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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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alles aufgäbe, als Ihre Gefühle zu verletzen.» Und natürlich schwor diese Abigail 353 darauf.
    «Glauben Sie wirklich, Bridget?», sagte Mylady. Und sogleich schrieb mir meine Herrin in ihrer überaus faszinierenden und gewinnenden Art einen Brief.
     
    «Warum, Sir,»,
     
    schrieb sie,
    «verfolgen Sie mich? Warum verwickeln Sie mich in ein Gewebe von Intrigen, welches so furchtbar ist, dass mein Geist darunter versinkt, da es ihm als aussichtslos erscheint, Ihrer furchtbaren, diabolischen Tücke zu entrinnen? Es heißt, Sie seien anderen gegenüber großmütig – seien Sie es auch in meinem Fall. Ihre Tapferkeit kenne ich nur zu gut; verwenden Sie diese doch auf Männer, die sich Ihrem Degen stellen können, nicht auf eine arme schwache Frau, die Ihnen nichts entgegenzusetzen hat. Bedenken Sie die Freundschaft, die Sie mir einst geschworen haben. Und nun bitte ich Sie, flehe ich Sie an um einen Beweis. Widersprechen Sie den
Verleumdungen, die Sie über mich verbreitet haben, und beheben Sie, wenn Sie können und noch über ein Fünkchen Ehre verfügen, das Elend, das Sie zugefügt haben dem gebrochenen Herzen Ihrer
    H. Lyndon»
    Welchen Zweck hätte dieser Brief denn verfolgt, wenn nicht den, mich zu einer Antwort zu bewegen? Meine treffliche Verbündete verriet mir, wo ich Lady Lyndon treffen konnte, und entsprechend folgte ich ihr und fand sie im Pantheon. 354 Ich wiederholte noch einmal die Szene von Dublin, zeigte ihr, wie groß trotz aller Bescheidenheit meine Macht und dass meine Energie noch nicht erschöpft war. «Aber», setzte ich hinzu, «ich bin im Guten so groß wie im Bösen, so liebevoll und treu als Freund wie schrecklich als Feind. Ich werde alles tun», sagte ich, «was Sie von mir verlangen, es sei denn, Sie bäten mich, Sie nicht mehr zu lieben. Das liegt nicht in meiner Macht, und solange mein Herz noch pocht, muss ich Ihnen folgen. Dies ist mein Schicksal, Ihr Schicksal. Hören Sie auf, dagegen anzukämpfen, und seien Sie mein. O Schönste Ihres Geschlechts, nur mit dem Leben kann meine Leidenschaft für Sie enden,
und wahrlich, nur indem ich auf Ihr Geheiß sterbe, können Sie mich dazu bringen, Ihnen zu gehorchen. Wollen Sie, dass ich sterbe?»
    Lachend (denn sie war eine Frau von sehr lebhaftem Witz) sagte sie, sie wünsche nicht, dass ich Selbstmord beginge, und von diesem Augenblick an spürte ich, dass sie mein war.
    Auf den Tag genau ein Jahr später, am 15. Mai des Jahres 1773, hatte ich die Ehre und die Freude, Honoria Gräfin Lyndon, Witwe des Sehr Ehrenwerten Sir Charles Lyndon, K.B., 355 zum Altar zu führen. Die Zeremonie wurde vollzogen in St. George, Hanover Square, von Reverend Samuel Runt, Myladys Kaplan. In unserem Haus am Berkeley Square wurden ein prunkvolles Abendessen und ein Ball gegeben, und am nächsten Morgen wohnten meinem Lever ein Herzog, vier Earls, drei Generale und eine Menge der vornehmsten Männer Londons bei. Walpole verfasste eine Schmähschrift über die Hochzeit, und Selwyn riss im «Cocoa-tree» Witze. Die alte Lady Tiptoff hatte zwar zu dieser Heirat geraten, hätte sich aber vor Ärger am liebsten die Finger abgebissen, und was den jungen Bullingdon angeht, der zu einem großen Burschen von vierzehn herangewachsen war, so fuchtelte er, als die Gräfin ihn aufforderte,
seinen Papa zu umarmen, mit der Faust vor meinem Gesicht herum und sagte: « Der und mein Vater! Lieber würde ich einen von Myladys Lakaien Papa nennen!»
    Aber ich konnte es mir leisten, über die Wut des Jungen und der alten Frau und über die Witze der geistreichen Herren von St. James 356 zu lachen. Ich sandte meiner Mutter einen glühenden Bericht über unsere Hochzeit, desgleichen meinem Onkel, dem wackeren Chevalier; und nun, auf dem Höhepunkt des Wohlstands, da ich im Alter von dreißig Jahren durch eigene Verdienste und eigene Kraft eine der höchsten gesellschaftlichen Stellungen erreicht hatte, die einem Mann in England überhaupt offenstehen, beschloss ich, mich den Rest meines Lebens so zu ergötzen, wie es einem vornehmen Mann zustand.
    Nachdem wir die Glückwünsche unserer Freunde in London entgegengenommen hatten  – denn damals schämte man sich nicht, verheiratet zu sein, wie es heute offenbar der Fall ist –, brachen ich und Honoria (die ganz Zufriedenheit und eine hübsche, lebensfrohe und angenehme Gefährtin war) zum Besuch unserer Besitzungen im Westen Englands auf, die ich bisher noch nicht betreten hatte. Wir verließen
London in drei Kutschen, jede

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