Die Menschenleserin
passiert?«
Pell sah Jennie direkt in die Augen. Ihm ging durch den Kopf, dass Kathryn Dance der einzige Mensch war, der ihn je bei einer Lüge ertappt hatte. Aber der Gedanke an sie lenkte ab, also schob er ihn beiseite. »Wie sich herausgestellt hat, hatte sie eigene Pläne. Sie wollte mich benutzen. Und dich auch.«
»Mich? Sie kennt mich?«
»Nicht deinen Namen. Aber aus den Nachrichten weiß sie, dass wir zusammen sind. Sie wollte, dass ich dich verlasse.«
»Warum?«
»Damit sie und ich ein Paar werden könnten. Sie wollte mit mir weggehen.«
»Du kennst sie von früher?«
»Ja.«
»Oh.« Jennie verstummte.
Eifersucht ...
»Ich habe selbstverständlich abgelehnt. Ich würde an so etwas nicht einmal denken.«
Der Versuch eines Schnurrens. Er misslang.
Mein Schatz ...
»Und Susan wurde wütend. Sie sagte, sie würde zur Polizei gehen und uns beide verraten.« Pell verzog gequält das Gesicht. »Ich habe versucht, es ihr auszureden. Aber sie wollte nicht auf mich hören.«
»Was ist geschehen?«
Er schaute zum Wagen. »Ich habe sie hergebracht. Mir blieb keine andere Wahl. Sie hat versucht, die Polizei zu rufen.«
Erschrocken blickte Jennie auf und konnte in dem Lexus niemanden entdecken.
»Im Kofferraum.«
»O Gott. Ist sie...«
»Nein, es geht ihr gut«, sagte Pell langsam. »Sie ist gefesselt. Das ist das Problem. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.«
»Will sie dich denn immer noch verraten?«
»Ist das zu glauben?«, fragte er atemlos. »Ich habe sie angefleht. Aber sie ist nicht ganz richtig im Kopf. So wie dein Ehemann, weißt du noch? Er hat dir weiterhin wehgetan, obwohl er wusste, dass man ihn dafür verhaften würde. Bei Susan ist es genauso. Sie hat sich nicht im Griff.« Er seufzte verärgert. »Ich war anständig zu ihr. Und sie hat mich betrogen. Sie hat das ganze Geld ausgegeben. Ich wollte dir davon deine Auslagen erstatten. Für den Wagen. Für alles, was du getan hast.«
»Mach dir wegen des Geldes keine Gedanken, mein Schatz. Ich möchte es für uns beide ausgeben.«
»Nein. Ich werde es dir zurückzahlen.« Lass eine Frau nie, wirklich niemals wissen, dass du sie wegen ihres Geldes willst. Und stehe nie, wirklich niemals in der Schuld eines anderen Menschen.
Er küsste sie gedankenverloren. »Aber was machen wir denn nun?«
Jennie wich seinem Blick aus und sah in die Sonne. »Ich... ich weiß es nicht, mein Schatz. Ich bin nicht...« Ihrer Stimme ging die Kraft aus, genau wie ihren Gedanken.
Er drückte ihr Bein. »Ich kann nicht zulassen, dass jemand uns trennt. Ich liebe dich so sehr.«
»Und ich liebe dich, Daniel.« Es klang eher matt.
Er zog das Messer aus der Tasche. Starrte es an. »Ich will es nicht. Wirklich nicht. Schon gestern sind Leute wegen uns zu Schaden gekommen.«
Wegen uns . Nicht wegen mir .
Der Unterschied fiel ihr auf. Er spürte es daran, wie ihre Schultern sich versteiften.
»Doch ich habe das nicht mit Absicht getan«, fuhr er fort. »Es war ein Unfall. Aber hier... ich weiß nicht.« Er drehte das Messer zwischen den Fingern hin und her.
Sie drückte sich an ihn und musterte die Klinge, die im Sonnenschein aufblitzte. Jennie erschauderte.
»Wirst du mir helfen, Liebling? Ich schaffe das nicht allein.«
Jennie brach in Tränen aus. »Ich weiß nicht, mein Schatz. Ich glaube, ich kann das nicht.« Ihre Augen waren nun auf den Kofferraum des Wagens gerichtet.
Pell küsste sie auf den Kopf. »Wir dürfen nicht zulassen, dass etwas sich zwischen uns stellt. Ich könnte ohne dich nicht leben.«
»Ich ohne dich auch nicht.« Sie atmete schluchzend ein. Ihr Unterkiefer zitterte so sehr wie ihre Hände.
»Bitte, hilf mir.« Ein Flüstern. Er stand auf, zog sie auf die Beine, und sie gingen zu dem Lexus. Dort gab er ihr das Messer und schloss seine Hand um ihre Finger. »Allein bin ich nicht stark genug«, gestand er. »Aber gemeinsam... gemeinsam können wir es schaffen.« Er sah sie mit funkelnden Augen an. »Es wird wie ein Pakt sein. Du weißt schon, ein Schwur unter Liebenden. Es bedeutet, dass wir so eng miteinander verbunden sind, wie zwei Menschen es nur sein können. Wie Blutsbrüder. Wir werden Bluts liebende sein.«
Er griff in den Wagen und drückte den Knopf zum Entriegeln des Kofferraums. Jennie stieß bei dem Geräusch einen leisen Schrei aus.
»Hilf mir, Liebling. Bitte.« Er führte sie zum Kofferraum.
Dann blieb sie stehen.
Weinend reichte sie ihm das Messer. »Bitte... Es tut mir leid. Es tut mir so leid, mein
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