Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Die gesamte Mannschaft, auch die beiden Mädchen, treffen sich heute abend auf IV Ingstersveen.«
    »Und ich wünsche euch allen viel Glück, Rebell!« sagte van Gossen und streckte die Hand aus.
    »Wir werden es brauchen. Danke.«
    Van Gossen verließ Crooks, und nachdem der Mann vom Auftragsdienst mit den Containern gekommen war, begann Shenandoah zu packen. Ein großer, breiter Mann war mit einem schwarzen Ball – einem Wesen aus einer anderen Kultur, einem anderen Sonnensystem, einer anderen Sprache – allein in einem Zimmer. Die Bergungsfirma schien einen mehr als merkwürdigen Start zu haben.
     
    *
     
    Die Bauten waren sachlich und farblos; alle waren sie nach einem vor Jahrhunderten entwickelten Raster aufgestellt, der die Städte in Kombinationen von verschiedengroßen Würfeln verwandelte. Die Straßen und Plätze waren ohne Kurven und mit rechteckigen Kreuzungen. Die Verkehrsmittel, Gleiter und Röhrenbahnen waren in drei Farben gehalten: hellgrau, elfenbein und schwarz. Es war eine farbenlose, stumpfe und langweilige Welt, in der niemand hungerte, niemand fror und niemand aus den vorgezeichneten Schemata ausbrach. Man mußte, um in die Freiheit umzuwechseln, ausgestoßen worden sein – unbeobachtet von den Komputern und von den menschlichen Wächtern der Sitte und Moral war dies nur noch an wenigen Stellen des Systems möglich.
    Hier auf Ingstersveen begann für die fünf Männer die absolute Freiheit.
    Ein Kreis aus dreieckigen Stahlplatten, insgesamt eintausend Meter durchmessend. Vier Bauten, beziehungsweise die Reste von Bauten, umstanden mehr als ein Drittel des Kreisrandes. Das Lager mit den Vorräten; ein Würfel aus Plastikbausteinen, mit hochglänzendem Aluminiumblech verkleidet. Die Positionslichter am Dach waren nicht mehr intakt. Die kahle Platte des zerstörten Wohngebäudes, zehn zu fünfzig Meter groß. Daneben, L-förmig, die ebenfalls vernichtete Werkstatt. Anschließend an den schmalen, langen Teil der Werkstatt war die unversehrte Kuppel des Gewächshauses. Nirgends Licht, nirgends Wärme – die Energie war abgeschaltet worden.
    »Das sieht ja grauenhaft aus!« sagte Cortedanee und sah zu, wie die Sonne hinter der starken Krümmung verschwand. IV Ingstersveen, der vierte Mond des fünften Planeten, besaß einen Durchmesser von viertausendeinhundert Kilometer und eine Schwerkraft, die nicht ins Gewicht fiel.
    »Der Meiler ist noch intakt«, sagte Menadier. »Wir haben in einer Stunde volle Schwerkraft von einem g.«
    Sie alle, die aus den Schiffen gekommen waren, hatten die Magnetsohlen aktiviert und bewegten sich mit schleifenden, krachenden Geräuschen über die Stahlplatte des Raumhafens. Sie hörten die Geräusche durch die leitfähigen Materialien der Anzüge; es gab hier keine Lufthülle.
    »Das gibt Arbeit!« ertönte in der gemeinsamen Kommunikation die Stimme Ensheelas. »Fürchterlich viel Arbeit.« Das Mädchen, reines Erziehungsprodukt von Rodrigo Sarrazin, sprach selten viel.
    »Hier oben ist Arbeit Vergnügen«, sagte Sneeper und lachte laut.
    »Licht!« schrie jemand.
    Die drei Schiffe standen rund um den Startturm, ein pyramidenähnliches, konisches Gebilde aus weißen Röhren. Ihre Heckflossen waren entsprechend magnetisch verankert, und wie eine ungeheure Wand fiel jetzt die Dunkelheit über den Mond. Einzelne Lampen flammten auf. Teilweise waren sie in Gürtel eingehängt, teilweise hielten die Männer kleine Handscheinwerfer.
    »Wir treffen uns im Gewächshaus!« rief Shenandoah. Seine Stimme war deutlich und klar.
    »Richtig!«
    Sieben, nein sechs Lichter bewegten sich aus allen Richtungen auf die gläserne Kuppel zu, hinter der man vage Umrisse erkennen konnte. Ob es nur noch vereistes Holz oder grünende Bäume waren, konnten sie nicht feststellen. Saey Bayard trug die luftdichte Kunststofftasche, in der sich Shemnouk befand. Die Schleuse besaß ein Notaggregat und öffnete sich insgesamt siebenmal ohne Zwischenfall. Die Kegel der Scheinwerfer glitten über dürres Gras, über vertrocknete Büsche und Bäume mit buntem Laub.
    »Jedenfalls scheint die Heizung noch zu funktionieren.«
    Vor zwanzig Tagen hatte das Kommando des juristischen Komputers hier gehaust und alles zerstört, das mit dem Gegenstand des Urteils in Verbindung zu bringen war – dem »Modell«. Der Vorteil einer Auseinandersetzung mit einem Komputer war, daß die Maschine nur berechnen konnte, womit sie programmiert worden war. Ein Versteck Ivor Menadiers war nicht programmiert; also

Weitere Kostenlose Bücher