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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Chlodwigs nach dem Besuch der Königin bemächtigt hatte, konnte auch seine Geliebte nicht vertreiben. Alle Künste, die sie anwandte, blieben an diesem Abend wirkungslos.
    Auch als sie in ihrem Luxusgemach allein waren, trank er weiter, war wortkarg, stierte vor sich hin, stocherte mit den harten Fingernägeln in seinen schwärzlichen, schadhaften Zähnen. Nicht einmal die aufreizenden Ver- und Entkleidungen, mit denen sie ihn stets gut unterhalten hatte, konnten ihn aufheitern. Sonst hatte er sich immer entzückt die Schenkel geschlagen und begehrlich aufgestöhnt, wenn er sie plötzlich hinter dem Wandschirm hervortreten sah – als Göttin Aphrodite oder Diana, als Königin Helena oder Kleopatra, als Kaiserin Messalina oder Faustina. Was sie jetzt auch an Kleidern, Schuhen, Perücken und Schmuck aus ihren Truhen hervorzauberte, um sich blitzschnell in eine dieser verführerischen Berühmtheiten zu verwandeln … nichts kam bei ihm an, nichts entlockte ihm mehr als ein müdes, schiefes Lächeln. Und als sie versuchte, ihn – wie sonst unter großem Vergnügen geschehen – mit  Hilfe von Schminke, Bändern, Gürteln und seidenen Tüchern in einen Paris oder Caesar zu verwandeln, damit er endlich Appetit bekam, wehrte er sie nur unwirsch ab.
    Schließlich gab sie es auf. Sie fühlte auch, dass sie selber nicht ganz bei der Sache war. Ihre Gedanken kreisten bei allem Wirbel und Spiel um einen Entschluss, um ein riskantes Manöver, mit dem sie die Lage, die nach dem Besuch der Königin Chlotilde entstanden und die für sie unzweifelhaft bedrohlich war, wieder beherrschen konnte.
    Es genügte nicht, Chlodwigs Aufmerksamkeit für wenige Augenblicke zu fesseln und abzulenken. Sie musste mehr tun, ein Wagnis eingehen. Solche Höhepunkte hatte sie in ihrem abenteuerlichen Leben nie gescheut und immer genossen. Dennoch spürte sie ihren Herzschlag am Halse, als sie, noch im Schleiergewand der schönen Helena, neben dem König niedersank, ihren Kopf an sein Knie legte und ihn fragte:
    »Bist du eigentlich ganz sicher, dass König Gundobad den Vater und die Mutter deiner Frau umgebracht hat?«
    »Was soll das?«, knurrte er. »Wozu die Frage?«
    »Es könnte doch sein, dass es nicht wahr ist.«
    »Wie?«
    »Vielleicht sind sie ganz anders gestorben. Und er ist unschuldig.«
    »Gundobad – unschuldig?«
    »Dann hättest du gegen ihn Krieg geführt … ihn geschlagen, vertrieben, belagert … obwohl du dazu überhaupt keinen Grund hattest.«
    Er beugte sich über sie, um ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Was fällt dir da plötzlich ein? Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich es ungerecht finde, dass die Königin dir vorwirft, sie nicht gerächt zu haben. Keine Schuld, keine Rache. Ist es nicht so?«
    »Das ist wahr. Aber leider … sie hat ja recht. Jetzt ist alles verloren, der ganze Krieg war umsonst. Der Schurke ist wieder obenauf.«
    »Du verstehst nicht, was ich dir sagen will.«
    »So rede. Oder nein! Schweigen wir lieber. Wozu noch viel darüber reden, es ändert ja nichts.«
    »Vielleicht doch!«
    Sie setzte sich neben ihn auf die Polsterbank, schmiegte sich an ihn und sah ihn groß an.
    »Höre mir zu! Höre mir jetzt aufmerksam zu und antworte mir! Woher weißt du eigentlich, dass König Gundobad die Eltern deiner Frau umbrachte – eigenhändig, brutal und erbarmungslos? Von wem weißt du das?«
    »Von wem ich das weiß? Nun, von ihr. Von Chlotilde.«
    »Und sie? Von wem erfuhr sie es?«
    »Von … Von Remigius. Und …«
    »Und ?«
    »Von dir.« Er starrte sie an und wiederholte: »Von dir! Ich kannte dich ja noch nicht. Sie sagte: ›Da ist eine Nonne gekommen, aus Burgund … oder so eine, die … nun, jedenfalls eine aus einem Kloster bei Genf … von meiner Schwester. Und … hergeschickt hat sie dieser … dieser …‹«
    »Bischof Avitus.«
    »Ja, Avitus. Na und? Was stimmt daran nicht? Ist es nicht so gewesen?«
    »Ich kam aus einem der Klöster bei Genf. Ich kam auch von ihrer Schwester. Der Bischof Avitus hat mich hergeschickt. Aber was ich berichtete, war nicht die Wahrheit.«
    »Nicht die Wahrheit?«
    »Es war nicht einmal die halbe Wahrheit. Es war überhaupt nichts. Es war das Hirngespinst einer verrückten Nonne.«
    »Was sagst du da? Hirngespinst?«
    »Wenn du keinen anderen Grund für den Krieg hattest … diesen gab es nicht!«
    Er rückte ein Stück von ihr ab und lachte ungläubig auf.
    »Hör mal! Wenn du Spaß machen willst, erzähle etwas anderes. Mit solchen Sachen kommst du heute

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