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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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mit vier Pferden, und mein Onkel wäre erfreut gewesen, wenn er hätte sehen können, was auf die Wagenschläge gemalt war: die irische Krone und das alte Wappen der Barrys neben der Krone der Gräfin und dem noblen Abzeichen der edlen Familie Lyndon.
    Ehe ich aus London schied, erwirkte ich Seiner Majestät gnädige Erlaubnis, den Namen meiner schönen Lady neben dem meinen zu führen, und hinfort verwendete ich als Rang und Titel Barry Lyndon, wie ich es in dieser Autobiografie geschrieben habe.

KAPITEL 18
In dem mein Glück zu wanken beginnt
    Und sollte nun jemand dazu neigen, meine Geschichte für unmoralisch zu halten (denn ich habe einige behaupten hören, ich sei ein Mann, der es nicht verdient habe, dass ihm jemals so viel Wohlstand zuteilwurde), möchte ich diese Kritteler um den Gefallen bitten, das Ende meiner Abenteuer zu lesen, wobei sie feststellen werden, dass ich doch keinen so großen Preis gewonnen hatte und dass Reichtum, Pracht, dreißigtausend pro Jahr und ein Parlamentssitz oft allzu teuer erkauft sind, wenn man diese Freuden um den Preis der persönlichen Freiheit erwirbt und die Bürde einer zänkischen Ehefrau zu schultern hat.
    Sie sind ein Fluch, diese zänkischen Ehefrauen, und das ist die Wahrheit. Ehe er es versucht hat, weiß keiner, wie erschöpfend eine solche Last ist, wie der Ärger von Jahr zu Jahr wächst und größer wird und die zum Ertragen
nötige Courage kleiner. Die Mühe, die im ersten Jahr leicht und nebensächlich erscheint, wird nach zehn Jahren unerträglich.
    Ich habe von einem der Burschen im «Klassischen Wörterbuch» 417 gehört, der zunächst jeden Tag ein Kalb auf einen Hügel trug und damit fortfuhr, bis das Tier zu einem Stier geworden war, und immer noch nahm er es ohne Mühe auf die Schultern; aber ich gebe euch mein Wort, ihr jungen unverheirateten Gentlemen, eine Frau ist für den Rücken eine viel herbere Last als die größte Färse von Smithfield, 418 und wenn ich einen von euch vor der Ehe bewahren kann, werden die Memoiren von Barry Lyndon, Esquire, nicht vergebens geschrieben sein.
    Nicht dass meine Lady eine keifende Kratzbürste gewesen wäre, wie es manche Frauen sind; es wäre mir wohl gelungen, sie davon zu kurieren; sie war jedoch von feigem, weinerlichem, schwermütigem, rührseligem Wesen, was mir noch weit abscheulicher ist, und ich konnte ihr zuliebe tun, was ich wollte, sie war trotzdem nie fröhlich oder gut gelaunt. Ich ließ sie nach einiger Zeit allein, und weil – in meinem Fall ganz natürlich – ein unersprießliches Heim mich dazu veranlasste, anderswo Zerstreuung und Gesellschaft zu suchen, mehrte
sie ihre sämtlichen anderen Fehler noch durch schäbige, schmähliche Eifersucht; eine Weile lang konnte ich anderen Frauen nicht einmal die gewöhnlichste Aufmerksamkeit bezeugen, ohne dass Mylady Lyndon weinte, die Hände rang, mit Selbstmord drohte und was nicht gar sonst noch.
    Ihr Tod wäre mir kein Trost gewesen, wie sich wohl jeder mit gewöhnlicher Klugheit Ausgestattete wird denken können, denn dieser junge Schuft Bullingdon (der nun zu einem großen, plumpen, stumpfen Burschen heranwuchs und mir bald zur ärgsten Plage und zum größten Ärgernis werden sollte) hätte jeden Penny des Besitzes geerbt, und ich wäre sogar noch erheblich ärmer gewesen als zu dem Zeitpunkt, da ich die Witwe heiratete; um unseren Status zu wahren, hatte ich nämlich mein eigenes Vermögen ebenso wie die Einkünfte von Mylady ausgegeben und war immer zu sehr Ehrenmann, um auch nur einen Penny von Lady Lyndons Einkommen zurückzuhalten. Dies sei meinen Verleumdern unter die Nase gerieben, die behaupten, ich hätte den Lyndon-Besitz nie so schmälern können, wenn ich nicht einiges davon in die eigene Tasche gesteckt hätte, und die selbst angesichts meiner derzeitigen schmerzlichen
Lage glauben, ich hätte irgendwo Gold gehortet und könnte wie ein Krösus auftreten, wenn ich nur wollte. Nie habe ich auf Lady Lyndons Besitz auch nur einen Shilling aufgenommen, den ich nicht wie ein Ehrenmann ausgegeben hätte; außerdem bin ich persönlich zahllose finanzielle Verpflichtungen eingegangen, die alle in den gemeinsamen Topf flossen. Unabhängig von den Lyndon-Hypotheken und Belastungen habe ich selbst Schulden von mindestens hundertzwanzigtausend Pfund – Geld, das ich ausgegeben habe, während ich den Besitz meiner Frau verwaltete. Ich darf daher mit Recht sagen, dieser Besitz schuldet mir die erwähnte Summe.
    Wiewohl ich den vollkommenen

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