriegsruhm möglichst weit zu entfernen
    Nach dem Tod meines Gönners, Hauptmann Fagan, geriet ich, wie ich einräumen muss, gehörig auf die schiefe Bahn und in die übelste Gesellschaft. Selbst ein rauer Glücksritter, war Fagan bei den Offizieren seines Regiments nie beliebt gewesen; gleich so manchem Engländer
verachteten sie Iren und verspotteten seinen Akzent und seine grobe, ungeschliffene Art. Ich war einem oder zweien von ihnen gegenüber aufsässig und nur durch sein Einschreiten vor Strafe gefeit gewesen; besonders sein Nachfolger, Mr Rawson, mochte mich nicht leiden und besetzte den nach der Schlacht von Minden frei gewordenen Posten des Feldwebels mit einem anderen. Diese Ungerechtigkeit verleidete mir den Dienst gründlich; und statt die Abneigung meiner Vorgesetzten zu überwinden und durch gutes Betragen ihre Billigung zu erringen, suchte ich nur nach Möglichkeiten, die Lage für mich erträglicher zu machen, und ging allen mir erreichbaren Vergnügungen nach. In einem fremden Land, in unmittelbarer Nähe des Feindes und inmitten einer Bevölkerung, die ständig von der einen oder der anderen Seite zu Kontributionen 123 gezwungen wurde, gestattete man den Truppen zahllose Unregelmäßigkeiten, die in friedlicheren Zeiten nicht erlaubt worden wären. Nach und nach sank ich dazu herab, mich mit den Feldwebeln gemein zu machen und ihre Vergnügungen zu teilen; Trunk und Spiel waren, so muss ich leider sagen, unser wichtigster Zeitvertreib. Ich passte mich so mühelos ihrem Auftreten an, dass

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