Die metallenen Herscher
entdeckte es auch niemand.
Die sieben Menschen blieben in einer Gruppe stehen.
»Wo schlafen und wohnen wir?« fragte jemand. »Ich möchte aus dem Anzug hinaus!«
»Vermutlich hier«, erwiderte Ivor. »Es dauert noch etwas. Inzwischen beginnt der Meiler zu arbeiten.«
Die Zeit zwischen Anfahren und Energielieferung betrug rund fünfzehn Minuten. Es war anzunehmen, daß die Leitungen nicht kurzgeschlossen waren; also konnten die Freunde auf Licht und Wärme warten.
Endlich lieferte der Meiler Strom.
Ivor, dem das gesamte Grundstück gehörte, blieb neben der Schleuse stehen und schaltete. Die Bodenfläche der transparenten Kunststoffkuppel hatte einen Radius von dreiundfünfzig Metern. An mehr als zwanzig Punkten flammten jetzt eingebaute Scheinwerfer auf und erfüllten den künstlichen Garten mit Helligkeit. Nur Treen und Crooks kannten die Gewächskuppel; den anderen Freunden war der Anblick ungewohnt. Ivor testete den Sauerstoffgehalt und den Kohlendioxydanteil der Luft und stellte Normalwerte fest. Eine Temperatur von dreiundzwanzig Grad Celsius herrschte hier. Nur die Luftfeuchtigkeit war zu gering.
»Ihr könnt die Helme zurückklappen«, sagte Ivor. »Ich tue mein möglichstes, um uns die ersten Stunden zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden zu lassen.«
Hintereinander justierte er die Thermostaten und die Regler für Wasserversorgung, für Düngerzuführung in den Kreislauf, für Wärme und Sauerstoff, die Beleuchtung und die Filterflüssigkeit innerhalb der Kunststoffkuppel. Es war ein gespenstischer Anblick: Mitten auf einem Mond, auf der einen Seite durch eine schimmernde Stahlfläche, auf der anderen Seite durch blauschwarzen Fels begrenzt, erhob sich eine hohe Kuppel, in der es Licht und Pflanzen gab.
»Sogar die Filtersätze, die in der Versorgungsleitung der Atemluft für unser gesamtes System sitzen, sind intakt«, stellte Ivor fest. »Wir werden nur wenige Sauerstoffflaschen brauchen.«
Sie waren angelangt.
»Und ab jetzt beginnt unser Kampf im Dunkel – wortwörtlich gemeint!«
Es war die Stimme Cortedanees.
Eines war ihnen allen klar: Shenandoah hatte die Männer und Mädchen um sich gruppiert, weil er sie brauchte. Gleichzeitig brauchten sie ihn als Koordinator. Es war unnötig, daß er anordnete; sie wußten genau, was zu tun war. Sie brauchten ihn eher als Symbol.
Ivor ließ sämtliche Lichter brennen. Wie ein Leuchtfeuer leuchtete die Kuppel in die sternenlose Dunkelheit hinaus. Die elektronischen Maschinen in der Kuppel arbeiteten. Sie sammelten Laub, schnitten den vertrockneten Rasen, säuberten die weißen Wege und bereiteten alles für die neuen Herren vor. Die Freunde schliefen in den Kojen ihrer Schiffe.
Shenandoah lag lange wach und überlegte.
Er war begierig, arbeiten zu können, und eine wilde Freude erfüllte ihn, wenn er an die Art des Lebens dachte, die sie alle jetzt führen würden. Und wenn er an die Pläne dachte, die sie alle hatten, die Hoffnung, etwas Unerreichbares wirklich werden zu lassen ... bald darauf schlief er ein.
Der Mond drehte sich, und die Sonne weckte die sieben Menschen.
3
Die Vibrationen der halbautomatischen Werkzeuge erschütterten das winzige Schiff. Während die Blöcke der Triebwerke abgeschraubt wurden, stand Ensheela in der Kombüse und hantierte mit Töpfen und Dosen, mit Vakuumpackungen und tiefgefrorenen Nahrungsmitteln.
»Das All ist kalt,
und nicht jedes Raumschiff ist silbern,
und fast jeder Mond ist rund,
und jede Protuberanz ist lodernd und heiß.
und kein Gegenschein ist tödlich,
aber Sandjord ist fern.«
Ein Lautsprecher, mit dem und einigen Mikrophonen das Schiff an das Funknetz angeschlossen war, knackte scharf. Die Stimme Rodrigo Sarrazins erfüllte den Raum.
»Was rezitierst du für einen Blödsinn, Mädchen? Ist das Essen nicht bald fertig?«
Mit spitzen Fingern ließ Ensheela fünf Theobrominwürfel in die heiße Milch fallen. Die Flüssigkeit begann sich dunkel zu färben und roch intensiv.
»Ich rezitiere Komputergedichte«, erwiderte Ensheela und holte den Toast aus dem Mikrowellenherd. »Unvergleichliche Kunstwerke, hervorgegangen aus dem Rechenwerk eines Elektronenrechners. Nach logischen Gesichtspunkten lyrisch ausgewählt und in Reime gesetzt. Oder willst du etwa bestreiten, daß kein Gegenschein tödlich ist?«
»Wie weit ist der Plan, Treen?« fragte eine andere Stimme mitten in das Gespräch.
»Bald fertig«, erwiderte der bärtige Architekt.
»In dreißig Minuten gibt es
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