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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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und seine abscheuliche Gesellschaft wie die Pest hasse, habe ich beschlossen, meine Heimat zu verlassen, zumindest für die Dauer seines oder meines Lebens. Dank meines Vaters habe ich ein kleines Einkommen, um das Mr Barry mich zweifellos betrügen wird, wenn er kann, das Sie, Mylady, mir jedoch vielleicht zukommen lassen werden, wenn Ihnen noch irgendwelche mütterlichen Gefühle verblieben sind. Sie können die Bank Child & Co. 434 anweisen, es mir bei Fälligkeit auszuzahlen; sollte diese keine solche Anweisung erhalten, wäre ich nicht im Geringsten überrascht, da ich Sie in der Gewalt eines Schurken weiß, der keine Skrupel hätte, zum Straßenräuber zu werden, und in diesem Fall werde ich versuchen, einen Lebensunterhalt zu finden, der ehrenhafter ist als die Art, in der es diesem irischen Abenteurer und Habenichts gelungen ist, mich meiner Rechte und meines Heims zu berauben.»
    Diese verrückte Epistel war mit «Bullingdon» unterzeichnet; alle Nachbarn schworen, ich hätte von der Flucht gewusst und würde von ihr profitieren. Zwar erkläre ich bei meiner Ehre, dass es nach Lektüre des obigen infamen Briefs mein ehrlicher und aufrichtiger Wunsch war, den Verfasser in Reichweite meines Arms zu haben, um ihn meine Meinung über ihn wissen zu lassen. Doch gab es keine Möglichkeit, den Leuten die Idee auszutreiben, dass ich Bullingdon umbringen wollte, wobei Mordlust, wie ich bereits erwähnt habe, nie zu meinen schlechten Eigenschaften zählte. Aber selbst wenn ich gewünscht hätte, meinem jungen Feind ernsthaften Schaden zuzufügen, hätte mich doch die Vernunft besänftigt, da ich ja wusste, er würde sich auf seine eigene Weise ruinieren.
    Einige Zeit hörten wir nichts über das Schicksal des kühnen jungen Streuners. Nachdem etwa fünfzehn Monate vergangen waren, hatte ich das Vergnügen, einige der blutrünstigsten Verleumdungen widerlegen zu können, die gegen mich geäußert worden waren, indem ich einen Wechsel mit Bullingdons eigenhändiger Unterschrift vorwies, ausgestellt bei General Tarletons 435 Armee in Amerika, wo meine Kompanie, bei der Mylord als Freiwilliger diente,
sich überaus rühmlich schlug. Einige meiner lieben Freunde bestanden weiterhin darauf, mir alle möglichen bösen Absichten zu unterstellen. Lord Tiptoff mochte nicht glauben, dass ich je einen Wechsel honorieren würde, geschweige denn einen von Lord Bullingdon; die alte Lady Betty Grimsby, seine Schwester, erklärte beharrlich, der Wechsel sei eine Fälschung und der arme liebe Lord tot, bis meine Gemahlin einen Brief von Lord Bullingdon selbst erhielt, der im Hauptquartier zu New York gewesen war und ausführlich das glänzende Fest beschrieb, das die Offiziere der Garnison für unsere trefflichen Anführer, die beiden Howes, veranstalteten.
    Man könnte mich kaum mit noch schändlicheren Schmähungen und Verleumdungen empfangen haben, als mich nun in der Stadt und auf dem Land umgaben, wenn ich Mylord tatsächlich ermordet hätte. «Man wird bestimmt bald vom Tod des Jungen hören», rief einer meiner Freunde. «Und seine Frau wird dann die Nächste sein», setzte ein anderer hinzu. «Er wird Jenny Jones heiraten», sagte ein Dritter, und so weiter. Lavender hinterbrachte mir dieses skandalöse Gerede; die ganze Gegend hatte sich gegen mich erhoben. An Markttagen fassten sich die Bauern nur verdrossen an ihren Hut
und gingen mir aus dem Weg; die Gentlemen, die an meiner Jagd teilgenommen hatten, blieben dieser nun plötzlich fern und trugen nicht länger meine Tracht; beim Ball der Grafschaft, wo ich Lady Susan Capermore ausführte und wie gewöhnlich als Dritter hinter dem Herzog und dem Marquis meinen Platz im Tanz einnahm, wandten sich alle Paare ab, als wir in ihre Nähe kamen, und man ließ uns allein weitertanzen. Sukey Capermore 436 tanzt so gern, dass sie es auch bei einer Beerdigung täte, wenn jemand sie aufforderte, und ich hatte zu viel Schneid, als dass ich dieser außerordentlichen Beleidigung, die mir galt, gewichen wäre, also tanzten wir mit einigen Leuten vom allergewöhnlichsten, niederen Volk – den Apothekern, Weinhändlern, Anwälten und dergleichen Abschaum, der unsere öffentlichen Festlichkeiten besuchen darf.
    Der Bischof, Lady Lyndons Verwandter, unterließ es, uns zu den Assisen in den Palast einzuladen; mit einem Wort, es wurde mir jeder Schimpf angetan, mit dem man einen unschuldigen, ehrenhaften Gentleman nur überhäufen kann.
    In London, wohin ich mich nun mit Frau und Familie begab,

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