Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
Vom Netzwerk:
braven Burschen ein Glas Schnaps für seine Mühe.
    Bei einer scheußlichen alten Hexe, die statt des von mir erwarteten liebreizenden Geschöpfs kam und uns bediente, bestellten wir Spiegeleier mit Speck; und der Hauptmann sagte lachend: «Nun ja, das ist ein frugales Mahl, aber Soldaten bekommen oft weit Schlechteres. »
Feierlich legte er Hut, Degenkoppel und Handschuhe ab und ließ sich zum Essen nieder. Ich wollte ihm an Höflichkeit nicht nachstehen und legte meine Waffe zu seiner auf die alte Kommode.
    Die erwähnte scheußliche Alte brachte uns einen Krug sehr sauren Weins, der mir zusammen mit ihrer Hässlichkeit recht üble Laune bereitete.
    «Wo ist denn die Schönheit, die Sie versprochen haben?», fragte ich, sobald die alte Hexe den Raum verlassen hatte.
    «Bah!», sagte er, wobei er lachte und mich scharf ansah. «Das war ein Scherz von mir. Ich war müde und wollte nicht mehr weiter. Eine Hübschere als die gibt es hier nicht. Wenn sie Ihnen nicht gefällt, mein Freund, müssen Sie ein Weilchen warten.»
    Dies verschlechterte meine Laune weiter. «Mein Wort, Sir», sagte ich streng, «ich finde, das war sehr dreist von Ihnen!»
    «Ich habe getan, was ich für angemessen halte! », erwiderte der Hauptmann.
    «Sir», sagte ich, «ich bin ein britischer Offizier! »
    «Das ist eine Lüge!», brüllte der andere. «Sie sind ein Deserteur ! Sie sind ein Hochstapler, Sir,
das weiß ich nun seit drei Stunden. Den Verdacht hatte ich schon gestern. Meine Leute haben gehört, dass einer aus Warburg geflohen ist, und ich habe vermutet, dass Sie das sind. Ihre Lügen und Ihr Leichtsinn haben es mir bestätigt. Sie behaupten, Sie hätten Depeschen für einen General, der seit zehn Monaten tot ist. Sie haben einen Onkel, der Botschafter ist und dessen Namen Sie wahrhaftig nicht kennen. Wollen Sie eintreten und unser Handgeld annehmen, Sir, oder soll ich Sie ausliefern?»
    «Weder noch!», sagte ich und stürzte mich wie ein Tiger auf ihn. Aber so schnell ich auch war, er war auf der Hut. Er zog zwei Pistolen aus der Tasche, feuerte eine ab und sagte, den Tisch gewissermaßen als Deckung zwischen sich und mir: «Noch einen Schritt und ich jage Ihnen diese Kugel ins Gehirn!» Nur einen Moment später wurde die Tür aufgerissen, und die beiden Feldwebel kamen mit Muskete und Bajonett bewaffnet herein, um ihrem Kameraden zu helfen.
    Das Spiel war aus. Ich warf das Messer fort, mit dem ich mich bewaffnet hatte, denn als die alte Hexe den Wein hereinbrachte, hatte sie meinen Degen entfernt.
    «Ich melde mich freiwillig», sagte ich.

    «So ist es brav, guter Mann. Was für einen Namen soll ich auf meine Liste setzen?»
    «Schreiben Sie Redmond Barry aus Bally Barry», sagte ich hochmütig, «Nachfahre der irischen Könige!»
    «Ich war einmal bei der Irischen Brigade, der von Roche», sagte der Werber mit einer Grimasse,«und habe versucht, unter Ihren wenigen Landsleuten in der Brigade ein paar brauchbare Kerle aufzutreiben; kaum einer von denen stammte nicht von Irlands Königen ab.»
    «Sir», sagte ich, «König oder nicht, ich bin ein Gentleman, wie Sie sehen können.»
    «Ah, davon werden Sie in unserem Korps noch reichlich finden», antwortete der Hauptmann, der noch immer eine Grimasse zog. «Rücken Sie Ihre Papiere heraus, Mr Gentleman, und lassen Sie uns sehen, wer Sie wirklich sind.»
    Da meine Brieftasche neben den Papieren von Mr Fakenham auch einige Banknoten enthielt, war ich nicht willens, mein Eigentum herzugeben; mit gutem Grund nahm ich an, dass der Hauptmann lediglich beabsichtigte, alles zu behalten.
    «Meine privaten Papiere können für Sie doch keine große Rolle spielen», sagte ich. «In den Listen stehe ich als Redmond Barry.»

    «Her damit, Herr!», sagte der Hauptmann; er griff nach seinem Stock.
    «Nichts gebe ich her!», antwortete ich.
    « Hund! Willst du meutern?», schrie er und versetzte mir gleichzeitig mit dem Stock einen Hieb ins Gesicht, was, wie nicht anders zu erwarten, ein Gerangel auslöste. Ich wollte mich auf ihn stürzen, die beiden Feldwebel warfen sich auf mich, ich wurde zu Boden gestoßen und durch einen Schlag auf meine alte Kopfwunde abermals betäubt. Sie blutete heftig, als ich wieder zu mir kam; meinen betressten Rock hatte man mir schon vom Leib gerissen, meine Börse und Papiere fehlten, und die Hände hatten sie mir hinter dem Rücken gefesselt.
    Der große, ruhmreiche Friedrich ließ Dutzende dieser Händler mit weißen Sklaven um die Grenzen seines

Weitere Kostenlose Bücher