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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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Prinzessin Olivia dazu gebracht haben, Ihrem Projekt einer Verbindung mit Komtesse Ida zuzustimmen, die Sie nicht lieben. Ich weiß sehr wohl, wen Sie wirklich lieben.»
    «Monsieur de Balibari!», sagte der fassungslose Chevalier; mehr brachte er nicht heraus. Die Wahrheit begann ihm zu dämmern.
    «Sie fangen an zu begreifen», fuhr ich fort. «Ihre Hoheit die Prinzessin» (dies sagte ich sarkastisch)«wird nicht sonderlich verärgert sein, glauben Sie mir, wenn Sie Ihre Beziehung zur dummen Komtesse beenden. Ich bewundere diese Dame ebenso wenig wie Sie; aber ich will ihr Vermögen. Um dieses Vermögen habe ich gegen Sie gespielt, und ich habe es gewonnen; an dem Tag, da ich mit ihm vermählt werde,
gebe ich Ihnen alle Wechsel zurück und fünftausend Dukaten dazu.»
    «An dem Tag, da ich mit der Komtesse vermählt werde», antwortete der Chevalier, der mich nun in der Hand zu haben wähnte, «werde ich imstande sein, genug Geld aufzubringen, um Ihre Forderungen zehnmal zu begleichen,» (das stimmte, denn der Besitz der Komtesse konnte getrost auf etwa eine halbe Million Pfund geschätzt werden) «und dann werde ich meine Verpflichtungen Ihnen gegenüber erfüllen. Wenn Sie mich bis dahin noch einmal mit Drohungen verärgern oder so beleidigen, wie Sie dies eben getan haben, werde ich den Einfluss, den ich ja, wie Sie sagen, besitze, dazu verwenden, Sie des Herzogtums verweisen zu lassen, wie Sie voriges Jahr der Niederlande verwiesen wurden.»
    Ich zog ganz ruhig den Glockenstrang. «Zamor», sagte ich zu dem großen, wie ein Türke gekleideten Neger, der mich bediente, «wenn du die Glocke zum zweiten Mal klingen hörst, wirst du dieses Päckchen dem Hofmarschall bringen, dieses Seiner Exzellenz dem General de Magny, und dieses wirst du den Händen eines der Kammerherren Seiner Hoheit des Erbprinzen übergeben. Warte im Vorzimmer und
geh nicht mit den Päckchen los, bis ich noch einmal läute.»
    Als der schwarze Bursche den Raum verlassen hatte, wandte ich mich an Monsieur de Magny und sagte: «Chevalier, das erste Päckchen enthält einen Brief von Ihnen an mich, in dem Sie Ihre Solvenz erklären und sich feierlich verpflichten, die Summen zu begleichen, die Sie mir schulden; ich habe ein eigenes Dokument beigefügt (da ich einigen Widerstand Ihrerseits erwarte), auf dem ich bekunde, dass meine Ehre in Frage gestellt wurde und man das andere Papier bitte Ihrem erhabenen Herrn, Seiner Hoheit, vorlege. Das zweite Päckchen ist für Ihren Großvater bestimmt; es enthält den Brief, in dem Sie behaupten, dass Sie sein Erbe sind, und meine Bitte, dies zu bestätigen. Das letzte Päckchen, für Seine Hoheit den Erbprinzen», setzte ich mit strenger Miene hinzu, «enthält den Gustav-Adolf-Smaragd, den er seiner Prinzessin geschenkt hat und den Sie mir als Ihr eigenes Familienschmuckstück verpfändet haben. Ihr Einfluss bei Ihrer Hoheit muss wirklich groß sein», schloss ich, «wenn Sie ihr solch ein Kleinod abpressen und sie dazu bringen konnten, zur Begleichung Ihrer Spielschulden ein Geheimnis preiszugeben, von dem Ihrer beider Leben abhängt.»

    «Sie Schurke!», sagte der Franzose, fassungslos vor Zorn und Entsetzen. «Wollen Sie wirklich die Prinzessin hineinziehen?»
    «Monsieur de Magny», antwortete ich mit einer Grimasse, «nein. Ich werde sagen, dass Sie den Schmuck gestohlen haben.» Ich glaube, dass dies der Wahrheit entspricht und dass die unglückliche verliebte Prinzessin erst sehr lange nachdem der Diebstahl begangen worden war, davon erfuhr. Wie uns die Geschichte des Smaragden bekannt wurde, ist schnell erzählt. Da wir Geld brauchten (denn meine Beschäftigung mit Magny führte dazu, dass wir unsere Bank arg vernachlässigten), hatte mein Onkel Magnys Schmuckstücke nach Mannheim gebracht, um sie dort zu versetzen. Der Jude, der sie uns belieh, kannte die Geschichte des betreffenden Steins, und als er fragte, wie Ihre Hoheit sich davon habe trennen können, spann mein Onkel die Geschichte einfach weiter, erklärte, die Prinzessin liebe das Spiel sehr, doch konveniere es ihr nicht immer zu zahlen, und so sei der Smaragd in unsere Hände geraten. Er war klug genug, ihn wieder nach S. mitzunehmen. Was die anderen Juwelen betrifft, die der Chevalier uns verpfändet hatte, so besaßen diese keine besonderen Kennzeichen; bis zum heutigen Tage
hat sich niemand je nach ihnen erkundigt, und wie ich damals nicht wusste, ob sie von Ihrer Hoheit kamen, kann ich auch heute lediglich Mutmaßungen

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