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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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    Der unglückliche junge Gentleman muss ein rechter Feigling gewesen sein, dass er, als ich ihn des Diebstahls bezichtigte, nicht zu meinen beiden Pistolen griff, die zufällig vor ihm lagen, um seinen Ankläger und auch die eigene ruinierte Existenz aus der Welt zu schaffen. Bei all dem Leichtsinn und der erbärmlichen Unachtsamkeit seinerseits wie auch seitens der unseligen Dame, die sich ob dieses armen Schufts vergessen hatte, muss er gewusst haben, dass die Aufdeckung der Tatsachen unvermeidlich war. Es stand jedoch geschrieben, dass sich sein schreckliches Geschick erfüllen sollte; statt alles wie ein Mann zu beenden, unterwarf er sich mir nun ganz haltlos, ließ sich auf das Sofa fallen, brach in Tränen aus und rief lauthals alle Heiligen um Hilfe an, als ob sie sich für das Schicksal eines solchen Wichts interessieren könnten!
    Ich sah, dass ich nichts von ihm zu befürchten hatte. Ich holte Zamor, meinen Schwarzen, wieder herein und sagte, ich selbst würde die Päckchen besorgen, die ich in mein escritoire 255 zurücklegte; da ich meinen Zweck so weit erreicht
hatte, verhielt ich mich ihm gegenüber so großmütig wie immer. Ich sagte, aus Sicherheitsgründen würde ich den Smaragd außer Landes schaffen, doch verpfändete ich meine Ehre darauf, ihn der Herzogin ohne jede pekuniäre Erwägung an dem Tag zurückzugeben, da sie die Einwilligung des Souveräns in meine Verbindung mit Komtesse Ida erreicht haben werde.
    Dies dürfte wohl, wie ich glaube, mein Spiel recht gut erklären; und mag ein strenger Moralist auch Einwände gegen meine Redlichkeit erheben, sage ich doch, dass in der Liebe alles redlich ist und dass Männer, die so arm sind wie ich, es sich nicht leisten können, bei den Mitteln, es im Leben zu etwas zu bringen, wählerisch zu sein.
    Die Großen und Reichen heißt man mit einem Lächeln auf der prächtigen Treppe der Welt willkommen; die Armen wiewohl Aufstrebenden müssen an der Mauer emporklettern oder sich gewaltsam die Hintertreppe hinaufkämpfen oder, pardi , 256 durch eines der Abflussrohre des Hauses kriechen, die nach oben führen, ganz gleich, wie eng und übelriechend sie sein mögen. Der Träge ohne Ehrgeiz gibt vor, eine herausragende Stellung sei gar nicht erstrebenswert, lehnt die Mühe von vornherein
ab und nennt sich einen Philosophen. Ich sage, er ist ein kläglicher Feigling. Wozu ein Leben, wenn nicht für Ehre? Und diese ist so unabdingbar, dass wir sie auf jede Weise erlangen sollten.
    Ich selbst schlug vor, auf welche Art Magny seine Ansprüche zurückziehen sollte, und ordnete alles so, dass die heiklen Gefühle beider Seiten berücksichtigt wurden. Ich ließ Magny die Komtesse beiseitenehmen und zu ihr sagen:«Madame, zwar habe ich meiner Bewunderung für Sie nie Ausdruck verliehen, doch habe ich Ihnen und dem Grafen genügend Beweise meiner Hochachtung für Sie geliefert, und mein Ansinnen wäre, wie ich weiß, von Seiner Hoheit, Ihrem erhabenen Vormund, unterstützt worden. Ich weiß, es ist des Herzogs gnädiger Wunsch, dass Sie mir freundlich gesinnt seien; da jedoch die Zeit Ihre Neigungen zu einem anderen nicht gemindert zu haben scheint und da ich zu viel Feingefühl besitze, um eine Dame Ihres Namens und Rangs zu zwingen, gegen Ihren Willen mit mir eine Verbindung einzugehen, wäre es wohl am besten, Ihnen der Form halber einen von Seiner Hoheit nicht genehmigten Antrag zu machen, den Sie zurückweisen sollten, wie Ihr Herz es Ihnen betrüblicherweise gebietet, worauf ich förmlich
von meiner Werbung um Sie mit der Erklärung ablassen werde, dass nach einer solchen Ablehnung nichts, nicht einmal der Wunsch des Herzogs, mich dazu bewegen könnte, auf meinem Antrag zu beharren.»
    Komtesse Ida weinte beinahe, als sie diese Worte von Monsieur de Magny vernahm; er sagte, die Tränen seien ihr in die Augen geschossen, als sie zum ersten Mal seine Hand ergriff und ihm für die Feinfühligkeit seines Vorschlags dankte. Sie konnte ja nicht wissen, dass der Franzose zu solcher Feinfühligkeit unfähig und die anmutige Art, in der er seine Werbung beendete, von mir ersonnen war.
    Sobald er sich zurückgezogen hatte, oblag es mir, vorzutreten: zwar umsichtig und sanft, um die Dame nicht zu beunruhigen, aber doch entschieden, um sie von der Aussichtslosigkeit des Unterfangens einer Verbindung mit ihrem schäbigen Liebhaber, dem Unterleutnant, zu überzeugen. Prinzessin Olivia war so freundlich, diesen notwendigen Teil des Plans zu meinen Gunsten

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