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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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mal eine Spritze geben, hihi. Kommst du mal eben, Mayumi-chan?«
    »Häh, ist das Ihr Ernst?«, verzog Mayumi das Gesicht, und fügte leise hinzu: »Am liebsten würde ich der’ne Silikonspritze in die Augenwinkel verpassen.«
    »Sag mal, willst du mit mir einen Krieg anfangen?«, sagte Kumi wütend.
    »Du nervst. Warum lobst du eigentlich Frauen über vierzig, die einen auf jung machen, über den grünen Klee?«
    »Sei du mal nicht so überheblich. In zwanzig Jahren bist du auch eine von denen.«
    »ICH nicht.«
    »Würden Sie beide vielleicht den Mund halten! Wir wollen hier drehen«, wies der Regisseur sie zurecht, um sich dann Irabu zuzuwenden. »Herr Doktor, das mit der Spritze lassen wir erst einmal. Sprechen Sie möglichst normal….«

    »Normal … hmm. Na gut. Also, die Arbeit eines Psychiaters besteht letztendlich darin, eine Art Kamerad für den Patienten zu sein.«
    »Genau so! Machen Sie in dem Stil weiter.«
    »Mit welchen Problemen kommen Patienten in letzter Zeit zu Ihnen?«, fragte Kaoru weiter.
    »Tja, tendenziell Frauen im mittleren Alter wie Sie, Frau Shiraki. Frauen, die besessen sind von Anti-Aging, Frauen, die ihre Angst vor dem Älterwerden nicht mehr unterdrücken können, hahaha.«
    Kaoru versuchte mitzulachen, brachte aber nur eine Grimasse zustande.
    »Früher hatten die Leute keine Probleme mit dem Alter, doch seit die auf jugendlich getrimmten Promis den Bildschirm bevölkern, sind viele zunehmend von einem Jugendwahn besessen.«
    Auf jugendlich getrimmt? Was fiel dem ein, das vor einer Frau über vierzig zu sagen?
    »Aber Sie sind natürlich eine Ausnahme, Frau Shiraki. Sie wirken ganz natürlich.«
    »Ja, das stimmt. Ich gebe mich so, wie ich bin.«
    Der sollte ja mit diesem Thema aufhören, dachte sie und brachte ein Lächeln zustande.
    »Da ist sie wieder, die alte Leier von der Natürlichkeit. Damit die Frauen vor der Glotze sich wohl fühlen können«, brummelte Mayumi von hinten.
    »Jetzt reicht’s mir aber! Von nun an will ich mit dir nichts mehr zu tun haben!«, sagte Kumi in unterdrückter Wut und erhob sich.
    »Ich sage nur, was ich denke«, kratzte sich Mayumi am Kopf, als ob ihr das Gespräch lästig wäre.
    »Ach so! Du würdest also auch jemanden mit Übergewicht ins Gesicht sagen, dass er dick ist?«

    »Wenn er sich für schlank hält, ja! Punk ist schließlich mit dem Anspruch angetreten, die Lügen der Gesellschaft bloßzustellen.«
    »Dann will ich dir mal was sagen. Mit deinen Liedtexten wirst du es niemals schaffen, groß rauszukommen. Die Worte, die du verwendest, stehen ja fast alle auf dem Index.«
    »Das ist ja wohl jetzt nicht der Ort, um darüber zu sprechen.«
    »Wir sind mitten in der Aufnahme! Was denkt ihr euch eigentlich?«
    »Siehst du? Raus!«, deutete Mayumi mit dem Kinn in Richtung Tür.
    »Du kommst gefälligst mit!«, giftete Kumi zurück.
    Mit geradezu mordlüsternen Blicken verließen die beiden das Zimmer.
    »Äah, wo waren wir stehengeblieben, Herr Doktor?«, versuchte Kaoru den Zwischenfall zu überspielen.
    »Ich sprach gerade über die Anti-Aging-Obsession.«
    »Ja, das stimmt. Was wäre denn Ihre Empfehlung?«
    »Einen Handstand machen«, antwortete Irabu entspannt.
    »Handstand?«
    »Da schlaffe Backen ein Problem der Schwerkraft sind, kann man diese zu seinen Gunsten ausnutzen. Ich empfehle allen meinen Patienten Handstand, die unter solchen Problemen leiden.«
    »Sie meinen das im Ernst?«, fragte Kaoru stirnrunzelnd.
    »Natürlich, kein Witz!«, antwortete Irabu wie aus der Pistole geschossen. »Wer keinen Handstand kann, der soll sich halt von einer Stange baumeln lassen.«
    Kaoru verfiel ins Grübeln. Das klang nicht unlogisch. Wenn man ein Jahr lang im schwerelosen Raum verbrachte, dann würde das Gesäß nicht mehr schlaff sein. Die Schwerkraft der Erde zog über lange Zeit das Fleisch der Frauen nach unten und ließ es schließlich welk werden.

    Nun fielen ihr wieder ihre beiden Arme ein, deren Gewicht sie fühlte. Sie hob sie in die Höhe und betrachtete sie. So war das also. Auch in diesem Augenblick wurde das Fleisch nach unten gezogen. Als Nächstes betastete sie ihre Backen, zog nur leicht an ihnen und hatte doch eine Menge Fleisch in der Hand. Auch das wurde also unablässig von der Schwerkraft nach unten gezogen.
    Es lief ihr kalt über den Rücken. Warum hatte sie sich in vierundvierzig Jahren nie über so etwas Selbstverständliches Gedanken gemacht?
    »Wie viele Handstände sollte man Ihrer Meinung nach pro Tag

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