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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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»Du bist in meinem Haus, in der Villa Pinetum. Gestern brachte man dich hierher, nach deinem Unfall auf dem Weg nach Berny.«
    »Ein Unfall, ja«, murmelte Chlodwig und versuchte, dabei kaum den Mund zu bewegen. »Erinnere mich. Der verdammte Gaul. Das Mistvieh ging mit mir durch.«
    »Du bist wohl mit dem Kopf sehr hart aufgeschlagen. Aber sonst hast du keine Verletzungen, nur ein paar Schrammen. Und dein verwundetes Bein ist stark geschwollen. Es muss gekühlt werden. Ich will den Umschlag erneuern.«
    Der König bemerkte jetzt, dass er auf einem breiten Lager zwischen seidenen Betttüchern lag. Plötzlich durchzuckte ihn ein Schreck.
    »Wo sind meine Waffen? Wo sind meine Leute?«
    Er wollte den Kopf heben. Aber ein Schmerz wie von einem Keulenschlag verhinderte es.
    »Beruhige dich!«, sagte die Frau, die Scylla hieß und sich Donata nannte. »Deine Leute sind draußen und deine Waffen … dort auf der Truhe.«
    »Gib mir die Franziska … auch das Schwert.«
    »Wozu denn? Du bist hier bei einer Freundin. Wir sind auch schon eine Zeitlang Nachbarn. Doch leider haben wir uns nie kennengelernt. Nur manchmal sah ich dich, König, von weitem, wenn du mit deinem Gefolge vorüberzogst.«
    »Wo bin ich hier? Was ist das für eine Villa …«
    »Die Villa Pinetum? Es ist ein Geschenk deiner edlen Gemahlin. Auf diesem Gut leben Frauen, die sich von der Welt abgewandt haben und nur noch fromme Werke tun wollen. Da kommt Lupenia, sie bringt frische Tücher. Du erlaubst doch …«
    Eine andere Frau war hereingekommen, noch sehr jung und recht hübsch. Wie Donata trug sie nur eine knapp geschnittene Tunika und einen Umhang, der gerade die Schultern bedeckte. Die beiden Frauen schlugen das Betttuch zurück und machten sich flüsternd an dem geschwollenen Bein des Königs zu schaffen. Auch der Kopfverband wurde erneuert.
    Inzwischen ließ Chlodwig seine Augen umherwandern. Das Zimmer war groß und behaglich eingerichtet, mit Teppichen auf dem Boden und an den Wänden. Schwere Vorhänge bedeckten die Fenster. Ein Kandelaber mit Öllampen spendete Licht. Wohlige Wärme kam vom Fußboden her. Es herrschte römischer Luxus, wie ihn der König in seinen eigenen Häusern nicht kannte.
    Die junge Gehilfin huschte hinaus. Die Griechin schloss die Tür hinter ihr. Sie kehrte zu Chlodwig zurück und zog einen Hocker neben das Bett, auf den sie sich setzte. Wieder ließ sie ihre Finger sanft über seine Brust gleiten.
    »Magst du es, wenn ich das mache?«
    Er grunzte zustimmend.
    »Es ist besser, du sprichst nicht, es strengt dich noch an. Vielleicht erinnerst du dich, von mir gehört zu haben. Vielleicht hat deine Gemahlin von mir gesprochen. Ich kam zu ihr aus einem Kloster bei Genf, wo ihre Schwester lebt. Im Auftrag des Bischofs Avitus überbrachte ich ihr Nachrichten … jene schrecklichen Nachrichten …«
    Chlodwig gab zu verstehen, dass er nun wusste, wen er vor sich hatte.
    »Ich habe gehört, dass du Gundobad, diesen Unhold, bestraft hast«, fuhr die fromme Weltflüchtige fort.
    Nach und nach verstärkte sie ihre fürsorglichen Bemühungen. Dabei beugte sie sich weit über ihn, damit er die Düfte aromatischer Öle genießen konnte, die ihrem Haar und ihrem Körper entströmten.
    »Wie froh war ich, als ich das erfuhr! Wie glücklich war ich, dass ich ein wenig dazu beitragen konnte! Als man mir erzählte, du seiest siegreich zurückgekehrt, hätte ich mir beinahe ein Herz gefasst und wäre nach Soissons gekommen, um mich dir zu Füßen zu werfen, um dich zu preisen und dir zu danken. Aber dann dachte ich, dass sich das für eine Frau wie mich – eine Fremde, eine Witwe, eine bescheidene Dienerin Gottes – wohl nicht gehören würde. So schickte ich nur heiße Dankesgebete zum Himmel. Das konnte Remigius mir nicht verbieten.«
    »Was verbietet er dir denn?«
    »Soll ich ganz aufrichtig sein? Er wollte nicht, dass du mich kennenlerntest! Der Grund ist mir nicht ganz klar, aber ich ahne ihn. Im Traum erschien mir vor langer Zeit der heilige Martin von Tours, den ich besonders verehre. Der verhieß mir, ich würde dereinst für meine Standhaftigkeit im Ertragen von Leiden und für meine vielen gottgefälligen Werke einen hohen Lohn empfangen. Nicht in meiner Jugendblüte, sondern erst in reiferen Jahren, nach all den Prüfungen würde ich die Liebe eines mächtigen Königs gewinnen! In meiner Einfalt erzählte ich das dem Bischof. Seitdem wachte er darüber, dass es zwischen dir und mir zu keiner Begegnung kam, obwohl ich

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