Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
Vom Netzwerk:
größte von allen. O ja, bei Weitem der größte. Sieben Fuß 133 in Strümpfen, so wahr ich Morgan heiße!›

    ‹Könnten wir nicht nach deinen Brüdern schicken und sie herholen?›
    ‹Ihr nicht. Seit ich von einem von euch Rohrstockgentlemen verleitet worden bin, haben die eine tödliche Abneigung gegen alle Feldwebel›, hat Morgan geantwortet. ‹Es ist aber ein Jammer, dass die nicht auch kommen können. Was für ein Ungeheuer Ben mit einer Grenadiersmütze abgeben würde!›
    Dann hat er zunächst nichts mehr über seine Brüder gesagt, nur geseufzt, als ob er ihr hartes Los beklagte. Aber der Feldwebel hat diese Geschichte den Offizieren erzählt und die Offiziere dem König höchstpersönlich; und Seine Majestät ist dann so von Neugier entbrannt, dass er tatsächlich bereit war, Morgan heimreisen zu lassen, damit er seine sieben riesigen Brüder mit zurückbringt.»
    «Und waren die wirklich so groß, wie Morgan behauptet hat?», fragte mein Kamerad.
    Ich konnte nicht anders als über seine Einfalt zu lachen. «Meinen Sie denn», rief ich, «Morgan wäre je zurückgekommen? Nein, nein, einmal befreit, war er dafür viel zu schlau. Mit dem Geld, mit dem er seine Brüder hatte verpflichten sollen, hat er sich in Tipperary einen netten kleinen Bauernhof gekauft, und ich glaube, nur
wenige Männer haben je von ihrer Zugehörigkeit zur Garde so viel von solchem Geld gehabt. »
    Der preußische Hauptmann lachte sehr über diese Geschichte, sagte, die Engländer seien die schlauste Nation der Welt und, als ich ihn verbesserte, stimmte er mir zu, dass dies noch mehr auf die Iren zutreffe; und so ritten wir vergnügt und in gegenseitigem Wohlgefallen weiter, denn er hatte tausend Geschichten zu erzählen über den Krieg und die Tüchtigkeit und Tapferkeit von Friedrich und wie er tausendmal knapp davongekommen war und seine tausend Siege und über die Niederlagen des Königs, die kaum weniger ruhmreich waren als seine Siege. Nun, da ich ein Gentleman war, konnte ich diesen Geschichten voller Bewunderung lauschen; dabei war es erst drei Wochen her, dass die am Schluss des vorigen Kapitels verzeichnete Empfindung meine Gedanken beherrscht, ich mich darauf besonnen hatte, dass der große General den Ruhm erntet und der arme Soldat nur Schimpf und Schläge.
    «Wem bringen Sie eigentlich diese Depeschen? », fragte der Offizier.
    Das war eine weitere hässliche Frage, die ich aufs Geratewohl zu beantworten beschloss; also
sagte ich: «General Rolls.» Mir war der General ein Jahr zuvor begegnet, und sein Name war der erste, der mir in den Sinn kam. Mein Freund war recht zufrieden mit dieser Auskunft, und wir ritten weiter, bis der Abend anbrach; da unsere Pferde müde waren, einigten wir uns darauf, Rast zu machen.
    «Das ist ein sehr gutes Gasthaus», sagte der Hauptmann, als wir uns einem Gebäude näherten, das mir reichlich abgelegen erschien.
    «Für Deutschland mag das ein sehr gutes Gasthaus sein», sagte ich, «aber in Irland würde es nicht als solches durchgehen. Bis Korbach ist es nur noch eine Meile; lassen Sie uns dahin weiterreiten.»
    «Wollen Sie die schönste Frau in ganz Europa betrachten?», sagte der Offizier. «Ah! Sie schlimmer Kerl, ich sehe, dass Sie das umstimmt.» Um die Wahrheit zu sagen, war mir solch ein Vorschlag immer willkommen, wenn ich es auch nicht gern zugebe. «Die Leute hier sind sehr tüchtige Bauern», sagte der Hauptmann, «und ebenso tüchtige Wirte.»
    Tatsächlich wirkte das Anwesen eher wie ein Bauernhof denn ein Rasthaus. Wir ritten durch ein großes Tor in einen ummauerten Hof, an dessen anderem Ende das Haus stand, ein schäbiges,
verfallenes Gebäude. Im Hof gab es einige Planwagen, die Pferde waren in einem nahen, seitlich offenen Schuppen mit Streu untergebracht, und im Hof lungerten ein paar Soldaten und zwei Feldwebel in preußischer Uniform herum, die vor meinem Freund, dem Hauptmann, salutierten. Diese übliche Förmlichkeit kam mir keineswegs ungewöhnlich vor, aber der Anblick des Gasthauses hatte etwas Eisiges und Abstoßendes, und ich bemerkte, dass die Soldaten die großen Tore schlossen, sobald wir im Hof waren. Der Hauptmann sagte, französische Reitertrupps streiften im Land umher, und man könne gar nicht genug Vorkehrungen gegen solche Schurken treffen.
    Wir gingen zum Abendessen hinein, nachdem die beiden Feldwebel unsere Pferde übernommen hatten; der Hauptmann wies ferner einen von ihnen an, mein Felleisen in mein Zimmer zu bringen. Ich versprach dem

Weitere Kostenlose Bücher